Restaurant-Neueröffnung in München: So ist das NordSüd in Schwabing

Conny gibt es seit 50 Jahren, das steht auf dem Zettel an der Wendeltreppe zum Obergeschoss, das man mieten kann. Wahrscheinlich ist Conny ein netter Mensch, zumindest sind viele Menschen für ihren Geburtstag gekommen – und stehen nun für ein Massengeburtstagsfoto auf der Treppe.
Leider sind oben auch die Toiletten der Lokalität. "Sorry, da müsst ihr wohl kurz warten", sagt ein Mitarbeiter vom neuen "NordSüd" und eilt weiter. Also warten minutenlang Gäste mit verkniffenen Gesichtern auf den Stufen darauf, dass sie durchdürfen ("Und jetzt alle lächeln! Nein, alle! Diesmal wirklich").
Das "NordSüd" vereint hanseatische und bayerische Kulinarik
Ein bisschen provisorisch ist das "NordSüd" auch noch an anderen Stellen: Ausgerechnet das eine Getränk von der Karte hätten wir uns ausgesucht, das gerade nicht da sei (0,33l Apfel-Cider "Eibler Flut" in herb, 3,90 Euro), sagt die Bedienung.
Als wir uns für einen frischgepressten Saft entscheiden, stellt sich heraus: Das ist leider das zweite eine Getränk, das sie gerade nicht anbieten können.
Insgesamt verhockt sich’s aber charmant dort, wo früher das Schwabinger Kultlokal "Drugstore" war: Unter einem riesigen "Ahoi" schmaucht eine Seemannsfigur eine Pfeife. Das Licht ist gedämpft, die hölzernen Decken tun ihr Übriges zur Gemütlichkeit – das war schon im "Drugstore" so, der nach einigen Durststrecken im Frühjahr komplett dichtmachte.
Es gibt auch Burger aus der "Kleinen Hamburgerei"
Jörn Grimmer und Karsten Grünberg – bekannt auch als die Macher der "Hamburgereien" – deklinieren in ihrem Laden das Nord-Süd-Konzept komplett durch, bringen hanseatische und bayerische Kulinarik zusammen: Es gibt eine Nord- und eine Süd-Karte; Küchenchef Benno Ullrich arbeitet sich durch Schweinekrustenbraten mit Knödeln und Kraut (15,80 Euro) und handgezupften Grünkohl mit Schweinebauch, Wurst und Kartoffeln (14,90 Euro).
Außerdem gibt’s noch eine Extrakarte, mit Burgern aus der "Kleinen Hamburgerei", die ebenfalls zum Laden gehört.
Vielleicht erklärt das Menü-Gespringe auch das kleine Süd-Nord-Gefälle: Die Kasspatzn mit Röstzwiebeln (7,90 Euro) kommen gschmackiger weg, als der Ofenblumenkohl mit Käsesoße (8,80 Euro). Der sieht mit Roter Bete, Kürbis und Sprossen zwar spektakulär aus – hat aber etwa so viel Tiefe wie ein Bodden im direkten Vergleich mit dem Bodensee.
"Ich weiß auch nicht, wieso heute so viel verlorengeht", sagt später die Bedienung, als wir zum dritten Mal nach den bestellten Desserts fragen. Sehr nett sagt sie’s aber und die Apfelkücherl mit Vanilleeis, (6,20 Euro) und der warme Schokoladenkuchen mit Vanilleeis (5,90 Euro) sind geschmacklich fein ausbalanciert. Außerdem ist die Treppe zum Klo später dann auch frei – mit Geduld wird’s schon alles.
Feilitzschstr. 12, Mo-Fr ab 15, Sa/So ab 11.30 Uhr, Tel: 089 244 126 744


