Fliegerbombe entschärft - Schwabing bleibt cool

Die Fliegerbombe, die am Ackermannbogen gefunden worden ist, ist entschärft. 3000 Münchner sind zurück in ihren Wohnungen.
von  Ralph Hub

München - Schwabing kann aufatmen. Der Blindgänger am Olympiapark ist entschärft. Die 250-Kilo-Fliegerbombe lag mitten in einem Neubaugebiet, in dem 8000 Menschen leben. Die Folge war eine der größten Evakuierungen der letzten Jahre.

Mit Taschen bepackt verlassen gegen 10 Uhr die ersten Menschen ihre Wohnungen. „Wir fahren einen Tag früher in den Urlaub“, erzählt Heinz B. (38). Der Ingenieur und seine Familie wollen nach Italien.

Feuerwehrmänner gehen von Haus zu Haus, klingeln an jeder Wohnung. „Wir haben Glück, die Meisten sind bereits in die Arbeit“, sagt Einsatzleiter Michael Schmid, „fast alle, die noch zu Hause sind, haben Verständnis für die Sicherheitsmaßnahmen.“

 

Geisterviertel Ackermannbogen

 

8000 Leute sind in dem Viertel südlich des Olympiaparks gemeldet. Ein sehr dicht besiedeltes Gebiet. Deshalb ist die Polizei zunächst skeptisch, dass der Zeitplan der Evakuierung eingehalten werden kann. „3000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen“, sagt Polizeisprecher Gottfried Schlicht. Etwa 300 machen sich auf den Weg in die Olympiahalle. Dort gibt es warme Getränke und eine Brotzeit. „Ich bin mit meiner Oma hier“, erzählt Martin (12), „,meine Eltern sind in der Arbeit.“

50 Menschen sind bettlägerig. Die Feuerwehr hilft ihnen beim Verlassen der Wohnungen. 16 Patienten werden in Krankenhäuser gebracht.

Bereits am Mittag gleicht die Siedlung am Ackermannbogen einem Geisterviertel. Beim Italiener herrscht gähnende Leere, der Bäcker hat einen Zettel in die Ladentür gehängt. „Wegen Bombenentschärfung geschlossen“, steht drauf.

Bis 15 Uhr ist das Viertel komplett geräumt. Einsam zieht ein Polizeihubschrauber am Himmel seine Runden. Er soll überprüfen, ob der Gefahrenbereich rund 500 Meter um den Blindgänger tatsächlich menschenleer ist.

Erst jetzt ziehen sich Polizei und Feuerwehr zurück. Die beiden Sprengmeister Michael Filips (48) und Martin Radons (38) machen sich an die Arbeit.

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Die Bombe war bereits am Vortag vorsichtig freigelegt worden. Der Blindgänger steckt beinahe senkrecht im Boden. Darurch kommt man nur an einen der Zünder heran. „Ein Standardmodell mit zwei konventionellen Aufschlagzündern“, sagt Martin Radons. Kurz vor 15.30 Uhr beginnen die Experten, die Zünder vorsichtig herauszuschrauben. Nach mehr als 70 Jahren in der feuchten Erde haben die Gewinde keinen Rost angesetzt.

Um 16.13 Uhr melden die Sprengmeister: „Job erledigt“. Die Zünder ließen sich problemlos entfernen. Michael Filips: „Vorsichtig muss man immer sein, bei Blindgängern kann jederzeit etwas schief gehen.“

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