Erzieher streiken: Kitas machen am Freitag dicht
Um für eine Aufwertung der sozialen Berufe zu demonstrieren, legt Verdi die städtische Kinderbetreuung lahm.
Münchner Eltern können sich schon jetzt überlegen, wo sie ihre Kinder am Freitag unterbringen. Die meisten städtischen Kitas werden da nämlich geschlossen bleiben. Die Gewerkschaft Verdi hat für diesen Tag alle Berufsgruppen im Sozial- und Erziehungsdienst zum Streik aufgerufen.
Betroffen sind vor allem die Kitas der Landeshauptstadt München sowie von den Städten und Gemeinden im Umland. Der Münchner Verdi-Geschäftsführer Heinrich Birner rät allen Eltern, direkt in den Einrichtung nachzufragen, ob sie am Freitag offen haben. „Das ist die sicherste und zuverlässigste Informationsquelle“, sagt er.
Neben den Erzieherinnen sind unter anderem auch Kinderpflegerinnen, Sozialarbeiter, Heilpädagogen und Heilerziehungspfleger zum Streik aufgerufen. Neben den Kitas wird der Ausstand also auch viele soziale Einrichtungen betreffen – nicht allerdings die der AWO, Caritas und Diakonie. Die Gehälter bei den Wohlfahrtsverbänden orientieren sich zwar an den Tarifen im Öffentlichen Dienst, mit den Wohlfahrtsverbänden verhandelt Verdi derzeit aber noch nicht über höhere Löhne.
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Verdi geht es bei den Warnstreiks um eine Aufwertung der sozialen Berufe. Die fachlichen Anforderungen an die Beschäftigten seien im Sozial- und Erziehungsdienst in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. So seien Kinderbetreuungseinrichtungen zum Beispiel längst keine „Aufbewahrstationen“ mehr. Kitas hätten mittlerweile einen umfangreichen Auftrag in der frühkindlichen Bildung, schreibt Verdi. Das müsse sich nun endlich auch in der Bezahlung der Fachkräfte niederschlagen.
Die Stadt München sieht das genauso und hat den städtischen Erzieherinnen deshalb erst kürzlich einen Lohnbonus in Höhe von 200 Euro im Monat bewilligt. Verdi geht es aber um eine grundsätzliche Besserstellung aller sozialen Berufe. „Wenn die gleichwertige Bezahlung von Frauen und Männern kein Sonntagsgeschwätz in Talk-Runden bleiben soll, dann muss die Politik jetzt mit der Bezahlung der Arbeiten im Sozial- und Erziehungsdienst anfangen“, so Merle Pisarz, die zuständige Gewerkschaftssekretärin für München und die Region.
Verdi will es deshalb nicht als Zufall verstanden wissen, dass ausgerechnet am Equal-Pay-Day 2015 zum Streik aufgerufen wird. Bei diesem Aktionstag, der kommenden Freitag auch in München mit Kundgebungen auf dem Marienplatz begleitet wird, geht es um Lohngerechtigkeit und die berufliche Gleichstellung von Mann und Frau.
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