Drogen-Skandal bei der Münchner Polizei: Sechs Beamte bereits suspendiert

München - Hintergrund ist der Verdacht auf Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und gegen das Anti-Dopinggesetz. Gegen einzelne Beamte werde auch wegen des Verdachts der Verfolgung Unschuldiger oder Strafvereitelung im Amt ermittelt. Die Polizisten sollen selbst Drogen konsumiert und sie untereinander weitergegeben haben.
Aus Sicht der Ermittlungsbehörden wiegt vor allem der Vorwurf der Verfolgung Unschuldiger schwer. Es sollen Anhaltspunkte vorliegen, dass es in einem Fall einen von den Polizisten behaupteten Widerstand gegen Polizeibeamte gar nicht gegeben hat.
Drogen-Razzia am Mittwochmorgen
Am Mittwoch durchsuchten rund 170 Ermittler bei einer Razzia 30 Wohnungen und sieben Dienststellen in München, im Landkreis München, in Augsburg, Dachau, Wolfratshausen, Ebersberg und an der Hochschule der Polizei in Fürstenfeldbruck. Dort studierte einer der verdächtigten Polizisten, er sollte in den gehobenen Dienst wechseln.
Der Polizei zufolge waren insgesamt neun Beamte des Münchner Polizeipräsidiums von den Maßnahmen betroffen. Es sind nach Angaben einer Sprecherin die wohl umfangreichsten Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft jemals gegen Polizeibeamte führte.
Herrmann: Bereits sechs Beamte suspendiert
Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sind bereits sechs Beamte suspendiert worden. "Weitere können abhängig vom Durchsuchungsergebnis sehr zeitnah folgen", sagte er der "Bild". "Kriminelle haben bei der Bayerischen Polizei nichts verloren", sagte Herrmann. "So etwas ist absolut inakzeptabel und eines Polizisten nicht würdig."
Koks-Händler sagt vor Gericht gegen Polizisten aus
Die Ermittlungen waren 2018 ins Rollen gekommen, nachdem ein mutmaßlicher Drogenhändler vor Gericht angegeben hatte, mit Polizisten zusammengearbeitet zu haben.
Ursprünglich hatte sich der Verdacht von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz nur gegen zwei Polizisten gerichtet, die selbst Drogen konsumiert haben sollen, dann gegen acht – nun sind es mehr als doppelt so viele: 21 Polizeibeamte auf neun Dienststellen sowie 17 weitere Personen wie Drogenhändler oder Verkäufer von Dopingmitteln stehen unter Verdacht. Einige der Polizisten sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits suspendiert worden.
LKA hat Ermittlungsgruppe "Nightlife" gegründet
Inzwischen laufen die Ermittlungen bei der im Juli 2020 eingerichteten Ermittlungsgruppe "Nightlife" im LKA zusammen. Bislang sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft 20 Mobiltelefone, rund 1,6 Millionen Chatnachrichten und mehr als eine Million Bild und Videodateien sichergestellt worden, die derzeit gesichtet werden.
Münchens Polizeipräsident Andrä fordert harte Konsequenzen
"Für mich ist das hier im Raum stehende Verhalten der betroffenen Polizeibeamten absolut inakzeptabel und muss, wenn sich die Vorwürfe wirklich bestätigen, mit aller gesetzlicher Härte bestraft werden", sagt Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä.
"Wir als Polizeibeamte haben durch unsere Aufgabe eine besondere Stellung in der Öffentlichkeit, die es auch stets zu achten gilt. Es kann definitiv nicht geduldet werden, dass, wie es die bisherige Ermittlungslage vermuten lässt, wissentlich von Mitarbeitern unseres Polizeipräsidiums Straftaten verübt wurden."
