Eislauf am Gärtnerplatz - die Anwohner laufen dagegen Sturm
Winterzauber oder Belästigung? Das Gärtnerplatztheater will den Bürgern zum 150. Geburtstag ein Geschenk machen – nicht alle sind angetan
München – Vor über einem Jahr stand Josef E. Köpplinger vor der Baustelle seines Theaters. Der Intendant erfrischte sich in der Sommerhitze mit einem Eis. Und da schoss es ihm durch den Kopf: Wie schön müsste es sein, im Spätherbst vor dem Gärtnerplatztheater Eislaufen zu gehen.
Drin feiern geht nicht. Erst gut ein Jahr nach seinem 150. Geburtstag am 14. November wird das Theater wieder offen sein. Deshalb möchte Köpplinger mit den Bürgern draußen feiern: auf einer Eisbahn, die um den Brunnen herum errichtet werden soll.
Josef E. Köpplinger möchte den Münchnern ein Geschenk machen. Doch nicht alle möchten es auch annehmen.
Eislaufen zu Operettenmusik
Zu Klängen aus Opern, Operetten und Musicals darf dann jedermann zwei Wochen nach dem Jubeltag täglich zwischen 17 und 20 Uhr die Runden drehen. Kosten soll das alles dem Vernehmen nach rund 200 000 Euro.
Ein Antrag an das Kreisverwaltungsreferat ist in Vorbereitung. Die Stadt scheint einer Genehmigung nicht abgeneigt. Gleichzeitig werden die Anwohner befragt: Rund 300 Münchner fanden in den letzten Tagen einen Brief des Intendanten im Briefkasten, der um Meinungsäußerungen bat.
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Nicht alle freut das Geschenk, das Köpplinger ihnen machen will. „Das können, wollen und werden wir nicht annehmen“, sagt Thomas Klinger, der am Platz ums Eck wohnt. „Abgesehen davon, dass alle Steuerzahler Bayerns und der Stadt von Anfang an über das Ausmaß und die Dauer der Bauarbeiten getäuscht wurden, möchte Köpplinger uns nun ein Geschenk anbieten, das wiederum mit Belästigung durch Lärm und Müll einhergeht!“
Klinger hat Widerspruch eingelegt. Ihn nervt bereits, dass die Sanierung des Theaters so lange dauert. Und er fürchtet, dass der Gärtnerplatz langsam als Dauer-Event-Arena völlig vor die Hunde geht. „Droht demnächst auch ein Christkindlmarkt oder ein Silvesterkonzert?“, fragt er sich. Ohnehin gibt es am Platz seit Jahren Dauerärger durch die ausufernde nächtliche Geselligkeit in den Sommermonaten.
Ein gemütliches Erlebnis oder noch ein Kommerz-Event?
Natürlich weiß man auch im Gärtnerplatztheater um die Belastung der Anwohner durch die Dauerparty. Was geplant sei, habe damit allerdings nichts zu tun. „Wir wollen ein nostalgisches, gemütliches Musikerlebnis mit Schlittschuhtanz ermöglichen“, heißt es im Brief des Intendanten.
„Es soll ein Geschenk sein“, sagt Theater-Sprecher Gunnar Klattenhoff. „Wenn die Anwohner dieses Geschenk nicht wollen, dann wird es auch nicht kommen.“ Danach sehe es aber nicht aus: Der Rücklauf sei mehrheitlich positiv.
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Das Theater habe sich auf Anraten des Bezirksauschusses dazu entschlossen, gleichzeitig mit dem Antrag an das Kreisverwaltungsreferat die betroffenen Anwohner zu befragen. Das bestätigt dessen Vorsitzender Alexander Miklosy (Rosa Liste). „Der Ball liegt bei den Anwohnern“, sagt er. Das Theater habe ihm erklärt, dass keinerlei Lärmbelästigung zu befürchten sei. Spezielle Lautsprecher würden dafür sorgen, dass nur das Innere der Eisbahn beschallt werde. „Es wird nicht lauter als der Bus.“
Man habe ihm glaubhaft versichert, dass es keinerlei Krach und Halligalli geben werde. Aber natürlich kenne er die Bedenken der Anwohner, weshalb er zu der Befragung geraten habe, damit das Theater nicht unnötig einen Haufen Geld in den Sand setze. Ökologischen Bedenken gegen Eislaufen im oft frühlingshaften November nimmt das Theater den Wind aus den Segeln: Anders als beim Eiszauber am Stachus soll es am Gärtnerplatz keine Kühlaggregate geben. Getanzt wird auf Kunststoff. Wie Kunstrasenfußball. Aber, wie gesagt, nur, wenn die Anwohner es auch wollen.