Enkeltrick: 23-Jähriger zockt Rentner ab

Mit dem so genannten „Enkeltrick“ erschleicht er das Vertrauen alter Menschen. Seine Beute: über 1000 Euro. Ein Schöffengericht verurteilt ihn jetzt zu zwei Jahren Haft.
Torsten Huber |
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Gino P. (23) muss jetzt zwei Jahre in Gefängnis. Dort will er einen Schulabschluss machen.
Torsten Huber Gino P. (23) muss jetzt zwei Jahre in Gefängnis. Dort will er einen Schulabschluss machen.

München - Er kann nicht lesen, nicht schreiben und lebt von Sozialhilfe. Um seinen Drogenkonsum zu finanzieren, zockt Gino P. (23) mit der so genannten Enkeltrick-Betrugsmasche alte Menschen ab. Jetzt ist der geständige Angeklagte vom Münchner Schöffengericht verurteilt worden: zwei Jahre Haft ohne Bewährung – auch weil er ja bereits einschlägig vorbestraft ist.

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Am 26. November klingelt bei Sonja D. (65) das Telefon. Eine Männerstimme sagt. „Grüß dich, Sonja.“ Die Rentnerin glaubt, einen Bekannten am Hörer zu haben: „Grüß dich, Jürgen. Ich hatte eine OP an einer Arterie im Oktober. Wie geht es dir?“ Das ist der Einstieg für seine Abzocke. Gino P. lässt die Rentnerin im Glauben, dass er Jürgen sei, der mit seiner Frau Monika seit vielen Jahren mit Sonja D. bekannt ist: „Es geht so.“ Sie: „Was macht das Geschäft?“ Antwort: „Nicht so gut. Ich habe gerade einen finanziellen Engpass, muss Rechnungen bezahlen und bin nicht flüssig.“ Sonja D. besorgt: „Wie viel brauchst du denn?“ Gino P.: „Viel.“ Die Rentnerin: „Ich kann dir höchstens 1000 Euro überweisen.“ Gino P.: „Überweisen ist nicht gut. Ein Freund holt bei dir das Geld ab.“ Eine Stunde später ist Sonja D. ihr Geld los.

Auch bei Rentnerin Christa L. (81) klingelt es. Sie sitzt am ersten Weihnachtstag gerade mit Freundin Ilse T. (77) mittags gemütlich vor einem Braten: „Der Mann gab sich als Peter aus. Ich kenne keinen Peter. Dann wollte er sofort Geld. Ich war wütend.“ Ilse T., die zu Besuch ist, mischt sich ein: „Leg einfach auf.“ Christa L.: „Das habe ich gemacht. Ich wollte mich nicht aufregen, weil ich schon mal einen Herzinfarkt hatte.“

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Im Januar schlägt Gino. P. erneut zu, stellt sich als Verwandter vor, der ohne 980 Euro seinen Job verliert. Eine 87-Jährige will helfen: „Ich kann aber nur 150 Euro zahlen.“ Gino P. sucht sie aus Angst vor der Polizei nicht auf.

Abends steht P. vor der Tür einer 70-Jährigen: „Ich muss Ihren Teppich reinigen. Das macht 40 Euro.“ Er verschwindet mit dem Geld. Den Teppich wirft er später weg. Über eine Fangschaltung geht Gino P. der Kripo ins Netz.

Zu einem Jahr Jugendhaft ist Gino P. bereits 2009 verurteilt worden. 6180 Euro nimmt er einem Rentner (81) nach und nach ab. Er behauptet, dass der alte Mann Schulden bei den Stadtwerken und Finanzamt habe. Er müsse das Geld eintreiben.

In der Haft will Gino P. einen Schulabschluss machen – und so für seine Frau und den beiden Kinder (3 Monate und 3 Jahre) sorgen.

 

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