Plötzlich Sternelokal: So geht es dem "Brothers" in Schwabing

Mit ihrem Restaurant Brothers haben sich die Klaas-Zwillinge in nur vier Monaten einen Michelin-Stern erkocht. Ein Besuch bei zweien, die trotzdem demütig bleiben. Obwohl der Laden nun richtig voll ist.
Ruth Frömmer
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Das Team hinter den Brothers (v.l.): Markus Klaas, Küchenchef Daniel Bodamer und Tobias Klaas.
Das Team hinter den Brothers (v.l.): Markus Klaas, Küchenchef Daniel Bodamer und Tobias Klaas. © Sigi Müller

Schwabing - Die Brüder sind nachdenklich. Dabei möchte man meinen, Markus und Tobias Klaas hätten gute Gründe, jetzt abzuheben. Am 16. Dezember haben die gebürtigen Moosburger ihr gemeinsames Restaurant Brothers in Schwabing eröffnet. Im April, nur vier Monate später, hat der Guide Michelin das Lokal mit einem Stern ausgezeichnet. Seitdem ist der Laden voll.

Betreiber von "Brothers" in Schwabing: Beide Gastronomen waren jahrelang Musiker

Zeit, die angesagten Zwillinge einmal persönlich kennenzulernen. Denn auch ohne Stern sind die Zwei etwas Besonderes. Beide arbeiten seit vielen Jahren in der Gastronomie und beide haben viele Konzerte gespielt. "Und auch heute noch ist Musik ein großes Thema für uns geblieben", erzählt Markus Klaas. Bis vor ein paar Jahren sogar noch größer. Die beiden spielten in verschiedenen Bands von Heavy Metal bis Reggae Ska, waren im Vorprogramm von Bands wie Madsen und Jennifer Rostock.

Beide Brüder hatten eine Band: Hier eines ihrer Plattencover.

Als kleine Erinnerung an diese Zeit hängt im Restaurant ein Plattencover ihrer Band "The Filles" an der Wand. Auf einem Spiegel steht ein Zitat aus dem Strokes-Song "Last Nite". Im Hintergrund läuft zwar kein Heavy Metal, aber ausgesuchte Independent-Musik.

"Brothers" in Schwabing: Klassisch schlicht

Insgesamt ist das Lokal klassisch schlicht, aber originell mit vielen netten Details eingerichtet. Das Besondere erklärt Markus Klaas: "Uns ist aber auch das Erlebnis neben dem Essen wichtig. Wir haben das Brothers von unserer Seite des Passes aus geplant, nicht von der Küchenseite her." Oft werden Restaurants von den Köchen selbst eingerichtet. Da liegt der Fokus auf der optimalen Küchenausstattung.

Das Restaurant in Schwabing ist schlicht eingerichtet. Die Zwillinge haben aber auf Details, wie zum Beispiel die Bilder, geachtet.

Dass die Zwillinge etwas eigenes machen wollten, war "logischer Konsens". Beide haben schon in London gearbeitet, Tobias in München unter anderem in Shane's Restaurant und in der Terrine. Markus hat Erfahrungen im Vendôme von Sternekoch Joachim Wissler in Bergisch Gladbach gesammelt. Zuletzt arbeiteten die beiden gemeinsam bei Tohru Nakamura, Markus als Restaurantleiter, Tobias als Sommelier.

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Küchenchef Daniel Bodamer hat für ersten Michelin-Stern gesorgt

Im Herbst dann haben sie angefangen, gemeinsam mit dem Investor Ingo Hillen an einem eigenen Konzept zu feilen. Das ging ursprünglich weniger in die Fine-Dining-Richtung. "Aber dann haben wir Daniel Bodamer als Koch gewonnen", so Klaas. Er war vorher Souschef im Tantris, "und der durfte dann sein Ding machen". Eine glückliche Fügung, wie der Michelin-Stern jetzt zeigt. Dabei dachten die drei, das Lokal würde die ersten sechs Monate erst mal nur halb voll sein.

Aber Markus Klaas bleibt demütig. "Jetzt ist der Laden voll. Aber das ist nicht selbstverständlich." Er weiß, der Markt in München ist relativ gesättigt. Die Menschen, die sich Sterneküche leisten können, haben tatsächlich im Moment viel Auswahl.

Das Menü ist auf sechs Gänge reduziert und kostet 150 Euro

Und aus ihrer langjährigen Erfahrung wissen die Zwillinge auch: "In der Sternegastronomie kann man nichts voraussagen." Das aktuelle Konzept, ein reduziertes Menü mit nur sechs Gängen für 150 Euro, scheint im Moment genau der richtige Weg zu sein.

Die passende Weinbegleitung kostet 110 Euro und Markus Klaas findet: "Für das, was wir bieten, sind wir günstig." Allein anderthalb Stunden pro Tag gehen zum Beispiel fürs Brotbacken drauf. Das kann man sich für faire drei Euro zum Essen bestellen. Daniel Bodamer bietet eine moderne europäische Küche mit vielen französischen, seltener auch mal asiatischen Einflüssen. Beim AZ-Besuch standen Wolfsbarsch, Langustine, Glattbutt und Ente auf der Menü-Karte.

Man kann auch à la carte bestellen: Austern, Rindertartar oder Kaviar

Gäste, die kein Menü essen möchten, können die einzelnen Gerichte auch à la carte bestellen. Auf der Karte stehen auch immer zusätzlich drei Snacks. Wie beispielsweise Austern oder ein Beeftoast mit hausgemachter Brioche, Crème fraiche, Rindertartar und Kaviar, den man sich zum Aperitif genehmigen kann.

Seinen Michelin-Stern hat das Team nur einmal ausgiebig gefeiert, "aber nun schauen wir nach vorne und geben Gas", so Markus Klaas, "wir möchten nachhaltig dafür sorgen, dass sich der Laden weiterentwickelt". Ausruhen könne man sich nie auf etwas, so die bescheidene Devise.

Größenwahn kann man den Zwillingen definitiv nicht vorwerfen. Dabei können sie sehr stolz auf sich sein, und darum zum Schluss ganz Brothers-gemäß ein paar Songzeilen (des Musikers Casper): "Unendlich weit von perfekt, doch angelangt. Keine Supermänner, dennoch verdammt nah dran!"


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  • Bluto am 22.05.2023 09:47 Uhr / Bewertung:

    Haute Cuisine hat leider ein systematisches Problem: Sobald man diesen Weg einschlägt, scheint die notwendige Arbeitsteilung zwingend vorauszusetzen, dass man mehrgängige Menüs für 100 - 250 Euro bestellt, da sonst der kostendeckende Umsatz nicht erreicht wird.
    Von Gastseite her wäre es dagegen oft wünschenswert (und bezahlbarer) nur ein Gericht zu bestellen (wie wahrscheinlich in 90% der Besuche in einer "normalen" Gaststätte), dazu ein schönes Glas Wein und mit 60- 90 Euro pro Kopf nach Hause zu gehen, statt über 500 Euro für ein Essen zu zweit ausgeben zu müssen.
    Dazu müsste dieses eine Essen allerdings auch üppig genug sein um zu sättigen, was ein einzeln bestelltes Gericht in der Sterneküche nie ist.
    So entsteht eine bedauernswerte Lücke zwischen guter Hausmannskost und fine Dining: Es wäre eine Sensation, wenn jemand eine Lösung fände, die zu füllen!
    Vielleicht helfen in Zukunft ja KI-gesteuerte Roboter?😃

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