Fall Cetin Oraner: Video soll seine Unschuld belegen

München - Das Video wurde von einem Zeugen beim Polizeieinsatz am vergangenen Sonntag am Stachus gedreht. Eigentlich soll es die Version des Linke- Stadtrats Cetin Oraner stützen, wonach nicht er einen Polizisten attackiert hat, sondern er das Opfer eines Angriffs ist.
Verschickt wurde das Video vom Sprecher des Kurdischen Gesellschaftszentrums. Es ist knapp 54 Sekunden lang. Es zeigt Menschen vor dem Karstadt Sporthaus. Demonstranten stehen USK-Beamten gegenüber, die einen Verdächtigen festnehmen, der einen Polizisten als „scheiß Türken“ beschimpft hat. Die Stimmung ist aufgeheizt. Leute rufen durcheinander. Sie werden von hinten gefilmt. Eine Frau mit Pferdeschwanz ist zu sehen, daneben ein Mädchen.
Bei Sekunde 28 springt das Bild plötzlich aus unerfindlichen Gründen. Leicht zu erkennen an der veränderten Kopfhaltung des dunkelhaarigen Mädchens. Sie ist erst im Profil zu sehen. Dann ist ihr Gesicht plötzlich direkt auf die Kamera gerichtet. Doch die dazu notwendige Drehung ihres Kopfes fehlt. Das weckt den Verdacht, dass bei dem Video getrickst und etwas herausgeschnitten wurde.
Sind darauf die Bilder zu sehen, die den Angriff auf einen Polizisten zeigen? Interessant ist die Stelle, weil nur einen Augenblick später eben jener Polizist unvermittelt nach vorne stürmt und einen Mann in schwarzer Lederjacke und grauem Kapuzenshirt attackiert. Der Mann ist Cetin Oraner, Stadtrat der Links-Partei. Er behauptet, er habe nichts getan. Der Polizist habe ihn grundlos geschlagen und zu Boden gestoßen.
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Der Polizeiobermeister hat dagegen eine ganz andere Version. Der Beamte gab zu Protokoll, er sei zuerst geschlagen und dann in den Unterleib getreten worden. Als Angreifer identifizierte er laut Polizei Cetin Oraner (48). Der Stadtrat der Linken wurde deshalb am Rande der Demo abgeführt und von der Polizei zwei Stunden in der PI 11 festgehalten. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung.
Im Präsidium zeigt man sich überzeugt, dass der USK-Beamte korrekt gehandelt hat. „Er hat auf einen Angriff reagiert und ist dann zurück in die Formation“, so ein Polizeisprecher.
Das Video von der Prügelei liegt inzwischen auch der Polizei vor. Fachleute prüfen, ob es tatsächlich manipuliert wurde. Ein Speicherchip, der bei einem Demonstranten am Sonntag beschlagnahmt wurde, ist ausgewertet. Laut Polizei sind keine Details von der Prügelei zu erkennen.
Der Fall ist am 21. Oktober Thema im KVR-Ausschuss. Der Stadtrat bleibt bei seiner Darstellung: „Ich habe nicht geschlagen oder getreten.“
Der Polizist berichtet dagegen, Oraner habe mit dem Bein ausgeholt und zugetreten wie ein Fußballer. Dabei habe er knapp die Hoden verfehlt. Der Beamte wurde am Penis und am Schambein getroffen. Auch im Gesicht hat der Polizist eine Verletzung, Spuren eines Schlages durch einen weiteren Demonstranten.