Ein Tisch - fünf Erkenntnisse

Bei der großen AZ-Podiumsdiskussion im Augustinerkeller wird klar, was das Gutachten für den Viktualienmarkt kostet – und dass die Standl-Mieten steigen.
von  Tina Angerer
Volles Haus: Im Grünen Saal des Augustiners verfolgen rund 200 Zuschauer die Diskussion auf dem Podium. Viele melden sich anschließend selbst zu Wort.
Volles Haus: Im Grünen Saal des Augustiners verfolgen rund 200 Zuschauer die Diskussion auf dem Podium. Viele melden sich anschließend selbst zu Wort. © Gregor Feindt

Bei der Debatte im Augustinerkeller wird klar, was das Gutachten für den Viktualienmarkt kostet – und dass die Standl-Mieten steigen

München - Es ist heiß im Augustiner. Nicht nur, weil es Sommer ist und draußen schwül, sondern auch weil die Köpfe hier schon vor Beginn erhitzt sind. Standl-Leute sind gekommen, sie wollen endlich wissen, was die Stadt plant. Sie bangen um ihre Verträge, um ihre Tradition, ihren Markt. Auch viele Münchner Stammkunden erhoffen sich Klarheit von der AZ-Diskussion „Rettet den Viktualienmarkt“. Um es vorweg zu nehmen: Was genau ab 2014 mit dem Markt passieren wird, ist noch nicht ganz klar. Aber es gibt durchaus Erkenntnisse.

Die Mängel: Einig war man sich, dass es Mängel gibt – und Handlungsbedarf: Keller, Lagerräume, Wasserversorgung, Toiletten, baufällige Häuschen. Uneinigkeit gab es allerdings über die Tatsache, dass der Tüv Rheinland beauftragt werden musste, um das festzustellen. Händler-Sprecherin Elke Fett: „Wir am Markt wissen besser als ein Tüv Rheinland, wo es fehlt. Man müsste also nur mit uns sprechen.“ Die Rheinländer als Feindbild. Da fragte AZ-Kolumnist Michael Graeter: „Hat sich da keine Münchner Firma gefunden?“ Kommunalreferentin Gabriele Friderich verteidigte das öffentliche Ausschreibungsverfahren – und verriet, dass das Tüv-Gutachten 300000 Euro gekostet hat.

Die Optik: Auch hier beschwichtigte Friderich: „Niemand will dort eine moderne Architektur hinstellen.“ Es gebe neue Häuschen wie das Café Nymphenburg, die als positive Beispiele gelten. Die Frage der Gestaltung sei aber noch in weiter Ferne, zunächst gelte es, die funktionalen Bedürfnisse zu klären. Eines sagte Friderich aber noch zu: Der Markt wird während des Umbaus, der 2014 beginnen soll, nicht komplett geschlossen werden. Die letzte Sanierung dauerte von 1969 bis 1975 – sechs Jahre.


Bilderstrecke: Das sagten die Teilnehmer und Zuschauer

Privatisierung: Schreckgespenst Investor? Michael Graeter sprach es aus: „Da kann der neue Besitzer der Schranne den Markt ja gleich mit übernehmen.“ Dem erteilte die Kommunalreferentin eine Absage: „Ein klares Nein. Es wird keine Privatisierung geben. Nicht mal die FDP möchte das.“ Allerdings könnte sich die Struktur am Marktes trotzdem stark verändern. Siehe nächsten Punkt.

Die Verträge: Höhere Mieten werden kommen, da ließ die Kommunalreferentin keinen Zweifel: „Seit 2003 gibt es keine Erhöhung. Da wird es sicherlich eine Anpassung geben.“ Mehr noch: Friderich weigerte sich, den von den Marktweibern geforderten Bestandschutz abzugeben. Zurzeit haben die meisten öffentlich-rechtliche Zuweisungen. Friderich: „Ob wir öffentlich-rechtliche Zuweisungen oder privatrechtliche Verträge haben werden, ist noch offen. Für beides gibt es Argumente.“ Da raunten die Marktleute. Zwar sagte sie auch, dass man „die Vielfalt erhalten“ wolle und dass es „das Ziel ist, dass alle auch künftig bleiben können“ – aber nicht zu den gleichen Konditionen. Anders gesagt hieße das: Mehr Miete, andere Verträge – und wer das stemmt, ist weiter gerne gesehen. Die Unruhe im Publikum war groß.

Ausblick: Dass Redebedarf besteht, das hat dieser Abend gezeigt – und die Bereitschaft zum Dialog auch die Stadt bewiesen. Auf Drängen der Marktweiber sagte Friderich: „Noch im Sommer wird es ein Treffen geben.“ Da werden die Marktleute ihre Sorgen noch einmal vortragen. Denn die konnte Friderich an diesem Abend nicht zerstreuen. „Bei dem ganzen Gutachten geht es doch nur vordergründig um Baumängel“, sagte eine Standlfrau. „Dahinter steht aber, dass der ganze Markt umstrukturiert werden soll.“ Beim nächsten Treffen wird es sicher wieder heiß zugehen.

 

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