"Finde den Fehler": Unverständnis für Lockdown-Lockerungen in München
München/Weilheim - Die Corona-Notbremse hat die Stadt München am Sonntag erst angezogen, doch bereits am Mittwoch wird sie wieder gelockert. "Nachdem heute die Münchner 7-Tage-Inzidenz zum dritten Mal in Folge laut RKI unter 100 liegt, gilt nach der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung ab kommenden Mittwoch wieder die Inzidenzeinstufung 50-100", teilte die Stadt am Ostermontag offiziell mit.
Dr. Christian Lübbers: Viele Reaktionen auf kritische Tweets
Das sorgt bei vielen für Kopfschütteln und großes Unverständnis. Allen voran der Weilheimer HNO-Arzt Dr. Christian Lübbers spricht vielen Menschen mit seinen aktuellen Tweets aus dem Herzen. Das zeigen die bereits über 3.000 Reaktionen - auch der TV-Satiriker Jan Böhmermann hinterließ sein Like.
"München hat Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag den dritten Tag in Folge den Inzidenzwert von 100 unterschritten. Das bedeutet, die verschärften Corona-Regeln können ab Mittwoch wieder gelockert werden. Finde den Fehler", schrieb Lübbers am Montag.
Zuvor hatte er schon mit Äußerungen wie "wer sinkende Inzidenzen über die Osterfeiertage als Erfolg verkaufen will, will uns für dumm verkaufen" für Aufmerksamkeit gesorgt. "Lieber einen kurzen echten Lockdown gefolgt von vernünftigen Test-, Modell- und Öffnungskonzepten als weiterhin dieses Herumgeeiere über Monate", fügte er hinzu.
Die Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI), wonach die über die Ostertage gemeldeten Infektionsfälle eher nicht die tatsächliche Entwicklung abbilden, da sehr wahrscheinlich deutlich weniger getestet wurde, ist für den München-Beschluss nicht relevant. Viele Twitter-User machen ihrem Ärger darüber Luft.
Lockdown statt Lockerungen: Göring-Eckhardt plädiert für "radikalen Wellenbrecher"
Auch aus der Politik werden die Rufe nach einem härteren Vorgehen der Bundesregierung lauter. So verlangt Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckardt von der Bundesregierung ein härteres Vorgehen gegen die Pandemie. "Wir brauchen jetzt einen radikalen Wellenbrecher", sagte sie der "Welt". "Die Bundesregierung darf nicht noch mehr wertvolle Zeit verlieren."
Laschet fordert "Brücken-Lockdown"
Und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet forderte am Montag einen "Brücken-Lockdown", mit dem die Zeit überbrückt werden solle, bis viele Menschen geimpft seien. Die Lage erfordere es, "dass wir nochmal in vielen Bereichen nachlegen", sagte der CDU-Bundesvorsitzende nach einem Besuch des Impfzentrums der Städteregion Aachen.
Er sei sich bei seiner Einschätzung der Lage mit vielen Ministerpräsidenten, Kanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) einig. Spahn hatte zuvor über das Osterwochenende Hoffnungen gemacht, dass vollständig Geimpfte nach der dritten Infektionswelle genauso wie Negativgetestete schneller Freiheiten beim Einkaufen und Reisen zurückerhalten könnten.