Einziger Stadtrat Münchens ohne Smartphone: "Handy? Ich habe Festnetz"

Herbert Danner (63) von den Grünen ist der einzige Stadtrat ohne Smartphone. Im AZ-Interview erklärt er, weshalb.
von  Eva von Steinburg
Stadtrat Herbert Danner. Nicht im Bild: sein Handy. Würde auch gar nicht gehen. Der leidenschaftliche Bienenzüchter hat nämlich gar keins.
Stadtrat Herbert Danner. Nicht im Bild: sein Handy. Würde auch gar nicht gehen. Der leidenschaftliche Bienenzüchter hat nämlich gar keins. © privat

München - Im Münchner Rathaus ist er der Letzte seiner Art – ein Stadtrat ohne Smartphone und Handy: Herbert Danner. Manche schmunzeln über den „Spinner“ von den Grünen. Danner sitzt seit acht Jahren im Münchner Stadtrat, der modernen Welt verweigert er sich aber ein bisschen. In der AZ spricht Danner über das Leben als Politiker ohne Handy.

AZ: Herr Danner, warum haben Sie eigentlich kein Handy?
HERBERT DANNER: Gesundes Wohnen, gesundes Leben sind für mich als Baubiologe ein großes Thema. Dazu gehört ganz wesentlich die Strahlung. Ihre Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit scheint zwar nicht so negativ sein, wie vor 15 Jahren befürchtet, aber es gibt ein gewisses Risiko bei Handy-Vielnutzern.

Sie sprechen von einem Hirntumor?
Von Krebs und vom Stress. Jeder Organismus reagiert anders. Frühere „Großversuche“ an den Bürgern, der Gesellschaft und der Umwelt mit Problemstoffen wie Asbest, FCKW und zahlreichen Chemikalien, die später vom Markt genommen wurden, sind Hauptgrund meiner Skepsis gegenüber flächendeckenden neuen Technologien, also auch der Handy-Nutzung.

"Eine Vermisstenmeldung gab's bis jetzt nicht"

Sie sind als Kommunalpolitiker natürlich beschäftigt. Jeder Tag ist anders: Werden Sie manchmal als Spinner abgestempelt?
Nein. Ich bemerke eher ein leichtes Schmunzeln. Man dichtet mir an, ich setzte noch Buschtrommeln zur Kommunikation ein. Dieser Spruch kommt immer wieder. Die Kollegen im Rathaus respektieren meine Verweigerung. Die Kommentare sind amüsant und ganz nett gemeint.

Genießen Sie es, nicht erreichbar zu sein?
Sehr. Mir tut es gut, zwischendurch abzuschalten. Ich glaube, jeder hat selbst in der Hand, ob er sich von seinem Handy gnadenlos hetzen lässt, omnipräsent ist. Auswüchse, dass Mitarbeiter übers Wochenende ans Firmenhandy gehen müssen sind kein Spaß. Die billige ich nicht.

Die Fahrplanauskunft und die Lexikonfunktion eines Smartphones sind gut, gestehen Sie ein...
Fast uneingeschränkte Informationsmöglichkeiten nahezu an jedem Ort – das hat etwas. Ich komme aber ganz gut ohne zurecht. Und: 95 Prozent von dem, was auf Facebook und Twitter verbreitet wird, bringt mich nicht vorwärts.

Leute sind aber bisweilen froh, wenn sie Sie ein bisschen flotter erwischen...
Ich habe Festnetz, im Rathaus und daheim, außerdem einen gut funktionierenden AB. Es ist nicht so, dass man mich tagelang sucht. Also, eine Vermisstenmeldung gab’s bis jetzt nicht.

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