Ess-Klasse im Restaurant Gandl: Der Klassiker im Lehel
Der St.-Anna-Platz im Lehel ist einer dieser wundervollen Orte in der Stadt, an dem sich das Leben auf eine verlässlich beschauliche Weise abspielt.
Donnerstags findet hier der kleine Bauernmarkt fürs Viertel statt, bei schönem Wetter stellen die Restaurants und Cafés Tische und Stühle heraus und verwandeln den Platz in eine mediterrane Piazza, man kennt sich und hält auf einen Ratsch mit den Nachbarn, und an Silvester trifft sich das Lehel hier, um das neue Jahr mit Champagner und Walzer zu begrüßen. Ein Stück München, wie für eine Postkarte inszeniert.
Das Restaurant Gandl ist purer Genuss
Nicht wegzudenken aus diesem Bild ist das Gandl. Einst versorgte hier aus ihrem Tante-Emma-Laden heraus Maria Gandl die Nachbarn, heute sorgt das nach ihr benannte Restaurant immer noch für gut gefüllte Bäuche, wenn auch nicht mit Mehl und Eiern oder dergleichen Grundnahrungsmitteln, sondern mit Genuss à la getrüffelten Spaghetti aus dem Parmesanlaib und einem guten Glas Wein dazu. Alexander Lutz, der nahe des Ladens aufgewachsen ist, hat heute noch diese und jene Lebensmittel in den Regalen, als Erinnerung an die Ursprünge des Lokals.
Auch drei Münchner Hotels stehen unter Lutz' Leitung
Längst ist es selbst eine Institution im Lehel geworden, wie es einst der Kolonialwarenladen war. Vor zwei Jahren konnte Lutz mit dem Restaurant 25-jähriges Jubiläum feiern.
Längst führt Alexander Lutz auch das Hotel Opéra, das einst seine Mutter aufgebaut hat, außerdem das Restaurant Lehel. Unlängst ist das Boutiquehotel Krone an der Theresienwiese dazu gekommen, das gerade neue Suiten mit Dachterrasse bekommen hat. Und gerade hat Lutz noch ein weiteres Boutiquehotel im Lehel übernommen, das Splendid, ein schöner Altbau mit kleinem Garten. Ein schleichender Übergang soll es werden, ab dem Herbst soll die Übernahme vollzogen sein.
Gemütlichkeit und Stammgäste - da ist das Gandl
Die Pandemie sorgt für Veränderungen, hier wird dezimiert, dort aufgestockt. Die Gandlfamilie hat neue Mitglieder bekommen, im Gandl selbst hingegen, Teil einer Postkartenidylle, ist die Beständigkeit Teil des Konzepts.
Betriebsleiterin Corinna Hermann winkt Nachbarn durch das Fenster und grüßt viele Gäste mit Namen, man kennt sich hier. Das gemütliche Hinterzimmer mit Kamin und der langen Bar ist besonders im Winter beliebt, der vordere Raum mit gemütlichen Korbsesseln, den Regalen voller Feinkost, auf denen Kerzen stehen und silberne Etageres auf die Teatime warten, hat auch seine Stammgäste.
Corona hatte auch etwas Gutes
Für das Gandl hatte die Pandemie auch etwas Gutes. Die Außenterrasse ist von ein paar heiß umkämpften Plätzen vor dem Lokal um ein nettes Fleckerl auf dem St.-Anna-Platz gewachsen. Die Terrasse wird aller Voraussicht nach im Februar keine Rolle spielen, aber das macht nichts. Das hübsche Menü, das Chefkoch Massimo Fasino entworfen hat, macht die Gemüter sonnig, und das einzigartige Interieur des Gandl stellt die passende Bühne.
Aperitif: Los geht es mit einem erfrischend apfeligen Prosecco Frizzante von der Winzerfamilie Cielo aus dem Veneto mit elegant-lebendiger Perlage. Ein klassisch schöner Auftakt zum Menü!
Erster Gang: Brokkoli-Kartoffel-Flan mit geräuchertem Lachs und Forellenkaviar

Man könnte die Vorspeise als vornehme Verwandte vom Klassiker Räucherlachs mit Reiberdatschi beschreiben - die Dinnerversion eines Frühstücks quasi. Kreativ interpretiert. Der hübsche kleine Flan und dazu die Veredelung mit Forellenkaviar, der herrlich frische Salzakzente am Gaumen setzt: wunderbar! Der Custoza Bianco von der Cantina di Castelnuovo, Jahrgang 2020, passt mit einer Kräuternote sehr gut zu dem Salzigen des Kaviars, sein leichter Schmelz rundet den Gang ab.
Zweiter Gang: Krustentiersüppchen mit Honig-Chili-Crème-fraîche

Das tolle Aroma steigt schon vor dem ersten Löffel in die Nase. Die Crème fraîche bringt eine ganz leichte Frische, fein ausbalanciert mit dem Honig, ins Spiel, was dem Gang einen raffinierten Touch verleiht. Der trockene Grauburgunder vom Weingut Peth-Wetz in Rheinhessen, Jahrgang 2020, bringt viel Fülle am Gaumen und einen Hauch Vanille mit, für den der kleine, im Barrique gereifte Anteil des Weins sorgt.
Dritter Gang: Pochiertes Ei mit gehobeltem Trüffel auf Blattspinat

Ei, Trüffel und etwas Spinat: Muss dazu noch viel gesagt werden? Eine eingespielte Kombination, für viele Gourmets eine der weltbesten, hier in einer Version mit pochiertem Ei. Beim Pochieren wird das Ei ohne Schale im leicht siedenden Wasserbad gegart. Der trockene Weißburgunder "Fumé" vom Winzer Markus Brandt in Rheinhessen steuert Noten von gelben Früchten bei und hat, wie sein Vorgänger im Glas, ebenfalls das Holzfass gesehen, ganze acht Monate lang - womit eine sagenhafte Cremigkeit zur Vollendung des Ganges beiträgt.
Vierter Gang: Suprême von der Maispoularde mit Garnele auf Rote-Beete-Graupenrisotto und Rosmarin-Portwein-Jus

Der Hauptgang ist durch das Risotto schon farblich eine Wucht, darauf hübsch arrangiert die Garnele und die Poularde, eine Art leichtes Surf and Turf. Eine rosarote Brille ist für dieses Gericht nun wirklich nicht nötig! Geschmacklich steht der Gang seinem tollen Aussehen selbstverständlich in nichts nach. Und komplett wird der knallige Look mit dem Feudo rosato vom Weingut "Feliciana" aus der Lombardei, mit Johannisbeeren in der Nase und einer toll ausbalancierten Frische und Frucht, die dem Gang einen guten Schwung gibt, statt ihn zu schwer zu machen.
Fünfter Gang: Topfenschaum mit Granatapfel

Ein lockerleichtes Schäumchen, dem die Granatapfelkerne Biss verleihen - ein schöner Abschluss. Dazu die Spätlese vom Weingut Tschida vom Neusiedlersee, Jahrgang 2020, mit Noten von Honig und Limette, welche zur vollen Süße noch einen Hauch Frische spendet.
Restaurant Gandl, St.-Anna-Platz 1, Ess-Klasse von 1. Februar bis zum 13. März, Reservierung unter dem Stichwort "Ess-Klasse" unter der Rufnummer 089 29 16 25 25. Tickets und Gutscheine sind auch auf rindchen.de erhältlich.