Drohendes Alkoholverbot: Wiesn-Demo steht auf der Kippe

München - Der Anruf aus dem KVR erreichte Joel Schön am Starnberger See und es klang vielversprechend, was die Behörde dem Hotelfachmann in Aussicht stellte. Die Wiesn-Demo am Samstag, eigentlich der Tag, an dem das größte Volksfestes der Welt beginnen sollte, darf stattfinden.
"Wir freuen uns wahnsinnig darüber, dass wir bayerisches Brauchtum und bayerische Traditionen auch in Zeiten der Corona-Pandemie bewahren können", sagt Joel Schön. Der Hotelfachmann aus München hatte die Idee, am Samstag eine Wiesn-Demo auf der Theresienwiese zu organisieren, eben weil das Oktoberfest 2020 pandemiebedingt zum ersten Mal seit Jahrzehnten abgesagt werden musste und damit der Anstich ins Wasser fällt.
Bisher hat der Münchner lediglich eine mündliche Zusage aus dem KVR und auch nur unter Vorbehalt. "Die Details müssen noch die Juristen im KVR abklären, hat man mir gesagt", berichtet Joel Schön. Am Donnerstag oder Freitag soll der förmliche Bescheid mit den entsprechenden Auflagen fertig sein und dem 24-jährigen Münchner zugestellt werden.
Wiesn-Demo könnte wegen Alkoholverbot kippen
Noch sind etliche Details nicht geklärt. Beispielsweise, ob die rund 20 Leute Biergartengarnituren aufstellen dürfen. Campingstühle und Tische würde das KVR offenbar lieber sehen. "Aber eine Biergartengarnitur entspricht mehr der bayerischen Tradition", sagt Joel Schön. Das gesamte Weißwurstfrühstück gerät in Zeiten der Corona-Krise zu einem nicht ganz einfachen Verwaltungsakt: Jeder muss seine eigenen Weißwürste, seinen eigenen Senf und seine Brezen selbst mitbringen. "Andernfalls hätten wir ein Hygienekonzept wie in der Gastronomie ausarbeiten und zur Prüfung vorlegen müssen", sagt der Hotelfachmann. Ein bisserl viel Aufwand für eine Gruppe von 20 Leuten.
Noch etwas könnte sich als Problem erweisen: das Alkoholverbot, das voraussichtlich am Donnerstag von der Stadt verkündet wird. Im Rathaus wird seit Tagen darüber diskutiert, wie sich Privat-Partys auf der Wiesn verhindern lassen.
CSU fordert Betretungsverbot
OB Dieter Reiter (SPD) hatte angekündigt, er wolle ein Alkoholverbot, damit die Wiesn nicht zu einem Hotspot für Corona-Partys werde. Weil unter Alkohol die Abstands- und Hygieneregeln kaum eingehalten werden. Manuel Pretzl, Fraktionsvorsitzender der CSU im Rathaus, will sogar ein Betretungsverbot für das Gelände am Samstag durchsetzen.
Die Wiesn-Demo zu Füßen der Bavaria soll mit Wiesn-Bier stattfinden und selbstverständlich in Maßkrügen. "Wir überlegen uns, ob wir auf alkoholfreies Bier umsteigen", sagt Joel Schön. Tracht und Tradition sollen im Mittelpunkt stehen. Bleifrei wäre also kein Problem, alkoholfreies Bier wird seit Jahrzehnten auf der Wiesn ausgeschenkt.
Allerdings könnte die Stadt auch ein Verbot von Glasflaschen und Krügen anordnen, dann wird es eng. Bliebe noch alkoholfreies Bier aus Dosen oder gar Plastikflaschen? Aber wer will das schon trinken?