Flüchtlings-Haustiere aus der Ukraine: Angespannte Lage in den Unterkünften

Viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bringen ihre Haustiere mit. Abgegeben werden sie nur in den seltensten Fällen. Für die Notunterkünfte in München gibt es deshalb nun eine Ausnahmeregelung.
von  Nina Job, Michael Schleicher
Dieser Hund kam aus der Ukraine nach München.
Dieser Hund kam aus der Ukraine nach München. © Sven Hoppe/dpa

München - Viele ukrainische Familien, die aus ihrer Heimat vor dem Krieg geflüchtet sind, haben ihre Haustiere mitgebracht. Vor allem viele Hunde und Katzen wurden mitgenommen.

Das hat es in dieser Größenordnung offenbar noch nicht gegeben. Wolfgang Rupp, Sprecher der Regierung von Oberbayern, sagte am Dienstag zur AZ: "Bis vor drei Wochen hatten wir in den vergangenen fünf, sechs Jahren nur zwei Mal den Fall, dass Haustiere mitgebracht wurden."

Eine junge Frau aus der Ukraine mit ihrem Hund am Münchner Hauptbahnhof.
Eine junge Frau aus der Ukraine mit ihrem Hund am Münchner Hauptbahnhof. © imago/Sven Simon

München: Striktes Tierverbot in Flüchtlingsunterkünften aufgehoben

Für Flüchtlingshelfer, Hilfsorganisationen und diejenigen, die Regeln aufstellen, bringt das Herausforderungen mit sich. So galt in Asylheimen bislang ein striktes Tierverbot. Dies wurde vielerorts vorerst aufgehoben. "Es macht ja keinen Sinn, den Menschen massenhaft ihre Tiere wegzunehmen", so Rupp. Die Tiere müssen nun lediglich zum Tierarzt und gegebenenfalls geimpft oder gechippt werden.

Dennoch: "Als dauerhafte Lösung ist diese vorübergehende Duldung jedoch nicht vorgesehen", heißt es von der Regierung von Oberbayern. Deshalb sind die Tierheime - übrigens in ganz Deutschland - pausenlos auf der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für die Geflüchteten mit ihren Tieren.

Abgegeben wurden bislang kaum Tiere von geflüchteten Ukrainern: Im Münchner Tierheim waren es bislang fünf. "Und ein Hund wurde wieder abgeholt, als die Familie eine Bleibe fand", berichtet Kristina Berchtold vom Tierheim.

Tierschutzverein München bittet um Futterspenden

Weil sich die meisten Tiere der Geflüchteten also mit ihren Besitzern in den Notunterkünften befinden, braucht es vor Ort dringend Futter – vor allem für Hunde und Katzen. Der Tierschutzverein München hat deshalb nun einen Spendenaufruf gestartet, in dem um Tierfutter sowie Freilaufgehege gebeten wird. "Die Menschen aus dem Kriegsgebiet haben nichts. Sie mussten alles zurücklassen, um sich und ihre Liebsten zu retten. Bitte helft mit, damit auch die ohnehin schon schwer gezeichneten Tiere gut versorgt werden können", heißt es im Aufruf.

Trocken-, Nassfutter sowie Leckerlis und Katzentoiletten sowie Katzenstreu können ab sofort von Montag bis Freitag zwischen 8 und 16 Uhr im Münchner Tierheim (Riemer Straße 270, 81829 München) abgegeben werden. Die Spenden werden von Helfern gesammelt und dann regelmäßig zu Flüchtlingsunterkünften gebracht, in denen es Tiere gibt.

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Seit Dienstag sind zudem täglich Tierschutzinspektoren in der neuen Notunterkunft in der Messe in Riem unterwegs, um sich dort um hilfsbedürftige Tiere zu kümmern. Drei Mal pro Woche ist eine Ärztin dabei.

Eine Katze in einer Münchner Notunterkunft für die Geflüchteten.
Eine Katze in einer Münchner Notunterkunft für die Geflüchteten. © imago/ZUMA Wire

Viele Tierheime haben keinen Platz für Tiere aus der Ukraine

Der Deutsche Tierschutzbund appelliert indes an die Behörden, die Unterkünfte so auszustatten, dass Mensch und Tier zusammenbleiben können. Die Tierheime in Deutschland bereiteten sich darauf vor, Haustiere aus der Ukraine aufzunehmen und zu versorgen. Doch viele hätten nicht genügend Platz, weil in der Corona-Zeit unüberlegt Hunde angeschafft und später an Tierheime abgegeben worden seien, sagt Sprecherin Lea Schmitz.

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