"Ein wahnsinniger Erfolg"

Weit weg vom täglichen Tierheim-Trubel haben drei "Problem-Hunde" ein neues Zuhause gefunden.
von  Natalie Kettinger
Lebt jetzt bei einem Münchner Ehepaar: Bulldog-Mix Josef.
Lebt jetzt bei einem Münchner Ehepaar: Bulldog-Mix Josef. © Tierschutzverein München

München - Sie galten als Beißer, als gefährlich und absolut unvermittelbar: die Tierheim-Hunden Zeus, Barney und Josef. Doch dank eines deutschlandweit einzigartigen Projektes haben sie nun neue Besitzer gefunden.

In mehreren Casting-Runden hatte das Münchner Tierheim nach passenden Haltern für die schwierigen Hunde gesucht, Menschen und Tiere anschließend fünf Tage mit dem Schweizer Hunde-Trainer Hans Schlegel an den Titisee geschickt.

Am Freitag ist die Gruppe zurückgekommen und Tierheim-Leiterin Sandra Giltner sagt: „Es war toll, ein wahnsinniger Erfolg.“

Schäferhund-Mix Zeus, den sein früherer Besitzer scharf gemacht hatte, war der erste, der ein neues Zuhause fand: bei Ausbilder Schlegel. „Die beiden verbindet eine ganz tiefe Freundschaft“, sagt Giltner gerührt und erzählt, dass sich der Rüde von Schlegel sogar einen Tennisball mit den Zähnen aus dem Maul nehmen ließ.

Bulldog-Mischling Josef begleitete ein Münchner Ehepaar nach Hause. Rottweiler Barney wird in Zukunft bei einem Unternehmer leben, der bereits zwei andere Hunde aus Riem aufgenommen hat. „Ohne Trainer hätten wir Barney nicht aus dem Tierheim rausbekommen“, sagt die Leiterin, die nun ein gutes Gefühl hat: „Zwischen Mann und Hund hat’s sofort gefunkt.“

In einem Fall verlief der Kurs jedoch anders als erhofft: Ein Paar, das seit sechs Jahren mit Hovawart-Mix Jakob ehrenamtlich spazieren geht, musste erkennen, dass der Hund nicht zur Familie passt. „Er hat der Frau gegenüber massive Verletzungsabsichten gezeigt.“

Doch auch Jakob hat vom „Almhunde-Projekt“ profitiert: Er bekommt bei Hans Schlegel ein Resozialisierung-Training, damit er später leichter vermittelt werden kann.

Im Vorfeld war Sandra Giltner heftig dafür kritisiert worden, dass sie Hans Schlegel engagiert hatte. Der Schweizer, der mehrere Hundestaffeln betreut und Polizeihunde ausbildet, gilt bei einigen Tierschützern als zu hart. „Wer behauptet, er würde Hunde brechen, hat ihn noch nicht arbeiten gesehen“, hält Giltner dagegen. „Bei Hans Schlegel gibt es keine Schläge, keine laute Stimme. Er macht fast alles über Körpersprache. Es war ein sehr ruhiges Arbeiten, getragen vom Respekt für das Tier.“

Im Juli werden sich alle Teilnehmer erneut zu einem dreitägigen Workshop treffen. Bis Dezember soll einmal im Monat eine Kontrolle stattfinden – und im Herbst ist der nächste Kurs geplant.

Schließlich warten im Münchner Tierheim noch viele Problem-Bellos auf eine zweite Chance. „Hunde, die nicht so kaputt sind, dass man sie nicht wieder hinkriegt“, sagt Sandra Giltner.

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