Drei Demos am Donnerstag in München: Protest gegen Corona-Folgen

Gleich an drei Ecken Münchens wird am Donnerstag protestiert: Die Auswirkungen von Corona treiben die Menschen auf die Straße.
von  Paul Nöllke, Jasmin Menrad
Kampf um die Existenz: Wütende Schausteller protestieren am Odeonsplatz.
Kampf um die Existenz: Wütende Schausteller protestieren am Odeonsplatz. © Daniel von Loeper

München - Vor der Klinik stehen die Menschen, denen wir in der Krise so viel zu verdanken haben: In weißen Kitteln und grünen Kasacks haben sich die Medizinischen Fachangestellten vor dem Herzzentrum versammelt. Eine von ihnen ist Susanne Fischer. Die 37-Jährige arbeitet seit 16 Jahren in dem Spezial-Klinikum. Sie fordert mehr Anerkennung für ihren Job. "Wir Fachangestellten machen die gleiche Arbeit wie die anderen Krankenpfleger", sagt Fischer.

Dass diese nun vom Freistaat 500 Euro Bonus bekommen, die Fachangestellten aber vergessen wurden, findet sie unfair. "Wir arbeiten Hand in Hand und setzen uns dem gleichen Risiko aus. Es geht uns nicht um das Geld, sondern ums Prinzip."

Kampf um Anerkennung: Medizinische Fachangestellte protestieren für Münchenzulage und Gleichbehandlung.
Kampf um Anerkennung: Medizinische Fachangestellte protestieren für Münchenzulage und Gleichbehandlung. © Daniel von Loeper
Klare Botschaften vor dem Herzzentrum.
Klare Botschaften vor dem Herzzentrum. © Daniel von Loeper

Auch dass die Personaluntergrenzen aufgehoben wurden, sei "ein Skandal", findet der Fachbereichsleiter für Gesundheit in Bayern, Robert Hinke, der bei dem Protest spricht. "Wir müssen aus der aktuellen Krise lernen." Die Gewerkschaft Verdi, die zu dem Protest aufgerufen hatte, fordert nicht nur die Covid-19-Prämie, sondern auch eine Ballungsraumzulage von 270 Euro für alle Beschäftigten. Dafür hat die Gewerkschaft bereits 600 Unterschriften im Herzzentrum gesammelt. "Wir wurden vom Staat vergessen", befürchtet derweil Susanne Fischer. Sie hofft, dass ihre Sorgen doch Gehör finden.

Karstadt soll schließen - Politiker beteiligen sich am Protest

Nur ein paar Straßen weiter wird ebenfalls protestiert. Vor dem Karstadt am Nordbad stehen Mitarbeiter, Anwohner und Kunden: Sie wollen für den Erhalt ihres Kaufhauses kämpfen, das wegen der Coronakrise schließen soll. Auch die Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann und Stadträtin Simone Burger (beide SPD) sind vor Ort, um Unterschriften für den Erhalt zu sammeln.

Unterschriftenaktion zur Rettung des Karstadts am Nordbad.
Unterschriftenaktion zur Rettung des Karstadts am Nordbad. © Daniel von Loeper

"Der Karstadt ist mehr als ein Kaufhaus, er ist ein Viertelmittelpunkt", sagt Waldmann. In zwei Tagen haben über 1.500 Menschen für den Karstadt unterschrieben. Gestartet wurde die Petition von zwei Kundinnen, Claudia Djabbari und Sonja Brkic. "Ich habe unzählige Erinnerungen an dieses Haus", sagt Brkic. "Er ist so wichtig für das Viertel", ergänzt Djabbari. Die beiden hoffen nun, dass möglichst viele Unterschriften zusammenkommen und diese dem Oberbürgermeister in Verhandlungen mit Karstadt und dem Vermieter den Rücken stärken.

Schausteller-Protest in der Altstadt

Auch in der Altstadt wird am Nachmittag protestiert: Die Schausteller mit ihren historischen Wagen und Lkw legen mit ihrem Protest vom Odeonsplatz bis zur Theresienwiese die Innenstadt lahm. Die Fahrgeschäfte sind gewartet und geputzt, die Buden frisch gestrichen und doch werden viele Schausteller heuer überhaupt kein Geld verdienen.

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"Maßnahmen wie Sommer in der Stadt und temporäre Freizeitparks ersetzen nicht das abgesagte Volksfest und die Kirchweih. Außerdem können nicht alle Marktkaufleute und Schausteller Berücksichtigung bei diesen beschränkten Maßnahmen finden", sagt Jürgen Wild vom Bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller. Die Demonstranten fordern einen Rettungsschirm, weitere Lockerungen und eine Gleichstellung mit Einzelhandel und Gastronomie, um die Existenz der Marktkaufleute und Schausteller zu sichern.

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