Falsche Bekannte: Trickbetrüger zocken Münchner Senioren ab
München - Hätte der Bayreuther Anwalt Alexander Schmidtgall fünf Minuten früher die Brücke über die Autobahn passiert, hätte der Prozess gegen ein mutmaßliches Betrüger-Trio (17, 28 und 57 Jahre alt) pünktlich beginnen können.
IAA-Protest auf der Autobahn: Strafverteidiger hängt im Stau fest
So aber wurde der Strafverteidiger von einer Blockadeaktion von IAA-Gegnern ausgebremst. Nichts ging mehr in Richtung München, Schmidtgall saß fest und im Strafjustizzentrum übte man sich gezwungenermaßen in Geduld.
Es ist 11.42 Uhr, als der Prozess dann am Dienstag doch endlich beginnen kann. Anklageverlesung, Statements der Angeklagten, die Aussagen von Opfern und Ermittlern müssten eingeholt und ins Tschechische übersetzt werden. Ein strammes Programm für einen Tag. Zu stramm, wie sich bald herausstellt.
Staatsanwalt Kai Gräber legt dem Trio zur Last, an der Abzocke zweier Münchner Senioren beteiligt gewesen zu sein. Einmal wird einem 68-Jährigen am Telefon weisgemacht, dass ein Nachbar Geld für die Ersteigerung einer Immobilie benötige. Der 68-Jährige fällt darauf rein und hebt 16.000 Euro von seinem Konto ab, übergibt das Geld der angeklagten 17-Jährigen, die angeblich als Praktikantin bei einem Notar arbeite.
Im zweiten Fall ist eine 84-jährige Münchnerin das Opfer der Betrügerbande. Auch in ihrem Fall bittet ein angeblicher Bekannter um Geld für einen Immobilienkauf in Rosenheim. Die 84-Jährige erklärt sich einverstanden und übergibt am 8. Mai des vergangenen Jahres 25.000 Euro. Doch die Polizei ist den Betrügern diesmal auf der Spur. Kurz nach Überqueren der tschechischen Grenze werden die Betrüger mitsamt ihrer Beute festgenommen.
Prozess muss ausgesetzt und neu terminiert werden
Das Trio wird ausgeliefert. Doch der Prozess stockt am Dienstag aufgrund der Autobahnblockade. Die einzige Hoffnung das Verfahren doch noch über die Bühne zu kriegen, wäre ein sogenannter Deal, der die Beweisaufnahme verkürzen würde.
Der Staatsanwalt Kai Gräber erklärt, was er sich als Strafmaß bei einem vollen Geständnis der Angeklagten vorstellen kann. Die Spanne beträgt mindestens zwei bis maximal drei Jahre und sechs Monate Haft, je nach Tatbeitrag. Doch der 28-jährige Angeklagte lehnt den Deal ab. Der Prozess muss ausgesetzt und neu terminiert werden.
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