Entlastung in München: Die S4 soll vier Gleise bekommen

Die Strecke der S4 soll ausgebaut werden. Bislang plante das Verkehrsministerium mit drei neuen Fahrspuren. Nun werden es doch mehr - aber das wird zehn Jahre dauern.
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Seit Jahren gibt es einen Streit, wie viele Gleise für die S4 dazu gebaut werden sollen, um eine Entlastung zu schaffen. (Symbolbild)
Seit Jahren gibt es einen Streit, wie viele Gleise für die S4 dazu gebaut werden sollen, um eine Entlastung zu schaffen. (Symbolbild) © imago images/Sven Simon

München - Müssten die Münchner das nervigste Verkehrsmittel wählen, wäre die S-Bahn wohl sehr weit vorne dabei. Und unter den schlimmsten aller Linien würde wohl die S4 im Westen einen der ersten Plätze belegen. Denn zwischen Geltendorf, Fürstenfeldbruck und Aubing sind die Züge oft überfüllt, kommen zu spät oder gar nicht.

S4: Viele Verspätungen und Ausfälle

Seit Jahren gibt es einen Streit, wie viele Gleise dort dazu gebaut werden sollen, um eine Entlastung zu schaffen. Nun setzt sich auch die CSU dafür ein, dass die Linie nicht nur drei-, sondern viergleisig ausgebaut wird.

Momentan gibt es auf der Strecke zwei Gleise, die sich S-Bahnen, Regionalzüge und der Güterverkehr teilen. Schon heute kommt es deshalb oft zu Verspätungen und Ausfällen. In Zukunft könnte das noch schlimmer werden. Schließlich werden, wenn die neue Siedlung Freiham fertig ist, um die 25.000 Menschen mehr im Westen Münchens wohnen.

Kritik von Grünen: S4 wird zur Bummellinie 

Der Landtagsabgeordnete Markus Büchler, Verkehrsexperte der Grünen, findet deshalb: "Statt Millionen in den Straßenbau zu pumpen, hätte die CSU sich schon längst um den Ausbau der S-Bahn kümmern müssen." Wenn es nicht schnell vorangehe, werde die S4 endgültig zur "Bummellinie".

Markus Büchler (Grüne).
Markus Büchler (Grüne). © Grüne

Das Hauptproblem aus seiner Sicht sei das bayerische Verkehrsministerium, das sich schon viel zu lange weigere, mit vier Gleisen zu planen.

Der örtliche CSU-Landtagsabgeordnete Josef Schmid weist diese Kritik zurück. 2021 kam eine Machbarkeitsstudie zu dem Schluss, dass drei Gleise ausreichend sind. Trotzdem entschied die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU), dass die Strecke so geplant werden muss, dass es leicht möglich ist, sie auf ein viertes Gleis zu erweitern. Von vornherein vier Gleise zu planen, sei mit den Prognosen von damals gar nicht möglich gewesen, sagt Schmid.

Bundesverkehrsministerium prüft viergleisigen Ausbau 

Im August wurde der viergleisige Ausbau der Strecke S4 jedoch schließlich in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen. Diesen erstellte Andreas Scheuer von der CSU. Inzwischen heißt der Bundesverkehrsminister allerdings Volker Wissing und ist bei der FDP.

Die CSU habe dem einen Brief geschrieben, dass er den viergleisigen Ausbau prüfen solle, erzählt Schmid. Noch in den nächsten zwei Monaten könnte die neue Bundesregierung seiner Einschätzung nach den Bedarf anerkennen.

Josef Schmid, der für die CSU im Landtag sitzt, will, dass die S4 mehr Gleise bekommt.
Josef Schmid, der für die CSU im Landtag sitzt, will, dass die S4 mehr Gleise bekommt. © Bernd Wackerbauer

Bis die Gleise befahrbar sind, dauere es allerdings noch bestimmt zehn Jahre. Gleichzeitig wächst die Region: Freiham soll einmal um die 25.000 Einwohner haben. Auch Fürstenfeldbruck plant an Neubaugebieten.

Markus Büchler von den Grünen glaubt, dass der S-Bahn-Ausbau schneller gehen müsste. Das CSU-geführte Verkehrsministerium hätte die Planungen längst beginnen müssen, sagt er. In anderen Bundesländern laufe es schließlich auch so ab, dass fertige Pläne in den Schubladen liegen - noch bevor Geld aus Berlin fließt.

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Markus Büchler: Viele Pendler, Güterverkehr und Regionalverkehr 

"Nun versucht die CSU, von der Untätigkeit des Verkehrsministeriums abzulenken", meint Büchler. Er hält den Ausbau nicht nur wegen des Zuzugs in die Region für wichtig, sondern auch, weil auf dieser Strecke der Güterverkehr und der Regionalverkehr aus dem Allgäu fahren, wo besonders viele Pendler leben.

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6 Kommentare
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  • Bob2 am 09.02.2022 20:20 Uhr / Bewertung:

    Uuu 4 Gleise, schade um die tausenden Bäume die gefällt werden müssen. S4 ist meistens ein Kurzzug, deshalb überfüllt aber eher selten…..

  • Kadoffesalod am 08.02.2022 14:53 Uhr / Bewertung:

    Die Kritik der Grünen am vermeintlich unterlassenen Ausbau der S-Bahn S4 West ist engstirnig und dient nur der üblichen Hetze.

    Die Schienenverkehrsverbindung auf der Strecke München - Allgäu ist sehr komplex und wartet mit vielen Schwierigkeiten hinsichtlich Ausbau, Erweiterung und Modernisierung auf. Die S-Bahn ist nur ein Teilaspekt des Ganzen und weniger wichtig als viele meinen. Denn wer zwischen München und Geltendorf oder weiter raus pendelt, nimmt nach Möglichkeit nicht die langsame S-Bahn sondern einen Zug.

    Der Untätigkeitsvorwurf ist besonders absurd, weil bei der Schienenverkehrsverbindung München - Allgäu schon sehr viel gemacht wurde und wird. Die Strecke ab Geltendorf nach Lindau war noch gar nicht elektrifiziert. Das wurde inzwischen auf Initiative Bayerns gemacht und Dezember 2020 fertiggestellt.

    Wenn man sich auf Luftbildern den Streckenverlauf anschaut, erkennt man wie dumm das Geschwätz, einen Ausbau auf vier Gleise hätte man schon längst machen können, ist.

  • Leserin am 09.02.2022 18:50 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kadoffesalod

    Wie kann die Kritik engstirnig sein. Die Elektifizierung nach Lindau wurde oft verschoben, obwohl sie von allen als notwendig angesehen wurde. Engstirnig könnte die Kritik nur sein, wenn die Natur es unmöglich gemacht hätte. Die Anti-Eisenbahn-Naturgewalten hiessen aber Ramsauer, Dobrint und Scheuer. Sie waren die letzten Jahrzehnten für das Aushungern der Bahn verantwortlich. Die Fakten dazu: Die Schweiz gibt pro Einwohner*in etwa 5 mal so viel Geld für die Bahn aus.

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