Eine Krippe auf der Kippe: Kita droht Schließung, weil sie keine Erzieherinnen findet

Am Königsplatz: Kinderpflegerin und Erzieherin dringend gesucht. Sonst droht der Kita an einer Schule Ende des Jahres die Schließung.
Eva von Steinburg |
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Der Garten mit Sandkasten und Rutsche: Die Kinderkrippe ist nagelneu.
Der Garten mit Sandkasten und Rutsche: Die Kinderkrippe ist nagelneu. © Bernd Wackerbauer

München - Im Jahr 2016 hat sie den Münchner Schulpreis gewonnen: die Städtische Anita-Augspurg-Berufsoberschule für Sozialwesen und Gesundheit. Ein Pluspunkt war: Die Schule am Königsplatz hat eine angeschlossene Kita. Was als Vorbild gilt, Schülerinnen und Lehrern gleichsam nutzt.

"Die Krippe hat Mädchen aus München und Umgebung, die schon Mütter waren, das Abitur ermöglicht. Ohne ein System der Kinderbetreuung geht das nicht", sagt Andreas Knorr, Mitglied im Trägerverein Förderkreis BOS-Kindergruppe.

Münchner Kita sucht händeringend Personal

1988 haben Eltern und Lehrer die private Kita "Kindergruppe allererste Klasse" aus der Not gegründet. Die frühere Direktorin war federführend.

Jetzt sucht die Krippe mit zwölf Kindern zwischen zehn Monaten und drei Jahren händeringend Personal: "Der Weiterbetrieb ist akut gefährdet", hat Schulleiter Berthold Lacher den Eltern geschrieben. Eine Kinderpflegerin in Vollzeit und eine Erzieherin in Teilzeit werden benötigt, erklärt Daniela Berthold vom Kita-Verein.

Miri Köbner-Hallmen (36), Sohn Levi und Erzieherin Marcela Kral (57).
Miri Köbner-Hallmen (36), Sohn Levi und Erzieherin Marcela Kral (57). © Bernd Wackerbauer

Auch Tagesmütter aus München können sich bewerben, wenn sie zu einer Weiterbildung bereit sind. "Doch der Personalmarkt ist wie leer gefegt. Kaum Resonanz", bedauern die Eltern. Sie haben Flyer gedruckt, Stellenanzeigen auf Ebay gestellt und an Kinderspielplätzen aufgehängt. "Es fühlt sich an, wie ein Kampf gegen Windmühlen. Wir nutzen alle Schlupflöcher, greifen nach jedem Strohhalm", erklärt Miri Köbner-Hallmen (35), Mutter von Levi (1 Jahr und 10 Monate): "Falls unsere Kita schließen muss, muss ich meine Arbeitsstunden reduzieren. Am Ende sind es die Frauen, die das Problem ausbaden, weil unser Einkommen meist kleiner und damit entbehrlicher ist", kritisiert sie.

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Nachfrage nach Kitaplätzen übersteigt Angebot

Ihre Idee zur Rettung: "Die Stadt könnte die Kita übernehmen und mit Erzieherinnen, die Springer sind, aushelfen."

Die Eltern der BOS-Krippe empfinden ihre Lage als dramatisch: Die Nachfrage nach Kitaplätzen übersteigt in München das Angebot. Die Wartelisten für Plätze wachsen. Weil Fachkräfte fehlen, sind immer mehr Kitas von der Schließung bedroht.

Aus Frust protestieren die Eltern vor der Schule in der Brienner Straße 37: "Die Stadt muss uns helfen unsere Kita zu retten, jedes Kind zählt! Sonst können wir es uns nicht mehr leisten in München eine Heimat zu haben. Ich habe das Gefühl, die Stadt frisst ihre Kinder", klagt Miri Köbner-Hallmen, die in einer Kommunikationsagentur arbeitet.

Eltern in Sorge

Der 35-jährige Quirin Sommer ist Sozialarbeiter. Er hat Angst vor einer Schließung der Kinderkrippe: "Ich würde dann zurück in Elternzeit gehen – unbezahlt! Und meine neue Stelle bei der Stadtteilarbeit Milbertshofen nicht antreten. Meine Frau ist Lehrerin. Wenn sie zu Hause bleibt, fehlt München eine Lehrerin mehr – bei diesem Lehrermangel." Innenarchitektin Lea Can findet die ganze Situation "absurd": "Eine Schülerin und zwei Lehrer von der BOS haben ihre Kleinkinder in der Krippe."

Diese Eltern von Kleinkindern sind verzweifelt: Lea Can (35), Marco Dufner (33), Quirin Sommer (35) und Miri Köbner-Hallmen (36). Sie möchten in ihren Jobs bleiben.
Diese Eltern von Kleinkindern sind verzweifelt: Lea Can (35), Marco Dufner (33), Quirin Sommer (35) und Miri Köbner-Hallmen (36). Sie möchten in ihren Jobs bleiben. © Bernd Wackerbauer

Das Haus der Kita in der Brienner Straße ist nagelneu. Ausgestattet ist sie mit Garten, Rutsche, Sandkasten, Küche, Kindertoiletten und niedrigen Waschbecken. Erzieherin Marcela Kral führt ihre kleine Gruppe mit Herz.

Interesse an einer Mitarbeit? Kontakt: info@bos-kindergruppe.de. Die Stellenausschreibung steht unter: bos-kindergruppe.de

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33 Kommentare
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  • Andi K. am 07.10.2022 00:10 Uhr / Bewertung:

    Es wird zwar nicht gerne gehört, aber wo sind die vielen jungen Flüchtlinge und Asylbewerber seit 2015, die inzwischen integriert sein müßten und auch mal Hand anlegen?

  • Der wahre tscharlie am 07.10.2022 14:03 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Andi K.

    Es wird zwar nicht gerne gehört, aber wie du meinem Kommentar unter dir und der Stellenbeschreibung entnehmen kannst, bedarfs es für den Job bestimmte Vorraussetzungen, bzw, Abschlüsse.
    Und dies werden Flüchtlinge, bzw. Asylberwrber schwerlich mitbringen, geschweige denn, falls sie so etwas haben, bei uns auch anerkannt werden. Denn selbst die Abschlüsse aus anderen europäischen Staaten müssen bei uns anerkannt werden.

    Soviel zu deinem Kommentar, der wieder das einfache Schemata bedient.

  • Mobilist am 08.10.2022 12:08 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Andi K.

    Es wird zwar nicht gerne gehört, aber manchn von diesen würde das gerne machen, wenn man ihnen die Möglichkeit gegeben hätte die entsprechende Ausbildung zu machen.

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