"Eigentlich echt böse": Zwei Ex-Polizisten im Münchner Drogenskandal verurteilt
München - Amtsrichterin Cornelia Amtage hat in einen Abgrund geblickt. Die Richterin führt nach ihrem gestrigen Urteil in einem weiteren Verfahren im Rahmen des Skandals um koksende Polizisten aus, wie "menschenverachtend und abscheulich" die Chats der beiden Polizisten (38 und 29 Jahre alt) auf sie wirkten. Die beiden hatten offenbar Spaß an der Gewalt. "Geil, wie Du eskaliert bist", zitiert die Richterin aus den Chats und: "Ich hab’s echt mal wieder gebraucht, so’ne Eskalation."
Unter anderem wegen der Verfolgung Unschuldiger – sie hatten zu Unrecht auch vor Gericht behauptet, dass sie bei einer Kontrolle 2016 angegriffen wurden – verurteilt das Amtsgericht die beiden suspendierten Polizisten jeweils zu einem Jahr und acht Monaten Haft. Die Haftstrafe wird bei beiden zur Bewährung ausgesetzt.
Dem Jüngeren war zudem der Besitz und die Überlassung von Kokain vorgeworfen worden. Außerdem habe er einem Mann in Gewahrsam gedroht: "Ich schlag dir gleich die Zähne raus, du komischer Mensch."
Bei dem Älteren kam das Gericht zu dem Schluss, dass er sich auch der Urkundenfälschung schuldig gemacht hatte. Beide müssen jeweils 150 Euro an ihr zu Unrecht belastetes Opfer sowie 1.500 und 2.000 Euro für gemeinnützige Zwecke zahlen.
Skandal wurde 2020 nach einer großen Razzia öffentlich
Für eine Bilanz der Skandalermittlungen der Soko "Nightlife" ist es zu früh. Noch laufen Verfahren und auch das gestrige Urteil gegen die Polizisten ist noch nicht rechtskräftig. Anwalt Christian Barthelmes kündigt im AZ-Gespräch an, dass sein 38-jähriger Mandant in Berufung gehen werde. Der 29-Jährige und sein Anwalt wollen noch beraten, ob sie Rechtsmittel einlegen.
Vier von acht Anklageerhebungen im Rahmen der Soko-Ermittlungen sind damit abgehandelt. Insgesamt waren durch die Enthüllungen eines Drogendealers 37 Polizisten in den Fokus der Ermittler geraten. In zwölf Fällen wurde ein Strafbefehl beantragt, weitere Verfahren wurden mit oder ohne Geldauflage eingestellt.
Eine Zukunft bei der Polizei schließen die Männer auf der Anklagebank für sich aus. Der Ältere hat ein Jura-Studium begonnen, der Jüngere will künftig als Bauleiter arbeiten.
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