Fachstelle gegen Einsamkeit in München wird abgelehnt

Abgelehnt: In München soll es keine Fachstelle gegen Einsamkeit geben. Laut Stadt gibt es bereits genug Angebote. Die CSU will nun wenigstens eine Kampagne.
Irene Kleber |
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Viele Menschen in Deutschland sind von Einsamkeit betroffen. (Symbolbild)
Frank Leonhardt/dpa Viele Menschen in Deutschland sind von Einsamkeit betroffen. (Symbolbild)

München - Die Begründung ist kurz und trocken: Die Hilfen der Stadt München seien "geeignet" und "ausreichend", um einsame Menschen in der Stadt zu erreichen. Weshalb es nicht nötig sei, eine Fachstelle gegen Einsamkeit zu gründen. So jedenfalls sieht es das Sozialreferat – und bügelt damit eine Idee ab, die CSU-Stadträtin Anja Burkhardt vor knapp einem Jahr hatte. Am Dienstag will SPD-Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) den CSU-Antrag im Sozialausschuss ablehnen.

Entsprechend enttäuscht reagiert Anja Burkhardt: "Natürlich gibt es Angebote für einsame Menschen in der Stadt", sagt sie. Da sind etwa die Malteser, die versuchen, ehrenamtliche Hausbesucher für alleinstehende Senioren zu finden. Da gibt es kostenlose Mittagstische für Rentner in Alten- und Servicezentren und aufsuchende Hausbesuche. Oder das Pilotprojekt SAVE, bei dem Streetworker ältere Menschen auf der Straße ansprechen, um Hilfen zu vermitteln.

Unterschiedliche Gründe für Einsamkeit

"Das ist aber nicht mein Ansatz", so die CSU-Politikerin. Sie habe sich eine Art Plattform oder Anlaufstelle gewünscht, bei der alle vorhandenen Hilfen so gesammelt und präsentiert werden, dass jeder betroffene einsame Münchner dort für sich schnell und übersichtlich die richtige Anlaufstelle findet.

Denn die Gründe, warum Münchner in ein tiefes Loch der Einsamkeit fallen, sind sehr unterschiedlich. "Einsamkeit kommt oft sehr plötzlich mit einer eklatanten Veränderung im Leben", sagt die Stadträtin. "Das kann ein Umzug sein, eine Trennung, ein Jobverlust, die Rente, dass Kinder flügge werden, oder dass vertraute Menschen das Umfeld verlassen, weil deren Leben sich geändert hat."

Einsamkeit kann alte und junge Menschen treffen

Besonders hart trifft es ältere und hochbetagte Menschen, deren (Ehe-)Partner und Freunde über die Jahre gestorben sind, und die nun ohne ihren vertrauten Kreis allein zurückbleiben. Aber auch viele jüngere Leute, die für einen Job in München woanders ihre Freunde und familiären Bande zurückgelassen haben, fühlen sich hier oft völlig isoliert.

"Auch wenn man die eine oder andere Bekanntschaft hat", so Anja Burkhardt, "man trifft sich ja nicht jeden Tag. Ich finde, es reicht nicht, wenn wir als Stadt argumentieren: Wir machen ja schon genug, wir wollen kein Geld für weiteres Personal ausgeben." In der Single-Hauptstadt München leben immerhin in mehr als jedem zweiten Haushalt Menschen allein. "Und dass Einsamkeit ein Auslöser sein kann für schwere Krankheiten wie Depressionen oder Herzkrankheiten, ist längst belegt."

Anja Burkhardt will es bei der Ablehnung einer "Fachstelle" nicht bewenden lassen. "Ich werde vorschlagen, dass als Alternative zumindest eine Kampagne zum Thema Einsamkeit gemacht wird. Mit dem Ziel, dass betroffene Münchner Angebote leichter finden und sich so schneller Hilfe holen können."

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