Fall Krätz: Der Nachfolger steht bereit
München - Der Münchner Gastronom Able ist mehr Hagen als Siegfried, wie er tatsächlich mit Vornamen heißt. Das Vitamin B hilft ihm seit Jahren, und seine Karriere gelingt trotz mancher Behörden-Bollwerke mit einer Leichtigkeit.
Das Genehmigungs-Kunststück „Eiszauber“ auf dem Stachus zum Beispiel schaffte nur Siegfried Able und ließ andere Bewerber im Regen stehen. Im Moment steht er im Mittelpunkt im Kampf um die Hippodrom-Nachfolge, der jetzt wohl in die grobe Phase geraten ist, seitdem durch das gestrige Urteil feststeht, dass Entertainer-Wirt Sepp Krätz das Prädikat der Zuverlässigkeit verliert und von der Wiesn fliegt.
Eine „Exklusiv“-Meldung in einer Münchner Zeitung mit den größten Buchstaben elektrisierte mich, dass angeblich Siegfried und seine Frau Sabine Able sich nicht mehr für das Kalbskuchl-Zelt beworben hätten. Das klingt dann doch überraschend.
Kannte er bereits im Dezember 2013 bei Eingabeschluss, dass er Favorit ist? Ein Hellseher ist er wohl nicht. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich auch mindestens drei andere Gastronomen, wie in der AZ berichtet, auf den „Ernstfall“ vorbereitet und Verträge mit zwei führenden Zelt-Herstellern geschlossen. Ich telefonierte mit Able. Wie ein geschickter Politiker wand sich Siegfried, dessen Familienclan die Wiesn mit vielen Standln (Panini, Mandeln, Eis, Spanferkel) übersät hat und die von Großgastronom Hermann Haberl (1939-2011) erfundene „Ochsn-Semmel“ auf dem Oktoberfest verkauft: „Ich kann es nicht bejahen, aber auch nicht verneinen. Es stört den Vergabe-Modus.“ Ich wollte eine konkretere Antwort. Haben Sie die Kalbskuchl zurückgezogen?
Able: „Nein, das ist ja mein Zelt, das mir gehört.“
Zählen Sie zu den Hippodrom-Bewerbern, wenn Krätz verurteilt wird? Haben Sie sich beworben?
Able: „Ja, das ist doch klar, wenn so ein Objekt zur Verfügung steht. Ich wünsche Krätz allerdings bei allem, dass er bleibt.“ Um das Wirrwarr zu entflechten: Able, der mit Bürgermeisterin Christine Strobl verwandt, mit Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) befreundet ist und bekannt dafür, die schönsten SPD-Weihnachtsfeiern zu organisieren, hat sich für ein neues Zelt beworben. Das Hippodrom kann man allerdings als neuer Interessent nicht so ohne Weiteres beerben, weil erstens Sepp Krätz das Hippodrom-Zelt besitzt und zweitens sich den Namen des historischen Wiesn-Wahrzeichens geschützt hat.
In der Wiesn-Insider-Szene hört man das Gras wachsen. Lobbyist und CSU-Stadtrat Mario Schmidbauer sagte mir – vorsichtig formuliert – am Freitag: „Nach meinen Erfahrungen wird das Kalbskuchl-Zelt weitergehen – mit einem neuen Betreiber.“