Flixtrain: Keine Billig-Züge von München nach Berlin

Für 10 Euro in die Hauptstadt: Das sollte mit den Flixtrains bald möglich sein. Die AZ erklärt, warum daraus nichts wird – und die teure Neubaustrecke zwischen Berlin und München weiter nur wenig genutzt wird.
München - "Definitiv", betonte ein Sprecher von Flixbus im Oktober, würden die grünen Flixtrains 2019 auf die Strecke München-Berlin starten. Das Unternehmen, bekannt für die grünen Fernbusse, werde sein Schienen-Angebot nach München ausdehnen.
Nachts fährt kein ICE zwischen Berlin und München
Für Bahn-Kunden hätte das eine sehr gute Nachricht sein können. Erstens versprach Flixtrain, das meist etwas ältere, langsamere Züge einsetzt, deutlich günstigere Tickets als die Bahn (ab 9,99 Euro), zweitens wären die Züge – so hofften zumindest Bahn-Kritiker – vielleicht auch am späteren Abend oder nachts gefahren.
Zu diesen Zeiten wird die neue, teure Hochgeschwindigkeitsstrecke bisher gar nicht bedient, von München Richtung Berlin und von Berlin in Richtung München ist die späteste Abfahrt schon vor 20 Uhr.
Trotz Bedarf: Keine Flixtrains für die ICE-Strecke
Flixbus begründet das Ende der München-Pläne auf AZ-Nachfrage mit Problemen bei der Zulassung. "Auf der Strecke dürfen bisher nur ICE fahren", heißt es. "Und wir haben keinen ICE." Zehn Monate müsse man einkalkulieren für die Zulassung neuer Wagen – und die Vergabe der Trasse gelte immer nur für zwölf Monate. "Bleiben zwei Monate, um zu fahren, das lohnt sich nicht." Auf die Strecke dürfe nicht einmal ein französischer TGV.
Das beklagt auch Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. "Wir brauchen einen Gebrauchtwagenmarkt für die Schiene", sagte er gestern. "Wenn in Deutschland keine Züge zur Verfügung stehen, muss es möglich sein, international Hochgeschwindigkeitszüge zu kaufen." Doch dazu brauche es klare Standards, welche Züge europaweit auf solchen Strecken zugelassen sind.
Auch der Münchner Grünen-Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek klagte im Gespräch mit der AZ: "Wenn die Bahn das nicht schultern kann, brauchen wir auf der Strecke mehr Wettbewerb." Abends sei es schwierig wegzukommen, "nachts unmöglich". Der Bund müsse der Bahn unbedingt Nacht-Verbindungen vorschreiben, sagte Janecek. "Und sonst dafür sorgen, dass es andere Anbieter machen."
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