Drogen-WG vor Gericht: Schluss mit chillig

Die Dealer wickeln ihre Geschäfte mit Marihuana, Kokain und Ecstasy in ihrer Wohngemeinschaft ab. Ein knappes Jahr läuft der Laden, dann steht die Polizei vor der Tür.
John Schneider
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Im Dezember wurde die Drogen-WG durchsucht. (Symbolbild)
Im Dezember wurde die Drogen-WG durchsucht. (Symbolbild) © Carsten Rehder/dpa

München - Es war "ganz chillig", das Leben als Dealer in der Drogen-WG. "Ich habe konsumiert und gezockt, das war mein Leben", erzählt ein 28-jähriger Landschaftsbauer beim Prozessauftakt am Montag. Er und drei Komplizen sind unter anderem wegen Drogenhandels angeklagt.

Bei der Festnahme wurde ein Polizist verletzt

Denn das lustige Leben endete jäh am 2. Dezember 2019. Da stand die Polizei vor der Tür. Die Ermittler nahmen das Drogen-Quartett im Alter von 26 bis 35 Jahren fest, durchsuchten seine Wohnungen. Einer von ihnen wehrte sich dabei so heftig, dass ein Polizist zu Boden stürzte und sich am Knie verletzte

Drogen-WG verkauft Marihuana, Amphetamine und Ecstasy

Begonnen hat die Geschichte Anfang 2019 in einer Schongauer WG. Der 28-Jährige und sein 35-jähriger Spezl entschlossen sich damals nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft dazu, mit Drogenhandel ihren eigenen Konsum zu finanzieren. Sie verkauften laut Anklage Marihuana, Kräutermischungen, Pilze, Amphetamine, Kokaingemisch und Ecstasy. Im Juli 2019 stieß der 27-jährige Angeklagte dazu.

Die Drogen wurden in Schaugläsern oder im Tresor aufbewahrt. Was die zu erwartende Strafe verschärfen dürfte: Die Dealer waren bewaffnet. Bei der Durchsuchung fanden sich zwei Baseballschläger, ein Teleskop-Schlagstock, ein Elektroschocker, zwei Einhandmesser und zwei echt aussehende Softair-Waffen.

Handelt es sich um Bandenkriminalität?

Die Angeklagten sollen strukturiert und arbeitsteilig vorgegangen sein. Deshalb steht der Vorwurf der Bandenkriminalität im Raum. Das Anwesen war komplett videoüberwacht. Die Dealer wollten zu jedem Zeitpunkt sehen können, wer sich dem Haus nähert. Während zwei der Angeklagten als eine Art Wachpersonal fungierten und die Kunden einschüchterten, wickelte der dritte Mann das Drogengeschäft ab. Zusätzlich hatten alle drei Dealer aber auch eigene Abnehmer, an die sie Rauschgift verkauften.

Sie verkauften Gras von schlechter Qualität

In einem Fall kaufte ein Kunde zu mindestens fünf Gelegenheiten jeweils 100 Gramm Marihuana. Das Trio schreckte auch nicht vor Betrug zurück. So wurde einem Kunden Gras von schlechter Qualität weit über Wert für 18.000 Euro verkauft. Das Geld teilten sich die Betrüger. Im Oktober 2019 kam es zu einem Streit unter den drei Dealern, der 28-Jährige soll daraufhin bei einem anderen Spezl (26) eingezogen sein. Auch dieser sitzt gestern auf der Anklagebank. Denn zusammen mit dem Landschaftsbauer soll er nun seinerseits an Drogengeschäften beteiligt gewesen sein. Die beiden sollen vor allem mit Marihuana, Amphetamin und Kokain gehandelt haben.

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Die Prozessbeteiligten ziehen sich am Montag nach Verlesung der Anklage zu einem Rechtsgespräch zurück. Doch zu einer Einigung über das Strafmaß kommt es nicht. Der Prozess könnte deshalb sehr langwierig werden, da nicht immer klar ist, wer was wann zu den Drogengeschäften beigetragen hat.

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2 Kommentare
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  • DaMamaIhrBua am 15.02.2021 23:06 Uhr / Bewertung:

    Unglaublich...“zu einer Einigung über das Strafmaß kam es nicht“. Alle Beweise sind virhanden, da braucht es keine Einigung. Der Richter scheint die Gesetze nicht zu kennen oder hat Angst sie anzuwenden.
    In beiden Fällen ist er für den Beruf ungeeignet.

  • Der wahre tscharlie am 17.02.2021 17:32 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von DaMamaIhrBua

    Schon mal was von Beweisführung gehört? ".......da nicht immer klar ist, wer was wann zu den Drogengeschäften beigetragen hat."

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