Ecclestone-Anwälte rütteln an Glaubwürdigkeit des Belastungszeugen

Die Verteidiger von Formel-1-Boss Ecclestone wundern sich über die Milde mit dem wichtigsten Belastungszeugen Gribkowsky.
von  dpa
Bernie Ecclestone spricht am Mittwoch mit seinem Anwalt Sven Thomas.
Bernie Ecclestone spricht am Mittwoch mit seinem Anwalt Sven Thomas. © AFP

Der ehemalige BayernLB-Vorstand Gribkowsky hat den schlimmsten Teil seiner Haft längst hinter sich. Seit Monaten ist er Freigänger und nur nachts eingesperrt. Die Verteidiger von Formel-1-Boss Ecclestone wundern sich über die Milde mit dem wichtigsten Belastungszeugen.

München – Im Schmiergeldprozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone steht nach der tagelangen Vernehmung des bayerischen Bankers Gerhard Gribkowsky die Glaubwürdigkeit des wichtigsten Zeugen im Mittelpunkt. Gribkowsky war drei Tage lang befragt worden und hatte Ecclestone beschuldigt, ihm beim Formel-1-Verkauf aus Angst vor einem Machtverlust 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt zu haben. Ecclestones Anwälte halten das für eine Lüge.

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Aus ihrer Sicht hat sich der Banker, der seit Jahren im Gefängnis ist, von seiner Aussage gegen Ecclestone eine Besserung seiner Haftbedingungen versprochen. „Herr Dr. Gribkowsky ist ja kein Mensch, der frei von Gratifikation ist“, sagte Rechtsanwalt Sven Thomas am Mittwoch vor dem Landgericht München. Damit spielte er darauf an, dass der Banker von der BayernLB einen Bonus für seine Bemühungen beim Formel-1-Verkauf gefordert hatte.

Der 83-jährige Ecclestone folgte dem Wortwechsel zwischen Verteidigern und Staatsanwälten wie immer mit Hilfe seiner Dolmetscherin, wirkte aber immer noch sichtlich mitgenommen von einer Erkältung. Am Vortag war der Prozess wegen des Gesundheitszustandes des 83-Jährigen unterbrochen worden. Auf Nachfragen des Richters sagte Ecclestone am Mittwoch, es gehe ihm besser. Der Angeklagte hatte den Bestechungsvorwurf bestritten und seine Millionenzahlung mit einer Bedrohung durch den Banker begründet. Für ihn steht in dem Prozess die Zukunft als Formel-1-Chef auf dem Spiel.

Gribkowsky ist in dem Prozess gegen Ecclestone der wichtigste Belastungszeuge. Während des Ermittlungsverfahrens gegen den Formel-1-Chef war er mehrfach von der Staatsanwaltschaft befragt worden. Dabei soll er Haftlockerungen zur Bedingung für eine Aussage gemacht haben. Außerdem hat er nach Angaben der Ecclestone-Anwälte Sorge gehabt, vom Gefängnis in München ins weiter entfernte Straubing verlegt zu werden – was später aber nicht geschah. Anlass zu Spekulationen über mögliche Absprachen mit der Staatsanwaltschaft über die Haftbedingungen gab den Anwälten auch ein lückenhaftes Protokoll einer Gribkowsky-Vernehmung. Insgesamt seien zwei Stunden und 50 Minuten der Befragung nicht protokolliert worden.

Gribkowsky war im Sommer 2012 wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er das Geld von Ecclestone angenommen und nicht versteuert hat. Im Oktober 2013 durfte er aber von der geschlossenen Münchner Justizvollzugsanstalt in ein Freigängerhaus umziehen, wo er nur noch in der Nacht einsitzen muss. Aus Sicht der Ecclestone-Anwälte war dieser Zeitpunkt für bayerische Verhältnisse ungewöhnlich früh. Insgesamt saß der Banker seit seiner Verhaftung im Januar 2011 weniger als drei Jahre in der geschlossenen Haft.

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