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Einkaufen ohne Maske: Wie Münchner mit der neuen Freiheit umgehen

Maske runter? Das finden viele Kunden im Einzelhandel am ersten Montag ohne Pflicht noch reichlich riskant – und greifen freiwillig zum Mund-Nasenschutz. Die AZ hat sich in Schwabing umgeschaut.
Irene Kleber |
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FFP2-Masken in Gutelaunefarben: Monika Wofinger nimmt sie in ihrem Modeladen Parita in Schwabing "auf keinen Fall" aus dem Sortiment.
FFP2-Masken in Gutelaunefarben: Monika Wofinger nimmt sie in ihrem Modeladen Parita in Schwabing "auf keinen Fall" aus dem Sortiment. © Bernd Wackerbauer

München - Da liegen sie ja noch, frühlingsbunt aufgereiht, im Schaufenster vom Parita-Modeladen am Schwabinger Kurfürstenplatz: FFP2-Masken in neongrün und feuerwehrrot, mit Smileys, Herzln und Osterhasendesigns.

Aus dem Sortiment nehmen, wo doch an diesem Montag die Maskenpflicht nach zwei langen Pandemiejahren in Handel, Gastro und Kultur fällt? "Ja, bloß nicht", sagt Ladenchefin Monika Wofinger, "meine Kundinnen haben letzte Woche schon gesagt, bittschön verkaufen Sie die weiter, ich geh nämlich auch weiter nur mit Maske einkaufen", viel zu riskant sei das ohne.

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Nach Wegfall der Pflicht: Münchner tragen weiter Maske

Der Blick ins Viertel gibt ihr recht: Ob im Supermarkt, in der Drogerie, beim Bäcker oder im Schuhladen, die Münder und Nasen sind weitgehend verhüllt. Beim Zöttl in der Hohenzollernstraße kann man gegen Mittag zwölf Kunden in der Schlange zählen und zwölf Masken, plus zwei Masken, die die Verkäuferinnen tragen.

Ähnlich das Bild ein paar Häuser weiter bei Rossmann. Menschen nesteln vor dem Eintritt ins Geschäft wie gewohnt ihre Masken aus der Tasche, wer herauskommt, nimmt sie wieder ab. Auch die Kassiererinnen tragen Mundschutz. "Bei uns kann das jeder machen, wie er es für sich für richtig hält", sagt Filialleiterin Christina (41), "ich würde meine ja abnehmen, aber ich glaube, die Kundschaft fühlt sich wohler und sicherer, wenn das Personal hier Maske trägt."

"Die meisten Kunden tragen weiter Maske", sagt Christina (41), die die Rossmann-Filiale am Kurfürstenplatz leitet, "jeder macht es, wie er will".
"Die meisten Kunden tragen weiter Maske", sagt Christina (41), die die Rossmann-Filiale am Kurfürstenplatz leitet, "jeder macht es, wie er will". © Bernd Wackerbauer

"Egal was das neue Gesetz sagt, ich schütze mich weiter"

Die Münchner beobachten die Infektionszahlen offenbar schon noch sehr genau. Noch am Freitag hatte die Stadt für den Vortag 4.231 neue Corona-Fälle gemeldet, bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1.867. "Da ist mir das Risiko einfach zu groß", sagt Rentnerin Heidi Hutterer (75) vor der Drogerie, "egal was das neue Gesetz sagt, ich schütze mich weiter."

"Ohne Maske ist mir das Risiko zu groß", sagt Heidi Hutterer (75).
"Ohne Maske ist mir das Risiko zu groß", sagt Heidi Hutterer (75). © Bernd Wackerbauer

Ähnlich das Bild im Edeka-Untergeschoss an der Nordendstraße. In der Kassenschlange trägt man Maske – außer: Man ist unter 25. Wie das unmaskierte Grüppchen junger Kfz-Mechatroniker-Lehrlinge, das sich gerade Brotzeit und ein Tragl Spezi für die Berufsschulpause holt.

Im Supermarkt: Vorsicht und Corona-Frust

"Die Maske nervt nur noch", sagt Azubi Anne Spehr (20), "ich bin geboostert und hab trotzdem schon Corona bekommen. Ich mag mir nach den zwei Jahren endlich keine Gedanken mehr über Corona machen müssen, es langt".

"Endlich befreit": Die Lehrlinge Anne Spehr (20) und Lucas Gallert (21) holen sich Brotzeit und Spezi für die Berufsschulpause - ohne Maske.
"Endlich befreit": Die Lehrlinge Anne Spehr (20) und Lucas Gallert (21) holen sich Brotzeit und Spezi für die Berufsschulpause - ohne Maske. © Bernd Wackerbauer

Die IT-Spezialistin Karoline Stich (42), die dort gerade Lebensmittel und Tulpen eingekauft hat, ist deutlich vorsichtiger. "Ich bleibe bei der Maske, das fühlt sich sicherer an", sagt sie.

Und auch die neue Freiheit, ohne 2G- oder 3G-Kontrolle und dann auch noch ohne Maske in ein Café gehen zu können, fühlt sich unbehaglich für sie an. "Ob wir unter den Bedingungen noch essen gehen wollen, das müssen wir daheim erst mal noch besprechen."

Karoline Stich (42) fühlt sich im Supermarkt "sicherer mit Maske".
Karoline Stich (42) fühlt sich im Supermarkt "sicherer mit Maske". © Bernd Wackerbauer

Ob die neue, eher mulmige, Freiheit die Gastronomie also Kundschaft kosten könnte? Patrick Huller (47) vom Tagescafé Schwabing meint: "Nein, für die, die aus Angst vor eine Ansteckung wegbleiben, werden jetzt die kommen, die nicht geimpft sind, das gleicht sich aus." Heißt für ihn aber umso mehr: Die Maske bleibt auf.

Patrick Huller (47) vom Tagescafé Schwabing lässt die Maske auch lieber auf. "Wenn ich krank werde, muss ich ja mein Café schließen."
Patrick Huller (47) vom Tagescafé Schwabing lässt die Maske auch lieber auf. "Wenn ich krank werde, muss ich ja mein Café schließen." © Bernd Wackerbauer
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21 Kommentare
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  • Hel am 05.04.2022 21:59 Uhr / Bewertung:

    Auf welcher Seite es mehr bis heute komplett unbewiesene, oft völlig absurde Ängste und Einwände gibt, ist noch nicht wirklich geklärt.

  • Tonio am 05.04.2022 14:32 Uhr / Bewertung:

    Maske hin oder her. Am sichersten ist es doch immer noch, möglichst zu hause im Home-Office zu bleiben, den öffentlichen Nahverkehr meiden, weiter online-shoppen und sich das Essen nach hause liefern zu lassen. ????

  • Therapeut am 05.04.2022 10:56 Uhr / Bewertung:

    @MadridistaMUC
    @huraxdax
    In weiten Teilen Asiens geht man grundsätzlich sehr respektvoll mit diesem Thema um. Tatsächlich tragen dort viele Menschen weiterhin Masken, um sich und andere vor Covid zu schützen.
    Da hat huraxdax völlig Recht. Es gibt dazu unzählige Berichte und Dokumentationen.
    Auch die von MadridistaMUC genannten Gründe treffen teilweise zu. Ein weiterer Grund ist, vorwiegend in Großstädten, dass man, z.B. in dicht gedrängten U-Bahnen, den Mitreisenden nicht den eigenen Atem zumuten möchte. Das sollte jeder selbst für sich entscheiden und es wäre schön, wenn man Andersdenkende nicht gleich wieder "belächeln" würde. Unsere Gesellschaft ist zur Genüge gespalten. Dazu sollten sich vor allem Impf- und Maskengegner der letzten 2 Jahre überlegen, wie schwer es für die restlichen 70% war und ist, mit deren bis heute komplett unbewiesenen, oft völlig absurden Ängsten und Einwänden umzugehen.
    Ein tolerantes Miteinander wäre wirklich angesagt.

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