Fall Reiter: Monatzeder unterschrieb Dienstreise

Weil Ude und Strobl im Urlaub waren, landete der Antrag auf dem Schreibtisch des 3. Bürgermeisters. Am Mittwoch kommt’s zum Showdown im Stadtrat  
Willi Bock |
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Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) und Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD).
Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) und Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD).

 Weil Ude und Strobl im Urlaub waren, landete der Antrag auf dem Schreibtisch des 3. Bürgermeisters. Am Mittwoch Showdown im Stadtrat

München - Die Stimmung bei Rot-Grün im Rathaus wird immer unterkühlter: Besonders seit sich der grüne Stadtvorstand an die Spitze der Protestbewegung um die London-Reise des SPD-OB-Kandidaten und Wirtschaftsreferenten Dieter Reiter stellt. „Dabei hat der grüne Bürgermeister Hep Monatzeder diesen Dienstreise-Antrag doch unterschrieben!“, sagen Genossen zur AZ empört.

Seit Anfang der 90er Jahre ist es die Aufgabe des zweiten Bürgermeisters, die Auslands-Dienstreise-Anträge der Referenten zu unterschreiben. Das ist Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD). Wenn Sie nicht da ist, unterschreibt der dritte: Das ist Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne).

So ging das auch, als im Mai der FC Bayern in der Protokollabteilung anrief und OB Ude und den Wirtschaftsreferenten (und Hoeneß-Freund) Reiter „persönlich“ eingeladen hatte.

Zwei Rechtsabteilungen hatten die Einladung geprüft und für rechtens befunden. OB Ude war im Urlaub auf Mykonos. Bürgermeisterin Strobl war in den Ferien. Somit landete der Antrag auf Monatzeders Schreibtisch. Ude hatte ihm telefonisch sein Okay gegeben. Da hat Monatzeder unterschrieben. „Sonst hätte es doch geheißen, der 1860-Fan Monatzeder gönnt das dem Bayern-Fan Reiter nicht“, heißt es im Rathaus. Das Kästchen „Es fallen keine Reisekosten an“ war angekreuzt, handschriftlich stand daneben: „Kosten übernimmt der FC Bayern.“

Monatzeder war eine Woche nach Reiters London-Trip als Vertreter der Stadt beim Pokalfinale Bayern gegen Stuttgart in Berlin – bei Bayerns Triple-Feier also. Hotel und Flug zahlte die Stadt, erfuhr die AZ. Eingeladen hatte in diesem Fall nicht der FC Bayern, sondern der DFB. „Wenn die Stadt die Kosten übernehmen muss, legen wir sehr strenge Maßstäbe an, ob diese Dienstreise notwendig ist“, sagt OB Ude: „In den Fällen eines Champions-League-Finales hat es unterschiedliche Regelungen gegeben.“ Mal zahlte die Stadt Flug und Hotel, mal der FC Bayern. Auch in den Fällen, in denen OB Ude mit nach Mailand oder Madrid geflogen war.

Der grüne Bürgermeister Monatzeder zählt im Rathaus zu den Viel-Reisenden. Ihm zahlte die Stadt etwa eine Reise für ein Klimaschutzprojekt mit den Ashaninka-Indianern im peruanischen Regenwald.

Für manchen Münchner Genossen sind die Grünen momentan ein rotes Tuch. „Mit den Vorwürfen gegen Reiter wollen sie ihre eigene OB-Kandidatin Sabine Nallinger in die Stichwahl bringen“, raunen Sozialdemokraten.

Das rot-grüne Verhältnis ist ohnehin seit Monaten belastet: SPD-Fraktionschef Alexander Reissl hat die Grünen gefressen („Die sind nicht unsere kleine Schwester, sondern ein politischer Konkurrent“). Und Sabine Nallinger hat als OB-Kandidatin vom ersten Tag an ihrem Gegner Reiter die offene Feldschlacht erklärt: Der könne nichts außer Wiesn. Somit bekommt die Affäre um die vom FC Bayern bezahlte Reise zum Champions-League-Finale im Mai eine neue Dimension. Die erste war das mangelnde Fingerspitzengefühl – dafür, was Berufspolitiker in der heutigen Zeit noch annehmen können.

Am Mittwoch kommt es zum Showdown im Stadtrat. Dann will OB Ude auch über andere Dienstreisen berichten, die Brisanz haben könnten, wie er im AZ-Interview angekündigt hat. „Schluss mit den Spekulationen, Fakten auf den Tisch“, sagt SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. Sein CSU-Kollege Josef Schmid hat sich in der Sache bisher auffallend zurückgehalten.

Die Debatte wird am Mittwoch im Internet unter „muenchen.de“ live übertragen. Die Sitzung beginnt um 9 Uhr.

 

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