Florian Post wechselt die Partei: Die CSU und ihr SPD-Rebell
München - In der SPD haben viele aufgeatmet, als Florian Post im Sommer seinen Austritt erklärte. Der Mann hat in München polarisiert wie kaum ein anderer. Während sich in der SPD-Führungsriege von politischen Positionen bis zum Stil irgendwann keiner mehr finden ließ, der Post verteidigt hätte, unterstützten ihn daheim im Münchner Norden bis zuletzt viele – und achtbare Wahlergebnisse sprachen auch für Respekt unter den Wählern vor Ort.
Polarisierend im bürgerlichen Eck
Der ehemalige Bundestagsabgeordnete polarisiert – mit Aussagen über Kriminalität und Auto-Poser, Law-and-Order-Forderungen, mit ständigem Schimpfen über Gender-Sternchen und das vermeintlich so abgehobene Establishment seiner (Ex-)Partei. Doch wer sich gefreut hatte, den Mann los zu sein, wurde schnell eines besseren belehrt. In sozialen Medien lederte Post, der Privatmann, zuletzt wie eh und je los. Und nun begegnet die SPD ihm womöglich bald wieder im Wahlkampf – als Gegenspieler.
Hat sich lange angepasst: "Politisch passt es eh"
Post ist gar nicht so überraschend in die CSU eingetreten (AZ berichtete). Schon lange ist in Polit-Kreisen bekannt, wie gut Post mit den Schwarzen kann, gerne erzählt man vom ein oder anderen gemeinsamen Umtrunk. Post selbst sagt der AZ, er pflege viele persönliche Freundschaften in die CSU. "Und politisch passt es eh." Er sei schon immer dem bürgerlichen Lager zuzuordnen. Früher habe das ja auch zur SPD gepasst. "Ich bin völlig mit mir im Reinen. Nur die SPD bietet Leuten wie mir eben keine politische Heimat mehr."
Schweigen in der CSU
In der Führungsriege der CSU gibt man sich ob des prominenten Zugangs recht schweigsam. München-Chef Georg Eisenreich etwa verweist auf Moosach, der dortige Ortsverband habe Post aufgenommen. CSU-Rathaus-Chef Manuel Pretzl lässt sich ebenfalls nur zwei dünne Sätzchen entlocken, teilt mit, er persönlich freue sich "immer über neue Mitglieder", alles weitere sei Sache der Partei.
CSU-Chef in Moosach ist Alexander Dietrich. Der zumindest will gerne über die Personalie plaudern. Dietrich klingt am Telefon durchaus stolz auf seinen Neuzugang. Man kenne sich seit vielen Jahren, betont er, Post sei als langjähriger Abgeordneter tief verwurzelt, Mitglied in vielen Moosacher Vereinen. "Grundsätzlich schaden der Politik Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten nicht – im Gegenteil." Gerade die CSU, sagte Dietrich, sei doch traditionell bekannt gewesen für solche Typen und eine Partei lebe doch von Diskussionen.
SPD wird immer schwärzer
Der letzte prominente Überläufer war der damalige SPD-Fraktionschef Alexander Reissl gewesen, der 2019 zur CSU ging. Auch Reissl ist in Dietrichs Ortsverband. "Beide Fälle zeigen, wo die SPD sich hinbewegt", sagte Dietrich. "Die Motivation war die gleiche. Die SPD vertritt die hart arbeitende Bevölkerung nicht mehr, die etwa mit einem alten Diesel von Moosach nach Neuperlach in die Arbeit fährt, die Familie ernähren muss."
Unterstützung durch Alt-OB Ude
"Vielleicht ist Post bei der CSU an der rechten Stelle", so der SPD-Chef. Ähnlich sieht das SPD-Alt-OB Christian Ude, der Post in Wahlkämpfen unterstützt hatte, "Zwei Personen sind noch kein Trend", betonte er gestern im Gespräch mit der AZ. "Aber ein Signal ist es schon dafür, dass die Integrationskraft der SPD zur Mitte hin nachlässt."

Ude betonte, er werde Post nicht in CSU-Wahlkämpfen unterstützen, warb aber direkt um Verständnis für dessen Schritt. "Die Trennung von der SPD ist von der SPD erzwungen worden", sagte er. "Ich kann mich nicht erinnern, dass je jemand von der eigenen Partei so schlecht behandelt wurde." Natürlich dürfe eine andere demokratische Partei, mit der die SPD auf vielen Ebenen zusammengearbeitet habe, dann eine neue politische Heimat für einen politischen Menschen werden, sagte Ude.
Populismus: "Dann ist er bei der CSU an der rechten Stelle"
Der Münchner SPD-Chef Christian Köning reagierte wenig überrascht auf die Neuigkeiten. "Herr Posts Einschätzung, dass die SPD die Nöte der einfachen Menschen nicht mehr kennt, können wir nicht teilen", sagte er. "Wir beschäftigen uns mit bezahlbarem Wohnen, damit, dass die Leute das Heizen bezahlen können. Herr Post hingegen setzt sich für Immobilienbesitzer ein und spielt Gruppen populistisch gegeneinander aus. Vielleicht ist er dann ja bei der CSU an der rechten Stelle."
Der "Münchner Merkur" hatte spekuliert, Post könne auf eine Bundestagswahlkandidatur 2025 schielen – im Norden, wo er stets für die SPD angetreten war. Den Gedanken weisen in der CSU aber alle weit von sich. Und auch Post selbst. "Ich habe keinerlei Hintergedanken", sagte er gestern. Er sei privat und beruflich sehr zufrieden. "Und wer neu in eine Partei eintritt, hat keinerlei Ansprüche zu stellen." Für die Landtagswahl nächstes Jahr dürfte das ohnehin gelten. Da tritt in Moosach Alexander Dietrich selbst an - Posts neuer CSU-Vorsitzender.