Ehepaar in München bestohlen: Handschuh-Betrüger klaut alten Säbel

Seidenhandschuhe, Hut und ein Bündel Geld: Ein falscher Kaufinteressent haut ein Ehepaar aus Giesing übers Ohr.
Nina Job |
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Der Säbel von 1915 gehörte einst einem Leibgardisten.
dpa/privat/AZ Der Säbel von 1915 gehörte einst einem Leibgardisten.

Seidenhandschuhe, Hut und ein Bündel Geld: Ein falscher Kaufinteressent haut ein Ehepaar aus Giesing übers Ohr. Die Polizei warnt vor einer neuen Masche.

München - Nie im Leben hätte er gedacht, dass es eines Tages auch ihm passieren könnte. "Ich nahm immer an, dass nur sehr betagte oder dumme Menschen auf Trickbetrüger hereinfallen", sagt Hans W. (82,Namen geändert) aus Obergiesing. "Zuerst haben wir uns so geschämt, dass wir es nicht einmal unseren Kindern und der Polizei erzählen wollten", ergänzt seine Frau Maria (83). Das Ehepaar hat sich dann aber doch anders entschieden, und sowohl die Kinder und die Polizei informiert. Und es möchte auch andere vor einer neuen Betrugsmasche warnen.

Das war passiert

Hans und Maria W. wollten eine Sitzgruppe und einen Tisch der Firma Unterluggauer verkaufen. Am Samstag schalten sie eine Kleinanzeige in einer Zeitung. "Am selben Tag rief ein Interessent an, der sich die Möbel am Sonntag anschauen wollte", berichtet Hans W.

Pünktlich stand der Fremde vor der Tür. Er war schwarz gekleidet, trug Hut und schwarze Seiden-Handschuhe. "Er war eine sehr außergewöhnliche Erscheinung", erzählt der Rentner. Auf die Frage, ob er seine Handschuhe nicht ablegen wolle, verneinte der Besucher. Begründung: Er habe ein Ekzem an den Händen. Die Möbel schienen ihm zu gefallen.

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"Er wirkte ganz begeistert, sagte, wir hätten sie für 250 Euro viel zu billig angeboten." Der Fremde erzählte, er habe einen Bauernhof in Holzkirchen gekauft und suche noch mehr Einrichtungsgegenstände. Die kleine Chippendale-Kommode im Flur, der Schreibtisch, ein Bauernschrank und ein Säbel von Hans W.s Pflegevater, der bei der Leibgarde von Herzog Carl Theodor in Diensten gewesen war – all dies wollte der Fremde kaufen und ein paar Goldketten noch dazu.

"Er hat alles aufgeschrieben und den Preis, den er dafür zahlen wollte. Am Ende kamen 8.600 Euro zusammen. Er hat mich das Geld schon zählen lassen. Ich habe mich schon gefreut, was wir davon alles kaufen können", erzählt Maria W.

Der Fremde bat die 82-Jährige, den Schrank schon einmal leer zu räumen und das Geschirr herzurichten. Und ob sie den Säbel bitte in ein Tuch wickeln könnte. Am Ende sagte er: "Und für Mutti gibt es noch ein Besteck geschenkt und einen Hunderter extra."

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Alle Beteiligten wirkten hochzufrieden mit dem Handel. Dann telefonierte der Mann mit einem Bekannten, der angeblich gerade ein Klavier transportierte. Der Besucher holte einen Koffer mit – vermutlich wertlosem – Besteck von unten, nahm die Goldketten und den Säbel im Wert von rund 1.500 Euro und sagte zu dem Paar, dass sein Kompagnon von diesen Dingen nichts wissen solle. Er würde sie deshalb schon hinunterbringen und anschließend mit dem Helfer zurückkommen. Maria W. kochte Kaffee, deckte auf. Dann wartete das Paar auf die Rückkehr des Interessenten – doch niemand kam. Der Betrüger war auf Nimmerwiedersehen verschwunden – und mit ihm der Säbel, das Gold, das Geld. Maria W.: "Wir haben unseren Kaffee dann alleine getrunken..."

Für die Polizei ist die Masche ungewöhnlich. "Es kommt zwar vor, dass sich Betrüger auf Anzeigen melden. Auch einen Täter mit Handschuhen hatten wir schon – aber diese Fälle sind selten", sagte Sprecher Christoph Reichenbach zur AZ. Er rät: "Wickeln Sie Privatverkäufe nie alleine ab. Und lassen Sie Fremde in der Wohnung nicht aus den Augen!"

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