Ehe für alle ab 1. Oktober: Diese vier Paare werden heiraten

Homosexuelle Paare, die in Deutschland ihre Liebe offiziell machen wollten, hatten lange nur eine Möglichkeit: die eingetragene Lebenspartnerschaft. Die Öffnung der Ehe ändert das nun.
Annika Schall |
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Schneller als erwartet, können Conrad Breyer (r.) und sein Mann ihre Partnerschaft umwandeln.
Eckhardt/ho 3 Schneller als erwartet, können Conrad Breyer (r.) und sein Mann ihre Partnerschaft umwandeln.
Sylvia Riedel (r.) lernte ihre Frau über ein Hundeforum kennen. Noch heute gehören mehrere Möpse zur Familie.
privat 3 Sylvia Riedel (r.) lernte ihre Frau über ein Hundeforum kennen. Noch heute gehören mehrere Möpse zur Familie.
Feiern ihre Hochzeit auf der Wiesn: Bei Bettina von Haken (r.) und ihrer Frau hat das Traditon.
privat 3 Feiern ihre Hochzeit auf der Wiesn: Bei Bettina von Haken (r.) und ihrer Frau hat das Traditon.

München - Diesen Sonntag tritt es in Kraft, das Gesetz "zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts" wie die "Ehe für alle" im sperrigen Bundestagsdeutsch offiziell heißt. Homosexuelle Ehen sind damit heterosexuellen in allen Bereichen rechtlich gleichgestellt.

Auch in München und Umgebung wollen etliche Paare die Gelegenheit nutzen und so bald wie möglich endlich heiraten. 50 Eheschließungen und mehr als 20 Umwandlungen bereits bestehender Lebenspartnerschaften sind derzeit bei den Münchner Standesämtern angemeldet. Wir haben mit Paaren, die sich bald trauen, über die Liebe und die Bedeutung der Ehe für alle gesprochen. In einem waren sich alle einig: Mit der Einführung ändert sich bürokratisch für sie recht wenig, symbolisch aber eine ganze Menge.

Jürgen Enninger & Christian Mutzel


Lieben sich seit fast einem Vierteljahrhundert: Jürgen Enninger (l.) und Christian Mutzel. Foto: privat

Jürgen Enninger (48) wandelt nächstes Jahr seine Lebenspartnerschaft mit Christian Mutzel (49) in eine Ehe um. Sie sind seit 24 Jahren zusammen. "Als mein Mann und ich vor 15 Jahren unsere Lebenspartnerschaft eintragen haben lassen, waren wir bereits seit neun Jahren zusammen. Für uns war das damals auch ein politisches Signal, weil oft behauptet wurde, die Lebenspartnerschaften würden nicht angenommen und von den Homosexuellen gar nicht gewollt.

Dass es jetzt die Ehe für alle gibt, fühlt sich an, als hätte man uns endlich etwas gegeben, was seit langem hätte selbstverständlich sein müssen. Als wäre ein Gelenk, das lange ausgerenkt war, endlich eingerenkt. Deshalb bin ich auch nicht dankbar, aber es fällt viel Schmerz weg. Für mich ist das Ganze vor allem eine Frage der Sprachlichkeit und der Gleichberechtigung: Gleiches soll auch endlich gleich genannt werden. Die Formulierung ,Liebe ist Liebe’, ist etwas plakativ, aber darauf lässt es sich runterbrechen. Dass da überhaupt jemals ein Unterschied gemacht wurde, ist diskriminierend.

Die Debatte zu dem Thema fand ich persönlich unerträglich. Über Homosexuelle wurde gesprochen, als wären wir in der Gesellschaft außen vor. Dabei sind wir ständig mittendrin. Als die Abstimmung durch war, war das eine große Erleichterung. Ich glaube, dass diese Entscheidung auch gesellschaftlich viel verändern wird und viel zur Selbstverständlichkeit von Homosexualität beitragen wird. Die Lebenspartnerschaft umwandeln lassen, wollen ich und mein Mann zu unserem 25. Jahrestag im nächsten Jahr. Für uns heißt das aber lediglich, dass wir dann endlich schriftlich haben, was wir seit 15 Jahren fühlen: dass wir verheiratet sind."

Sylvia Riedel & Sabine Bentrop-Riedel

Sylvia Riedel (r.) lernte ihre Frau über ein Hundeforum kennen. Noch heute gehören mehrere Möpse zur Familie. Foto: privat

Sylvia Riedel (48) wandelt am 5. Oktober ihre Lebenspartnerschaft mit Sabine Bentrop-Riedel in eine Ehe um. Die beiden sind seit sieben Jahren ein Paar. "Ich bin verhältnismäßig konservativ und finde heiraten auch deswegen eine tolle Sache. Die Ehe verbindet zwei Menschen, meiner Meinung nach, noch ein Stückchen mehr.

Verheiratet gefühlt haben wir uns ohnehin seit der Eintragung unserer Lebenspartnerschaft vor fünf Jahren. Freunde und Kollegen haben damals auch ganz selbstverständlich zur Hochzeit gratuliert. Bei vielen Ämtern und Behörden war es trotzdem oft schwierig. Auch weil es jedes Mal, wenn man irgendwo den Familienstand angeben muss, ein kleines Zwangsouting gibt. Man fühlt sich nicht nur deshalb definitiv benachteiligt.

 

Deshalb war es für uns wirklich toll, dass es dann so schnell ging mit der Entscheidung. Am Abend der Abstimmung haben wir uns spontan mit anderen betroffenen Paaren im Biergarten getroffen und gefeiert. Den Termin zur Umwandlung haben wir uns geholt, sobald es möglich war. Denn wenn man so lange für etwas kämpft, sollte man es auch sofort machen. Außerdem wollen wir endlich keine Ehe zweiter Klasse mehr."

Conrad Breyer & Stanislav Mishchenko

Schneller als erwartet können Conrad Breyer (r.) und sein Mann ihre Partnerschaft umwandeln. Foto: Eckhardt/ho

Conrad Breyer (44) wandelt am 13. Oktober seine Lebenspartnerschaft mit Stanislav Mishchenko (34) in eine Ehe um. Die beiden kennen sich seit fünf Jahren. "Verpartnert sind wir seit Januar, damals war noch nicht absehbar, dass die Ehe für alle kommt. Dass es dann doch so schnell ging, damit hat vermutlich niemand gerechnet. Die Abstimmung habe ich live im Radio mitverfolgt und das Ergebnis hat uns alle sehr gefreut, auch wenn viel politisches Kalkül dahinter steckte. Ich habe schon als Student in den 90er Jahren in der Fußgängerzone für die Ehe für Homosexuelle geworben und langsam war es wirklich an der Zeit, dass sich etwas bewegt. Insbesondere, da andere auch deutlich konservativere Länder schon lange an Deutschland vorbeigezogen sind.

Da wir im Januar eine große Zeremonie hatten, wird es dieses Mal klein: nur mein Mann und ich im Büro der Standesbeamtin. Aber auch das kann sehr romantisch sein. Am nächsten Tag feiern wir dann groß mit Freunden und Familie. Besonders freut mich, dass auch Stanislavs Familie kommt. Mein Mann ist aus der Ukraine, wo Homosexualität gesellschaftlich immer noch nicht akzeptiert ist und unsere Ehe nicht anerkannt werden wird. Umso ein größeres Glück ist es, dass seine Familie immer sehr aufgeschlossen war und auch auf unsere Hochzeitspläne so toll reagiert hat."

Bettina von haken & Doris Roeseler

Feiern ihre Hochzeit auf der Wiesn: Bei Bettina von Haken (r.) und ihrer Frau hat das Traditon. Foto: privat

Bettina von Haken (56) wandelt am 2. Oktober ihre Lebenspartnerschaft mit Doris Roeseler (54) in eine Ehe um. Die beiden sind seit zehn Jahren ein Paar. "Ich nenne die Umwandlung immer ,das Upgrade’, denn für uns bedeutet es, dass wir jetzt endlich die gleichen Rechte und Konditionen haben. Wenn wir Verantwortung füreinander übernehmen wie alle anderen, wollen wir auch keine Ehe zweiter Klasse.

In unseren Köpfen sind wir ohnehin schon verheiratet und ich stelle Doris auch als meine Frau vor. Deswegen brauchen wir auf dem Standesamt auch keine große Zeremonie mehr. Trotzdem freue ich mich darauf, dass wir einander noch ein zweites Mal versprechen, dass wir zusammen bleiben. Danach möchten wir im kleinen Kreis mit Freunden auf der Wiesn feiern. Das hatten wir schon nach der Verpartnerung gemacht. Unser Hochzeitstermin, der 2. Oktober, ist der Tag, an dem wir vor fünf Jahren auch unsere Lebenspartnerschaft eintragen haben lassen. Deswegen passt das so gut, denn ein zweites Datum wollen wir nicht in die Ringe gravieren lassen."

Lesen Sie auch: Ehe für Alle - So stimmten die Münchner Abgeordneten

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