Falsche Entsorgung: Viele Münchner schmeißen Elektroschrott in Hausmüll
München - In jeder Woche brennt es in einer Mülldeponie oder in einer Sortieranlage in Deutschland, sagt Rüdiger Weiß. Er ist der Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Entsorgungsunternehmen. "Erst vor kurzem ist in Österreich ein Mitarbeiter gestorben. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis so etwas bei uns passiert."
Grund für die Brände seien vor allem Lithium-Ionen-Akkus, die in allen möglichen Geräten stecken: Smartphones, Tablets, E-Räder, E-Autos, Digitalkameras. Doch die Akkus werden oft einfach in den Müll geworfen. Das ist gefährlich: Wirkt Druck auf diese Akkus ein, können sie sich entzünden – "und ganze Sortieranlagen abfackeln", schildert Weiß.
Großes Problem: 2016 landeten 1.800 Tonnen Elektroschrott im Hausmüll
Auf den Deponien der Münchner Abfallwirtschaftsbetriebe (AWM) habe es bislang nicht gebrannt, antwortet eine Sprecherin auf eine AZ-Anfrage. Ein Problem ist der Elektroschrott trotzdem: In München werden laut der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWM) pro Kopf und Jahr etwa fünf Kilo Elektroschrott gesammelt. Deutschlandweit ist es fast doppelt so viel.
"Da liegt der Verdacht nahe, dass in München viel über den Hausmüll entsorgt wird", sagt Stadträtin Julia Post, die sich bei den Grünen um das Thema Recycling kümmert.

2016 zeigte eine Analyse des AWM, dass 1.800 Tonnen Elektroschrott pro Jahr im Restmüll landeten. Das sei nicht nur gefährlich – auch gehen wertvolle Rohstoffe verloren, sagt Post.
Grünen-Vorschlag: Stadt soll Info-Kampagne für Elektromüll-Entsorgung starten
Sie will deshalb das Recycling von Elektromüll steigern. Denn sie glaubt, dass viele schlicht nicht wissen, was sie mit dem alten Handy oder der leeren Batterie machen sollen. Zwar müssen seit Juli Supermärkte ab einer Größe von 800 Quadratmetern Elektrogeräte wie Rasierer, Mixer oder Smartphones kostenlos zurücknehmen. Doch das sei kaum bekannt, meint Post.
Sie fordert deshalb, dass die Stadt eine Info-Kampagne startet. Bislang sei es hauptsächlich um die Vermeidung von Plastikmüll gegangen.
Ist ein Pfand für größere Akkus die Lösung?
Außerdem sollte die Stadt noch mehr Sammelstellen etwa in Stadtbibliotheken einrichten, findet Post. Und die Verwaltung sollte bei ihren eigenen Geräten mehr darauf achten, unter welchen Bedingungen sie produziert wurden. Anträge dazu will die Grünen-Fraktion am Freitag einreichen.
Auch Rüdiger Weiß hat Ideen, um das Elektromüll-Problem zu lösen – etwa ein Pfand für größere Akkus, wie sie in E-Scootern stecken. Sogar an Verbote denkt er: Der Kinderturnschuh mit dem blickenden Lämpchen in der Sohle, die Grußkarte, die ein Ständchen bimmelt. "Braucht es das wirklich?", fragt Weiß.
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