Eklat nach S-Bahn-Kontrolle: Jetzt sprechen DB und MVV

Vor rund einem Monat veröffentlichte der Journalist Michael Praetorius ein Video, in dem er sich über das Verhalten eines S-Bahn-Kontrolleurs aufgeregt und deswegen sein Ticket verbrannt hat. Der Fall schlug hohe Wellen – jetzt traf sich Praetorius mit der Deutschen Bahn und dem MVV.
von  az
In seinem neuen Video spricht Michael Praetorius (r.) mit Franz Lindemair (m.) von der DB und Norbert Specht vom MVV.
In seinem neuen Video spricht Michael Praetorius (r.) mit Franz Lindemair (m.) von der DB und Norbert Specht vom MVV. © dpa/Youtube-Screenshot_Michael Praetorius/AZ

München - Die Deutsche Bahn (DB) und der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) haben sich zu einem Treffen mit dem Journalisten Michael Praetorius bereit erklärt, nachdem dieser vor etwa einem Monat ein Video in den sozialen Netzwerken veröffentlichte, in dem er einen Vorfall aus einer Münchner S-Bahn beschreibt. Damals kontrollierte ein Mitarbeiter der Bahn eine Asiatin, die gerade in München angekommen ist – die Frau hatte sich zwar ein Ticket gekauft, dieses allerdings nicht abgestempelt. In der Folge nahm der Kontrolleur der Chinesin ihren Pass ab und ging mit ihr zur Polizei – Praetorius schritt ein und bezahlte das Bußgeld für die Frau. Im Anschluss postete er ein Video, in dem er am Schluss seine Isar-Card verbrannt hat.

Das Video verbreitete sich rasend schnell, Tausende Menschen kommentieren die Aktion und teilen das Video – die DB gab sogar eine eigene Presseerklärung heraus. Die Bahn reagierte weiter, wollte dem Journalisten den Vorfall erklären und schlug ein Treffen vor. Jetzt veröffentlichte Praetorius ein neues Video, das ebendieses Treffen mit Franz Lindemair von der DB und Norbert Specht vom MVV zeigt.

Die Entschuldigung der Bahn folgt prompt

Lindemair von der Bahn entschuldigt sich und stellt dabei auch schnell klar: Der Kontrolleur hat sich definitiv falsch verhalten – er hatte nicht die entsprechende Befugnis so zu handeln, wie er es nun mal getan hat. "Er hätte nicht die Reisende aus dem Zug zur Polizei mitnehmen dürfen. Er hätte nicht ihren Ausweis wegnehmen dürfen. All das ist glaube ich bekannt."

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Neben den genauen Kenntnissen über das mitunter komplizierte Tarifsystem im Münchner Nahverkehr gibt Lindemair das Ziel aus, seine Mitarbeiter künftig besser für Konfliktsituationen zu schulen, da es in diesem Bereich offensichtlich Probleme gab. Allerdings sagt er auch, dass die Kontrolleur bei ihren Entscheidungen "keinen Ermessensspielraum" hätten, da im Zug schließlich wenig Zeit sei, einen Konflikt zu lösen. Für ihn besteht die Problemlösung in solchen Fällen aus drei Teilen. "Am Anfang ein möglichst einfaches Ticketsystem, das es möglichst vielen Recht macht. Dazwischen ein Kontrolleur, der schaut, das alles richtig ist. Und danach, für den Fall das es Konflikte gibt, eine Einspruchsstelle."

Praetorius kritisiert diese Aussage – er verstehe nicht, wieso die Bahn nicht einfach das Tarifsystem vereinfachen würde. Das von Lindemair beschriebene Vorgehen führe für ihn zu mehr Bürokratie anstatt Kundennähe. Kein Ermessensspielraum, keine Kulanz.

Kompliziertes Tarifsystem – Keine baldige Lösung in Sicht

Praetorius macht den "Knackpunkt" klar aus: Das komplizierte Tarif- und Ticketsystem bei den öffentlichen Verkehrsmitteln in München. Norbert Specht vom MVV will dieses Problem in Zukunft mit dem sogenannten "Electronic Ticketing" lösen. Eine Chipkarte für Vielfahrer, die ihre Fahrkarte dann das ganze Jahr über bundesweit benutzen können. Praetorius ist jedoch wenig überzeugt: "Bis das allerdings bundesweit kommt, vergeht noch eine ganze Zeit und in diesem Fall hätte es der Reisenden aus Asien auch nicht geholfen", sagt er seinem Kommentar zum Video.

AZ-Kommentar: Rabiater Kontrolleur - Da läuft was falsch

Die Entschuldigung von Bahn und MVV nimmt Praetorius an und werde sie über das Internet an die junge Asiatin weiterleiten. Für ihn sei der Fall jetzt erstmal erledigt. Einen positiven Aspekt hat die Sache jedoch: "Ich habe den Eindruck, dass die Bahn gesehen hat, dass hier einiges schief gelaufen ist", erklärt der Journalisten am Ende seines Videos. Immerhin. Allerdings glaubt er nicht, dass sich bald etwas an der Situation ändert.

Übrigens: Die Deutsche Bahn hatte bereits angekündigt, Praetorius, der das Bußgeld übernommen hatte, eine "Kulanzregelung" anzubieten.

Klärendes Gespräch zwischen Praetorius, DB und MVV

Das Ursprungs-Video nach dem Vorfall in der S-Bahn

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