Filmtheater: Dem Krieg und der Multiplex-Konkurrenz getrotzt
München - Alles begann mit einer goldbedruckten Ehrenkarte, die an einige hundert prominente Münchner versandt wurde. "Zur Eröffnungsvorstellung der Sendlingertor-Lichtspiele beehre ich mich Euer Hochwohlgeboren auf Freitag, den 17. Oktober 1913 abends 8 Uhr ergebenst einzuladen", schrieb der Münchner Kino-Pionier Carl Gabriel darin.
So schildert es Gabriele Jofer in der Chronik "Wir feiern 100 Jahre Filmtheater Sendlinger Tor", 2013 erschienen. Über den Premierenabend heißt es darin: "Der opulente Raum war festlich dekoriert, die Bögen des Galeriegeschosses erstrahlten in effektvoller Beleuchtung und im versenkten Orchesterraum setzte die Hauskapelle an, den Abend zu eröffnen."
Bomben trafen das Filmtheater
Im Jahr 1920 verkaufte Gabriel seine drei Kinos, darunter das Sendlingertorkino, an die Ufa, ein Potsdamer Filmunternehmen. Er blieb aber bis 1928 Leiter und Repräsentant "seiner Kinos". 1939 vollzog man erhebliche Umbauten, es entstand damals weitgehend die heutige Fassade. Innen fand ein farblich weiches Rot, mit Gold abgesetzt, Einzug. Trotz Gleichschaltung im Dritten Reich gingen die Münchner weiter begeistert ins Kino, das neben Propagandastreifen auch filmische Flucht in Fantasiewelten ermöglichte. Neun Millionen Besucher waren es laut Chronik etwa im Jahr 1937.
Die Bombenangriffe auf München trafen 1944 auch das Sendlingertorkino, zerstörten es jedoch nicht vollständig. Kurz nach Kriegsende wurden bereits wieder Filme gezeigt, zunächst nur für amerikanische Soldaten unter dem Namen Central Theater. Ende 1946 konnten dann auch Münchner wieder dem Filmeschauen fröhnen. Zu diesem Zeitpunkt übernahm die Familie Preßmar den Betrieb.
Institution trotzt der Konkurrenz
In den 1950er Jahren explodierten die Besucherzahlen, trotz inzwischen 130 Mitbewerbern in der Stadt. 1997 wurde das Kino erneut aufpoliert. 2003 kam mit dem Mathäser ein erster Multiplex nach München, doch das Filmtheater trotzte der neuen Großkonkurrenz. Und tut es bis heute.
Lesen Sie hier den AZ-Kommentar: Filmtheater vor dem Aus - Jetzt sind wir gefordert!
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