Münchner Polizisten: Koks-Käufe mit Spezial-Rabatt?

Mehrere Polizisten des Münchner Polizeipräsidiums sollen bei einem Drogendealer Rauschmittel gekauft haben. Am Dienstag stand ein Drogenfahnder der Polizei als Zeuge vor dem Amtsgericht.
John Schneider |
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Die Polizisten wurden vom Dienst suspendiert. (Symbolbild)
Friso Gentsch/dpa Die Polizisten wurden vom Dienst suspendiert. (Symbolbild)

München - Der Drogen-Skandal um Münchner Polizisten weitet sich aus. Nach Angaben eines Ermittlers des Landeskriminalamtes (LKA) sollen die Beamten nicht nur Drogen gekauft und konsumiert haben. Sie stehen auch unter Verdacht, Kokain weitergegeben zu haben.

Ein bereits verurteilter Drogenhändler – der Kronzeuge im laufenden Prozess gegen einen ehemaligen Club-Manager (31) des "Heart" – habe ausgesagt, "dass Polizisten in München Kokain konsumieren, verkaufen, ankaufen", erklärt der LKA-Mann gestern. Zudem sollen die Kollegen Rabatt auf Kokain bekommen haben. Im Gegenzug wähnte sich der Dealer unter dem Schutz der Polizisten.

Acht Münchner Beamte unter Verdacht

Zwei Beamte konnte er namentlich benennen, doch bald gerieten weitere sechs Polizisten aus dem Zuständigkeitsbereich des Münchner Präsidiums in Verdacht. Alle acht sind inzwischen vom Dienst suspendiert worden, weil sie Verbindungen in die Drogenszene gehabt haben sollen. Nach LKA-Angaben gibt es zum Beispiel Chatverläufe, die diesen Verdacht erhärten.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach Angaben einer Sprecherin bislang wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz – aber noch nicht wegen des Verdachts auf Drogenhandel. Zudem sei ein ehemaliger Profi-Fußballer durch einen weiteren Chatverlauf in Verdacht geraten, berichtet ein weiterer Fahnder im Zeugenstand. Dessen Wohnung sei gestern durchsucht worden, bestätigt die Staatsanwaltschaft. Gefunden wurde nichts.

Drogenhändler brachte Ermittlungen gegen Polizisten ins Rollen

Der Drogenhändler hatte die Ermittlungen gegen die Beamten ins Rollen gebracht, als er nach seiner Festnahme gegen Komplizen, darunter den Angeklagten, auspackte und eben auch gegen die Polizisten. Er sei mehrere Male in der Woche mit Polizisten unterwegs gewesen, habe mit ihnen Kokain konsumiert.

Anfangs blieb der Dealer die versprochenen Beweise schuldig. So zeigte ein angebliches Beweisvideo keineswegs den Kokain-Konsum von Beamten. Er sei deshalb anfangs skeptisch gewesen, berichtet der LKA-Ermittler. Doch im Nachhinein sei vieles bestätigt worden, was der Dealer (er ist zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden) berichtet habe.

"Heart" stand im Fokus der Ermittler

Den Angaben des Kronzeugen zufolge könnten sogar bis zu 20 Beamte in den Skandal verwickelt sein, sagte der LKA-Beamte. "In einer Großstadt ist das nicht auszuschließen." Vor der Aussage des LKA-Beamten, kommt der Leiter der "Arbeitsgruppe Nachtleben" des Münchner Polizeipräsidiums im Prozess zu Wort. Er beschreibt unter anderem, wie die Kokain-Szene in München und speziell im "Heart" funktionierte, die Fahnder in ihrer Arbeit behindert wurden. Mit dem neuen Betreiber arbeite man jetzt aber besser zusammen, so der Drogen-Cop.

Er erklärt: "Wenn Kollegen ins Spiel kommen, wird es immer unangenehm. Aber ich bin bei Rauschgift mit einer Null-Toleranz gesegnet – auch bei Kollegen." Als der Verdacht aufkam, habe er die Ermittlungen ans LKA abgegeben.

Bislang habe sich der Großteil der beschuldigten Beamten nicht zu den Vorwürfen geäußert, sagt der LKA-Ermittler. Der Anwalt des Angeklagten wies darauf hin, dass einer der beschuldigten Polizisten die Vorwürfe aber entschieden bestritten habe.
In einem Beweisantrag der Verteidiger werden gestern zahlreiche Widersprüche in der Aussage des Kronzeugen aufgelistet. Diese sollen seine Glaubwürdigkeit erschüttern.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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