Erpressung? Die Anklage glaubt dem Formel-1-Boss nicht

Am zweiten Prozesstag schildern Zeugen ihre Begegnungen mit dem Multi-Milliardär. Die Verteidigung will beweisen, dass Gribkowsky kein Amtsträger war
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Fabiana Flosi im Flur des Landgerichts.
dpa 3 Fabiana Flosi im Flur des Landgerichts.
Kleine Stärkung in der Prozesspause: Bernie Ecclestone mit Ehefrau und Anwälten in der Gerichtscafeteria. Es gab Muffins und Espresso.
dpa 3 Kleine Stärkung in der Prozesspause: Bernie Ecclestone mit Ehefrau und Anwälten in der Gerichtscafeteria. Es gab Muffins und Espresso.
Inniger Moment: Fabiana Flosi legt ihrem Mann zärtlich die Hand auf den Rücken.
dpa 3 Inniger Moment: Fabiana Flosi legt ihrem Mann zärtlich die Hand auf den Rücken.

MÜNCHEN Seelische Unterstützung im Untreue-Prozess: Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (83) hat am Freitag seine Frau Fabiana Flosi in den Münchner Justizpalast mitgebracht. Im grauen Kostüm und einem hellen Schal um den Hals betrat die Brasilianerin den Saal an der Seite ihres mehr als 40 Jahre älteren Ehemannes.

Der musste gleich zu Beginn einsehen, dass er die Anklage an Tag eins nicht von seiner Unschuld hatte überzeugen können. Staatsanwalt Christian Weiß machte klar, dass er weiterhin von Bestechung des bayerischen Bankers Gerhard Gribkowsky ausgeht – und nicht von Erpressung, wie es Ecclestone darstellte.

Es geht um die Zahlung von 44 Millionen Dollar an Gribkowsky vor rund acht Jahren. Die Anklage wirft Ecclestone Bestechung und Untreue in einem besonders schweren Fall vor – um die Macht an der Formel-1-Spitze zu sichern. „Die Frage des Grundes und Motivs wird Gegenstand der Beweisaufnahme sein“, sagte Weiß.

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Durch das Geld wollte Multi-Milliardär Ecclestone laut Anklage sicherstellen, dass Gribkowsky die Mehrheit an der Formel 1, die damals der Landesbank gehörte, an seinen Wunschinvestor CVC verkauft – so durfte er an der Spitze der Rennserie bleiben, die er bis heute beherrscht. Ecclestone hatte sich am ersten Prozesstag hingegen als Opfer einer Erpressung dargestellt. Er habe befürchtet, dass Gribkowsky ihn bei den britischen Steuerbehörden anzeigen würde und deshalb Millionen gezahlt.

Es ist jene Version, die er auch bei einer Vernehmung im Jahr 2011 erzählt hatte. Mit dabei war Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl. Sie schilderte, wie sich Ecclestone damals über Gribkowskys beschwert hatte: Als Ecclestone einmal zu spät kam, habe der Banker sich auf seinen Stuhl gesetzt und eine Zigarre geraucht. „Das war ein absoluter Affront“, sagte Bäumler-Hösl. Diese Anekdote hatte Ecclestone letzte Woche selbst erzählt. „Er offenbarte ein rüdes Verhalten“, schimpfte er über den Banker.

Ebenfalls als Zeuge sprach am Freitag Martin Bauer, früher Staatsanwalt, heute im Justizministerium. Er hatte einen deutlichen Vergleich für Ecclestones Version: „Das ist alles sehr vage – wie ein Vanillepudding, den Sie nicht an die Wand nageln können.“

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Der Verteidiger von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone will den Vorwurf der Anklage unterdessen in einem zentralen Punkt entkräften. Rechtsanwalt Sven Thomas äußerte am Freitag in einem Antrag vor dem Landgericht München erhebliche Zweifel daran, dass der Banker Gerhard Gribkowsky ein öffentlicher Amtsträger im Sinne des Strafgesetzes war. Davon geht die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage aus, da Gribkowsky Angestellter der bayerischen Landesbank war.

Ein Zusammentreffen von Ecclestone und Gribkowsky wird es am Freitag geben: Dann wird der Ex-Spitzen-Banker als Zeuge aussagen – und der Formel-1-Boss seelische Unterstützung gut gebrauchen können.

 

 

 

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