Fahrgäste verprügelt? MVG-Busfahrer verurteilt

Der Fahrer ermahnt ein junges Pärchen zu mehr Ruhe im Bus. Als die beiden Teenager dann aussteigen, kommt es zum Handgemenge. Dafür soll der Fahrer nun 6400 Euro Strafe zahlen.
von  Torsten Huber
6.400 Euro Geldstrafe wegen vorsätzlicher Körperverletzung soll Busfahrer Toni B. (40) bezahlen.
6.400 Euro Geldstrafe wegen vorsätzlicher Körperverletzung soll Busfahrer Toni B. (40) bezahlen. © th

Der Fahrer ermahnt ein junges Pärchen zu mehr Ruhe im Bus. Als die beiden Teenager dann aussteigen, kommt es zum Handgemenge. Dafür soll der Fahrer nun 6400 Euro Strafe zahlen.

München - Der MVG-Busfahrer Toni B. (40) ist perplex: „Ich habe nichts getan und werde trotzdem verurteilt. Was ist das für ein Gesetz?“ Das Amtsgericht sieht es als erwiesen an, dass der Familienvater während einer Dienstfahrt zwei Fahrgäste angegriffen und verprügelt hat. Wegen vorsätzlicher Körperverletzung muss B. 6400 Euro Geldstrafe zahlen.

Der Angeklagte, der keinen Strafverteidiger an seiner Seite hat, ist empört: „Ich nehme einen Anwalt und gehe in Berufung.“ Passiert ist der Vorfall im April 2012. Toni B. steuert den Linienbus 133 in der Nachtschicht. 50 Stationen – vom Rotkreuzplatz bis Forstenrieder Allee.

B. sagt: „Wir haben nicht nur den Stress mit dem Verkehr – auch einige Fahrgäste können unangenehm werden. Meine Kollegin fährt jetzt U-Bahn, weil sie da mit den Fahrgästen nichts mehr zu tun hat.“ Gegen 20 Uhr, in Höhe der Haltestelle Trappentreustraße, hört B. ein junges Pärchen im Bus grölen und toben: „Ich habe selber Kinder, die sind auch laut – aber die beiden waren extrem.“

Ein älterer Herr beschwert sich bei ihm über die renitenten Jugendlichen. Toni B.: „Als Fahrer muss ich eingreifen, wenn sich Fahrgäste beschweren. Ich fordere das junge Paar laut auf, Ruhe zu geben.“ Am Gollierplatz steigt es aus.

Was dann geschieht, schildern die Schülerin Lena G. (14) und ihr Freund Maxi B. (18, Namen geändert) so: „Wir sind frisch verliebt und gut drauf gewesen.“ Dass sie der Busfahrer so anschnauzte, habe sie verärgert. Als sie aus dem Bus gestiegen sind, gestikulierte Lena mit der Hand, dass Toni B. ein Depp sei.

Daraufhin habe der gestoppt, sei aus dem Bus gesprungen und habe Lena am Kragen gepackt. Er habe ihre Personalien gefordert. Ihr Freund sei zur Hilfe geeilt. Daraufhin habe Toni B. den jungen Mann mit einem Faustschlag zu Boden gehauen. Als Maxi bereits am Boden lag, habe der Fahrer weiter auf ihn eingeschlagen.

Maxi erleidet Schürfwunden und Kratzer an Hals und Kopf. Der Busfahrer stellt das anders dar: „Beim Aussteigen kommt sie bei mir vorbei. Sie zeigt mir den Mittelfinger und sagt: ,Fick dich, Alter!’“ Daraufhin sei er ihr nach und habe sich in den Weg gestellt: „Ich verlange ihre Personalien.

Dann packt mich ihr Freund am Hals und würgt mich. Mit einem Tritt gegen seine Beine bringe ich ihn zu Boden.“ Ein anderer MVV-Fahrer, der an jenem Tag die Buslinie in entgegengesetzter Richtung fährt und zum Handgemenge am Gollierplatz hinzukommt, sagt vor Gericht für den Fahrerkollegen aus: „Ich sehe, wie der junge Mann Toni am Hals packt. Das Mädchen sehe ich nicht. Es ist dunkel. Ich alarmiere die Polizei.“

Diese Aussage überzeugt die Amtsrichterin Karin Jung allerdings nicht: Sie verurteilt Toni B. Die Polizei wird im Verfahren nicht gehört. Und die Überwachungsvideos im Bus und Haltestelle sind gelöscht. Toni B. will jetzt mit Anwalt Jochen Ringler seine Unschuld vor dem Landgericht beweisen.

 

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