Täglich lange Schlangen: Warum Münchner von bestimmten Shops gerade nicht genug bekommen

Ende April hat in München der Zimtschnecken-Laden Cinnamood eröffnet. Das süße Gebäck war so begehrt, dass sich lange Schlangen vor dem Shop bildeten. Die AZ erklärt, warum in letzter Zeit vor bestimmten Cafés immer wieder so viele Menschen warten.
von  Ruth Frömmer, Daniel von Loeper
Lange Schlangen vor Cinnamood in der Sendlinger Straße.
Lange Schlangen vor Cinnamood in der Sendlinger Straße. © Daniel von Loeper

München - Sie heißen Marlyboo, Sugar Nudel oder Su und filmen sich selbst beim Kuchenessen. Wer jetzt nur Bahnhof versteht, hat vielleicht Tiktok oder Instagram noch nicht auf seinem Smartphone. Mit diesen Apps schicken die Nutzer kurze oder längere Videos in die Welt, versehen sie mit den passenden Stichworten und wenn sie Glück haben, schauen sich dann Tausende ihre Filmchen an und imitieren diese.

In fast allen Großstädten der Welt lösten so selbst kleinste Lokale einen regelrechten Hype aus. Nach diesem Social-Media-Schneeballprinzip sind auch vor den Türen von ein paar Münchner Cafés und Restaurants tägliche Schlangen entstanden. 

Cinnamood in der Sendlinger Straße

Die jüngste Schlange verläuft täglich quer über die Sendlinger Straße und endet am Eingang des neuen Zimtschnecken-Shops Cinnamood. Rund 2.500 Zimtschnecken gehen hier täglich über die Theke. 

Die AZ hat sich direkt in der Schlange umgehört und die Studentinnen Elena und Sarah getroffen. Elena (23) sagt: "Wir haben in der Schlange angestanden, weil wir in den Social-Media-Kanälen vom Cinnamood mitbekommen haben, dass da so viele anstehen und die Cinnamood Rolls so gut sein sollen. Ich habe die Oreo-Schokolade-Variante ausprobiert – und stelle jetzt fest: Es schmeckt nicht nach der klassischen Zimtschnecke und ist dennoch sehr gut." Es koste nicht wenig, aber sie wolle wiederkommen. 

Auch die Studentinnen Elena (23) und Sarah (21) standen bei Cinnamood an.
Auch die Studentinnen Elena (23) und Sarah (21) standen bei Cinnamood an. © Daniel von Loeper

Ihre Freundin Sarah ergänzt: "Ich hatte mir schon gedacht, wenn immer so viele Leute dort anstehen, dann muss es gut sein bei Cinnamood. Ich habe mir die Geschmacksrichtung Spekulatius geholt – und die schmeckt sehr gut." (Sendlinger Straße 38)

2.500 Zimtschnecken gehen bei Cinnamood in München täglich über die Theke.
2.500 Zimtschnecken gehen bei Cinnamood in München täglich über die Theke. © Daniel von Loeper

Bunte Torten im Café Niu

Die definitiv bunteren Videos lassen sich aber ein paar Meter weiter drehen. Dort hat an der Ecke zum Oberanger vor einem Jahr das Café Niu eröffnet. Spezialität des Hauses: kunterbunte Crêpe Cakes und ebenso farbenfrohe Kaffeespezialitäten. Eine Mischung aus französischen Crêpes, asiatischer Backkunst und vietnamesischem Kaffee. Was hier auf den Teller und in die Gläser kommt, lässt Regenbogenträume wahr werden. Die Einrichtung tut ihr Übriges und dementsprechend zahlreich sind die Videos in den sozialen Medien.  (Sendlinger Straße 7/ Ecke Oberanger)

v.l. die Mitarbeiterinnen im Niu zu sehen: Michelle, Claudia und Lisa.
v.l. die Mitarbeiterinnen im Niu zu sehen: Michelle, Claudia und Lisa. © Daniel von Loeper

Extra fluffige Pancakes im Café Luffy Pancake

Ebenfalls schon seit vergangenem Jahr ist das Café Luffy Pancake im Glockenbachviertel am Start. Auch hier stehen die Münchner, vor allem am Wochenende, ganz schön lange an, um extra-fluffige Pancakes zu probieren. 

Giovanni Botrugno bereitet die Pancakes von Luffy Pancake zu.
Giovanni Botrugno bereitet die Pancakes von Luffy Pancake zu. © Daniel von Loeper

Hier treffen wir Furkan (22) und Lilien (26). Lilien erzählt: "Der Pancake schmeckt wie ein Wölkchen, das im Munde zergeht. Es fühlt sich leicht nach Pancake an – ist echter Genuss. Wir sind das zweite Mal da. Ich mag die Atmosphäre in diesem Café, das feine Minimalistische gefällt mir. Es gibt als Highlight einen wöchentlich wechselnden Pancake auf der Karte im Luffy Pancake."

Servicecraft Keita Kawai (r.) bringt die Pancakes an den Tisch von Furkan (22) und Lilien (26).
Servicecraft Keita Kawai (r.) bringt die Pancakes an den Tisch von Furkan (22) und Lilien (26). © Daniel von Loeper

Betreiber Frédéric Ligier betont, dass er es nie auf eine Schlange vor seinem Laden angelegt hat und rät den Münchnern, eher unter der Woche mal vorbeizuschauen. An seinem Lokal zeigt sich, dass Instagram und Tiktok zum Selbstläufer werden können, denn Ligier sagt: "Wir stecken all unsere Energie in eine super Qualität, gute Zutaten und Rezepte." Instagram nutze man nur, um auf wechselnden Specials aufmerksam zu machen. Man bezahle auch keine Influencer. Ligier kommt selbst aus dem Marketing und sagt: "Marketing ist schön, aber das Produkt muss gut sein."  Bei Luffy Pancake scheint das der Fall zu sein, denn viele Gäste kommen wie Furkan und Lilien wieder. 

Bei manchen ist der Hype schnell vorbei

Es gibt kurzfristige Moden, aber wenn das Produkt nicht stimmt, dann nutzen dem Gastronomen all die Videos auch nichts. Vor zwei Jahren gab es in der Stadt einen Hype um die Filiale einer Donut-Kette in Schwabing. Eine Zeit lang stand das vorwiegend junge Publikum zwei Stunden für einen Süßkringel an, aber irgendwann hat man nichts mehr gehört. Inzwischen gibt es das Geschäft nicht mehr in der Stadt. 

Das spricht für die Münchner: Sie sind aufgeschlossen für Trends, aber nur fürs Video stellt sich dann doch keiner in die Schlange.

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