Männerdomäne im Umbruch: Immer mehr Sterne-Köchinnen in München

Gerade in München wird die Männerdomäne langsam aufgebrochen, doch in der Spitzengastronomie haben es Frauen immer noch schwer.
Annette Baronikians |
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Erkochte dem À-la-Carte-Restaurant Tantris DNA einen Stern: Virginie Protat. Nach zwei Jahren in München wird sie nun nach Frankreich zurückkehren.
Erkochte dem À-la-Carte-Restaurant Tantris DNA einen Stern: Virginie Protat. Nach zwei Jahren in München wird sie nun nach Frankreich zurückkehren. © Kathrin Koschitzki

München - Münchens gastronomischer Sternenhimmel ist strahlend hell erleuchtet. Stolze 17 Restaurants der Stadt wurden von der Feinschmeckerbibel Guide Michelin ausgezeichnet und dürfen sich mit dem begehrten Titel "Sternerestaurant" schmücken.

Damit liegt München nach Berlin deutschlandweit an der Spitze – und zu diesem Superlativ kommt noch ein weiterer: In den Münchner Sterneküchen gibt es im Landesvergleich geradezu ungewöhnlich viele Spitzenköchinnen beziehungsweise Küchenchefinnen.

Frauenquote in der Sterneküche in München ernüchternd

Die konkreten Zahlen sind indes etwas ernüchternd. In den 17 Münchner Sternelokalen haben drei Frauen die Spitzenposition inne. Die Gourmetküchen der 14 weiteren Feinschmeckertempel werden von Männern geführt.

Klingt (und ist) wie aus der Zeit gefallen, doch jedes Dax-Unternehmen scheint frauenfreundlicher zu sein als die Spitzengastronomie. Diese ist seit jeher eine Männerdomäne, die von hochkarätigen Köchinnen erst seit wenigen Jahren langsam aufgebrochen wird.

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Neue Generation von Küchenchefinnen startet in München durch

Unter allen deutschen Küchenkünstlern, die vom Guide Michelin ausgezeichnet wurden, sind inzwischen rund fünf Prozent Frauen: nur fünf Prozent, allerdings wären selbst diese vor nicht langer Zeit noch undenkbar gewesen.

Für die neue erfolgreiche Generation von Küchenchefinnen steht in München die 31-jährige Nathalie Leblond. Sie startete vor über zwei Jahren im Restaurant Les Deux im Schäfflerhof. Mit Gregor Goncharov bildete Leblond eine erfolgreiche Doppelspitze, die mit einem Michelin-Stern gekürt wurde.

Nathalie Leblond führt im Les Deux nun alleine das Küchenteam an.
Nathalie Leblond führt im Les Deux nun alleine das Küchenteam an. © SZ Photo

Nathalie Leblond übernimmt im Schefflerhof das Ruder

Wie die AZ erfahren hat, führt Nathalie Leblond im beliebten Gourmet-Restaurant nun allein das gesamte Küchenteam an. Gregor Goncharov wollte sich beruflich verändern, hat das Les Deux verlassen, und dessen Inhaber konnten sich erklärtermaßen keine bessere alleinige Küchenchefin vorstellen als Leblond.

"Sie ist sehr kreativ, hat wunderbare Ideen und setzt diese herausragend um", sagt Katrin Kieffer, die zusammen mit ihrem Mann, Patron Fabrice Kieffer, Inhaberin des Les Deux ist, der AZ: "Nicht zuletzt überzeugt Nathalie Leblond auch durch perfekte Führungsqualitäten in der Küche, wo so eine tolle Team-Atmosphäre herrscht."

Fraglos kann es diese inzwischen auch in männerdominierten Spitzenküchen geben. Die Zeiten, in denen Starköche (auch allseits bekannte Münchner Top-Köche) mit Regelmäßigkeit heiße Topfdeckel und andere Utensilien nach ihren Untergebenen warfen, sind glücklicherweise vorbei.

Sigi Schelling: "Sicher braucht man Ehrgeiz"

Allerdings herrscht nach wie vor oft ein ziemlich rauer Ton rund um den Gourmet-Herd – und auch Übergriffigkeiten gegenüber Mitarbeitern gehören nicht überall der Vergangenheit an, wie beispielsweise der aktuelle (tiefe) Fall von Drei-Sterne-Koch Christian Jürgens zeigt.

Bestes Betriebsklima herrscht indes bei Sigi Schelling, der Chefin des Werneckhofs in Schwabing. Hier hat sich die Münchner Spitzenköchin 2021 nach 14 Jahren als Sous-Chefin von Hans Haas im Tantris selbstständig gemacht – und gleich einen Stern erkocht.

Sterneköchin Sigi Schelling ist Chefin des Werneckhofs.  SZ Foto
Sterneköchin Sigi Schelling ist Chefin des Werneckhofs. SZ Foto © SZ Foto

"Sicher braucht man Ehrgeiz", sagte Sigi Schelling zu ihrer Auszeichnung der AZ: "Das ist ja aber kein nur männliches Attribut."

Virginie Protat aus dem Tantris DNA verlässt München

In ihrer früheren Wirkungsstätte, im Tantris, sieht das Münchens dritte Sterneköchin, Virginie Protat, ebenso. Sie hat dem À-la-Carte-Restaurant Tantris DNA einen Stern erkocht, zieht nach zwei Jahren in München nun aber wieder nach Frankreich zurück.

Erkochte dem À-la-Carte-Restaurant Tantris DNA einen Stern: Virginie Protat. Nach zwei Jahren in München wird sie nun nach Frankreich zurückkehren.
Erkochte dem À-la-Carte-Restaurant Tantris DNA einen Stern: Virginie Protat. Nach zwei Jahren in München wird sie nun nach Frankreich zurückkehren. © Kathrin Koschitzki

München verliert somit eine seiner Sterneköchinnen, doch in so manchem Küchenteam sind längst schon weitere Frauen, die sich anschicken, das Ruder zu übernehmen und weiter die Männerdomäne zu erobern.

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8 Kommentare
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  • glooskugl am 02.06.2023 17:16 Uhr / Bewertung:

    Sternekoch heisst immer teurer Künstler. Kunst aber hängt bei mir an der Wand oder liegt im Tresor und wird ständig wertvoller. Sternekunst ist nach wnigen Stunden auf dem Weg nach "Großlappen".
    Da schwimmt es hin mein sauer verdientes Geld. Gut essen könnte ohne Starallüren so preiswert und gut sein...und ja auch Leberkäs mit Ei und anständige Bratkartoffeln schmecken vorzüglich mit was Grünes als Salat dazu. Da reicht ein bodenständiger Koch oder auch ein egagierter Partner daheim.Wo bekommt man heute noch ein saures Kartoffelgemüse mit Fleischpflanzerl oder Schnitzel dazu, damit man nicht ständig Pommes essen muss? Das Kohlrabi -Gemüse meiner Mutter war Weltklasse....ohne viel Sahne mit einer Einbrenne.Essen könnte ohne diese Künstler so einfach und gut sein.

  • The real Henry am 02.06.2023 17:59 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von glooskugl

    Ein eher schlichtes Gemüt, bei dem alles billig, billig, billig sein muss und keine Ahnung von Genuss hat. Armer Mensch!

  • glooskugl am 02.06.2023 19:45 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von The real Henry

    Genau, bei dem Preis muß das essen ja vorzüglich sein und natürlich ist das auch ein unvergessenes Event...wenn der Ober einem den Wein kosten lässt und man tut als wäre man sensorisch tief eingedrungen. Wer traut sich dann noch sagen, der Wein schmeckt mir nicht,oder ich schmecke gar nichts?
    Genuss war es bei meiner Mutter für "Umme" zu essen. Aber so eine Küche bekommt man in solchen Läden ja nicht,obwohl das die wahren Kunstwerke wären. Jetzt isst man ja Insekten...da müssen Sie doch dabei sein...Kartoffelgulasch ist doch langweilig...

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