Ermittlungen zu Babytod in München: Staatsanwaltschaft plädiert auf Mord

Die Staatsanwaltschaft sagt, dass Antonio H. sein Kind zu Tode geschüttelt hat. Doch die Familie hält zu ihm. Nun kommt es wohl zum Prozess.
von  John Schneider
Anwalt Peter Guttmann mit der Frau seines Mandanten.
Anwalt Peter Guttmann mit der Frau seines Mandanten. © jot

München - Das Kind tot, der Mann im Gefängnis – die junge Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat in den letzten Wochen und Monaten Unmenschliches aushalten müssen.

Die Schultern hochgezogen, die Hände im Schoß, so sitzt sie neben dem Anwalt der Familie. Sie hat im Oktober ihr einziges Kind, die fünf Wochen alte Francesca (Namen geändert) verloren, ihr Mann sitzt seitdem wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Zu Unrecht, glauben Anwalt Peter Guttmann und die Familie des Angeklagten.

Baby totgeschüttelt? Haftbefehl wegen Mordes wurde beantragt

Die Staatsanwaltschaft bereitet derzeit die Anklage gegen den Münchner Koch Antonio H. vor. Der 33-Jährige soll sein Kind totgeschüttelt haben. Ein rechtsmedizinisches Gutachten hat inzwischen den Verdacht auf ein tödliches Schütteltrauma bestätigt.

Aber was begründet den Mordvorwurf? "Die Heimtücke", erklärt Anne Leiding, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft München I. Heimtücke deshalb, weil die Mutter zum Zeitpunkt der Tat im Bad gewesen sei und ihrem Kind nicht helfen konnte. Ein zweites Mordmerkmal wären "niedrige Beweggründe". Die stünden im Raum, wenn getötet werde, "nur damit ein Kleinstkind ,endlich aufhört zu schreien’", erklärt Anne Leiding.

Die Ermittlungen gehen in diesen Tagen ihrem Ende entgegen. "Der Schlussbericht der Kriminalpolizei wird voraussichtlich nächste Woche eingehen", sagt Anne Leiding zum Stand der Dinge. Dann werde alles noch mal geprüft. Die Oberstaatsanwältin verweist aber darauf, dass der Mord-Haftbefehl wie beantragt auch erlassen wurde. Die Haftbeschwerde führte weder beim Amtsgericht noch beim Landgericht zum Erfolg.

Die Familie hält zum Angeklagten

Bei der Polizei hatte Antonio H. angegeben, dass das Kind in seinen Armen zusammengebrochen sei und nicht mehr geatmet habe. Er habe lediglich versucht, die Kleine zu reanimieren. Ist es dabei zum Schütteln gekommen? Francesca starb wenige Stunden später im Krankenhaus – in den Armen des Vaters.

Der 33-Jährige sei ein ruhiger Mann, Francesca war für beide ein Wunschkind, erklären die Verwandten unisono. Das Paar hatte nach achtjähriger Beziehung im Jahre 2016 geheiratet. Francesca kam im September 2017 auf die Welt. Das letzte Wort hat die Mutter, die ihr Kind verlor. "Er ist nicht schuld daran", sagt sie mit Tränen in den Augen. "Da bin ich mir ganz sicher. Er ist kein Mensch, der ausrastet."

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