Eineinhalbjähriger fährt allein Richtung Berlin

Das Gepäck war verstaut, David schlief friedlich in seinem Kindersitz. Die 22-Jährige ging vor der Abfahrt am Busbahnhof Fröttmaning kurz zur Toilette. Als sie zurückkam, waren Bus und Kind weg. Die junge Mutter hatte den Fahrer informiert, dass sie zur Toilette müsse. Doch der Mann dachte, die 22-jährige aus Solln meint die Bordtoilette. Deshalb fuhr er los, ohne auf die Nigerianerin zu warten.
Als die Frau nur Minuten später wieder an der Parkbucht ankam, traf sie schier der Schlag. Der Bus war weg und mit ihm auch ihr eineinhalbjähriger Sohn David. Ein Zeuge verständigte die Polizei. Eine Streife der PI 47 fuhr nach Fröttmaning.
Doch der Busfahrer war über Handy nicht zu erreichen. Der Disponent der Buslinie hatte seine Nummer nicht parat.
Klein David schlief friedlich während der Verfolgungsjagd
Die Polizisten erkundigten sich, welche Route der Postbus fahren würde. Einer der Beamten hinterließ die Nummer seines Diensthandys am Busbahnhof, damit man weiter in Kontakt bleiben konnte.
Anschließend setzten die Polizisten die Mutter hinten in den Streifenwagen und gaben Gas. Mit Blaulicht ging’s auf die Autobahn und weiter über die A 9 nach Norden. Während die Mutter kaum zu beruhigen war, brausten die Polizisten dem Fernbus hinterher. Schließlich gelang es doch noch, mit Hilfe des Disponenten die Handynummer des Fahrers herauszubekommen und Kontakt mit ihm aufzunehmen. Der Bus war bereits ein gutes Stück weiter in Richtung Ingolstadt.
Die Streifenbesatzung rief den Berliner an und informierte ihn darüber, dass einer seiner Passagiere fehle. Und, was noch wichtiger war, dass er ein Baby an Bord habe, dass ohne seine Mutter auf dem Weg nach Berlin ist.
Weder der Busfahrer noch die Passagiere hatten David bemerkt. Der kleine Bub lag in seiner Babyschale und schlief.
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Die Polizisten vereinbarten mit dem Fahrer, dass er am Nordbahnhof in Ingolstadt einen Zwischenstopp einlegt und auf sie wartet.
Wenig später konnte die Mutter ihren Sohn überglücklich wieder in die Arme schließen. David schlief übrigens noch immer tief und fest. Er hatte von der ganzen Aufregung nichts mitbekommen.
Den Rest der Reise nach Berlin legten Mutter und Kind gemeinsam zurück.