Bar Gabányi: Essen und Drinks für Nachteulen

In der Münchner "Bar Gabányi" trifft man Nachteulen mit Hunger. Und manchmal ertappt man einen älteren Sportmoderator in einer dunklen Ecke, der eine junge Frau küsst.
von  Hüseyin Ince
Stefan Gabányi kann eigentlich auch Klavier spielen. Macht er aber nicht mehr.
Stefan Gabányi kann eigentlich auch Klavier spielen. Macht er aber nicht mehr. © Bernd Wackerbauer

München - Eine gute Bar ist wie eine Höhle. Das war einer der Sätze, den ich mir merkte, als ich das erste Mal mit Stefan Gabányi (61) sprach, im Souterrain seiner Bar Gabányi am Beethovenplatz. "Der beste Whisky ist immer der offene", sagt der Chef auch gerne.

Gabányi: Bar und Besitzer mit Geschichten

Der Mann, der eine Frisur hat wie Beethoven, Koteletten, auf die Elvis Presley neidisch wäre und die Aura eines rumänischen Vampirs mitbringt, zeigt sich nach den ersten Worten als einer der freundlichsten Menschen dieser Welt.

Wer die Gelegenheit hat, sich mit Gabányi über Gott und gute Drinks zu unterhalten, sollte sie nicht verpassen. Jahrzehntelange Barerfahrung steckt in dem Mann. Er hat aber auch immer aktuelle Infos: "2018 wurde in Hongkong eine Flasche Macallan, Jahrgang 1926, für knapp eine Million US-Dollar versteigert", erzählte er letztens. Der wahrscheinlich teuerste Whisky der Welt.

Gabányi hat auch geballte Menschenerfahrung. Er hat schon alle Typen und Charaktere an seiner Bar gesehen. Nur mit dem Lachen tut er sich nach all der Nachtarbeit etwas schwer. "Mehr kriegst du nicht", sagte er zum Fotografen, als der für das Foto auf dieser Seite um ein Lächeln bat. Und: "Ohne den wöchentlichen Osteopathen würd’ ich den Job nicht mehr machen."

Warme Küche bis spät in die Nacht

In der Bar fühlt man sich sofort geborgen. Das liegt nicht nur am schummrig-wohligen Souterrain, das einem das Gefühl gibt, als ob Rauchschwaden durch die Luft wabern. Dabei raucht hier niemand, außer Gabányi nach Feierabend. Gelegentlich entführt sogar ein Sportmoderator seine junge Affäre hierher, um sie im Halbdunkel zu küssen.

Wer hier hinabsteigt, lässt die Welt draußen. Das Gefühl der Geborgenheit entsteht auch wegen der Küche, die auf hungrige Nachteulen ausgelegt ist.

Als ich vor etwa sieben Jahren das erste Mal hier gewesen bin, arbeitete ich noch im Café am Beethovenplatz, schräg gegenüber. Ich war verwundert. Um ein Uhr nachts war bei uns Feierabend. Stefan Gabányi hingegen hat bis heute um die Zeit warme Küche, weshalb hungriges Gastro-Personal oft hier landet. Legendär ist das Gulasch. "Kannst du fast bis Ladenschluss haben", sagt Gabányi.

Mittlerweile hat er seine Karte erweitert: Bis spät in die Nacht bekommt man Edamame (blanchierte Sojabohnen, 2 Euro) oder Gänseleberterrine (24,50 Euro), aber auch weitere Snacks wie Würstl im Saft, Ölsardinen, Sandwiches, Salami-Schinkenteller oder einen Käseteller (4,50 bis 14,50 Euro).

Gute Drinks in der "Bar Gabányi"

Gabányi war über 20 Jahre lang die rechte Hand von Charles Schumann in dessen Münchner Bar. Für ihn schrieb er auch ein Buch über Whisky.

Wer einen gut gemachten Drink braucht, bekommt ihn am Beethovenplatz. Über 35 Eigenkreationen zählt die Bar, gekennzeichnet mit Sternchen (7,50 Euro bis 17,50 Euro). Sie heißen French Drift, Pink Elephant, Clover Club, Sticky Monk, Sven die Klinge oder passenderweise Sweet Surrender: Hier ergibt man sich gerne seinem Bar-Schicksal.

Meistens nehme ich meinen Lieblingsdrink: Whiskey Sour.

Noch härtere Drinks bekomme ich nicht. "Du siehst mir nicht aus wie ein Trinker", sagte Gabányi mal zu mir. Er kann das einschätzen.


Bar Gabányi, Beethovenplatz 2, Mo und Di geschlossen, geöffnet Mi und Do 18 bis 3 Uhr, Fr und Sa 20 bis 5 Uhr, So 20 bis 4 Uhr, donnerstags Live-Bands

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