Dramatische Corona-Lage: Alle Christkindlmärkte in Bayern abgesagt!

München - Die Corona-Lage in Deutschland und vor allem Bayern ist dramatisch, die Infektionszahlen erreichen täglich neue Rekordwerte, die Intensivstationen in den Krankenhäusern laufen voll. Deshalb kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Freitag deutlich verschärfte Corona-Maßnahmen an, die ab kommendem Mittwoch gelten sollen.
Eine davon: Die ausnahmslose Absage aller Christkindl- und Weihnachtsmärkte in Bayern! "Wir glauben, es führt zu unzähligen Kontakten, es gibt keine effektive Kontrolle", sagte Söder nach Beratungen der CSU-Freie-Wähler-Koalition in München. Es sei zudem unklar, wie sich Ansammlungen ergäben, wenn Clubs und Discos geschlossen seien – auch deren Schließung für die nächsten drei Wochen wurde am Freitag verkündet. "Deswegen: Keine Weihnachtsmärkte", stellte Söder klar.
Zudem kritisierte der CSU-Chef einige der Veranstalter zumindest indirekt: "Wir hatten eigentlich darauf gehofft, dass die Veranstalter selber dieses Einsehen haben", sagte er mit Blick auf die Absagen. Denn: Ganz aus heiterem Himmel kam die Ankündigung der Staatsregierung nicht. Mehrere Städte hatten schon vorher die Reißleine gezogen, die Debatte um Absagen hatte sich angesichts stark steigender Infektionszahlen seit Tagen zugespitzt.
XXL-Christkindlmarkt am Marienplatz abgesagt
So wurde beispielsweise bereits am vergangenen Dienstag der Münchner Christkindlmarkt abgesagt, der heuer eigentlich im XXL-Format hätte stattfinden sollen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) teilte die Absage nach Beratungen des Corona-Krisenstabs mit.

"Es ist eine bittere Nachricht, die ich heute für alle Münchnerinnen und Münchner und besonders auch für die Standlbesitzer habe, aber die dramatische Situation in unseren Kliniken und die exponentiell steigenden Infektionszahlen lassen mir keine andere Wahl: Der Münchner Christkindlmarkt kann dieses Jahr leider nicht stattfinden", wurde Reiter in einer Mitteilung zitiert.
Alles andere wäre ihm zufolge eine nicht zu verantwortende Erhöhung des Infektionsrisikos und zudem das falsche Signal. "Gerade auch für alle Beschäftigten in unseren Kliniken, die an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Es geht jetzt darum, größere Menschenansammlungen möglichst zu vermeiden."
Dramatische Corona-Lage in München
Bereits am 11. November beschrieb Reiter, wie dramatisch die Corona-Situation in München mittlerweile ist. In den städtischen Kliniken seien kaum noch Intensivbetten frei, die Lage spitze sich immer weiter zu. Am vergangenen Montag (15. November) erklärte Reiter dann im Presseclub, dass es am Dienstag eine Entscheidung bezüglich des Christkindlmarktes geben solle.
Diese erfolgte dann also nach einem Treffen des städtischen Krisenstabs. "Die Gesundheitsbehörde und die Kreisverwaltungsbehörde haben dringend davon abgeraten, den Christkindlmarkt stattfinden zu lassen", erklärte Reiter. "Ebenso haben heute Früh die Pandemiebeauftragen aller Münchner Kliniken in einer Konferenz einstimmig vor der Durchführung gewarnt und auf die katastrophale Situation in den Kliniken hingewiesen."
Private Christkindlmärkte hätten stattfinden sollen
Zuletzt hatte man bei der Stadt noch die Möglichkeit in Betracht gezogen, den Christkindlmarkt mit FFP2-Maskenpflicht sowie einer 2G-Regelung stattfinden zu lassen. Doch der Christkindlmarkt könne laut Reiter nicht abgegrenzt werden – "die Zahl der Gäste und die Einhaltung der 2G-Regel wären damit nicht kontrollierbar", erklärte der OB weiter.
Private Christkindlmärkte, bei denen die Besucherzahl begrenzt werden kann, hätten dem OB zufolge eigentlich stattfinden können. Mit verschärften Regeln, wie der 2G+-Regelung – das heißt, dass ausschließlich vollständig Geimpfte und Genesene Zutritt erhalten, gleichzeitig aber auch noch ein zusätzlicher negativer Corona-Test notwendig ist. Doch auch diese Christkindlmärkte wurden nun von der Staatsregierung ausnahmslos abgesagt.
2G, 2G+, 3G, 3G+: Was bedeuten die Corona-Regeln?
- 2G: Geimpft oder genesen. Getestete Personen erhalten keinen Zutritt. Als Nachweis muss ein gültiges Impf- bzw. Genesenenzertifikat vorgelegt werden.
- 2G+: Geimpft oder genesen. Zusätzlich muss ein negativer Corona-Test vorgezeigt werden.
- 3G: Geimpft, genesen oder getestet. PCR-Test darf maximal 48 Stunden alt sein, Schnelltest darf maximal 24 Stunden alt sein. Als sonstiger Nachweis muss ein gültiges Impf- bzw. Genesenenzertifikat vorgelegt werden.
- 3G+: Geimpft, genesen oder getestet. Nur PCR-Test erlaubt (maximal 48 Stunden alt), ein Schnelltest ist nicht zulässig. Als sonstiger Nachweis muss ein gültiges Impf- bzw. Genesenenzertifikat vorgelegt werden.
OB Reiter: "Finanzieller Ausgleich" für Standlbetreiber
Für die Standlbetreiber ist die Absage besonders bitter – schon seit Tagen standen ihre Buden in der Münchner Innenstadt, nun folgte nach dem Winter 2020 die erneute Absage. Reiter möchte für die Betroffenen einen "finanziellen Ausgleich" schaffen, wie er in der Mitteilung erklärt.

Gleichzeitig appellierte der OB weiterhin an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Man sei trotz der Möglichkeit der Impfung weit von der Normalität entfernt, auch weil sich noch nicht genügend Menschen haben impfen lassen. "In meiner Abwägung, die ich mir alles andere als leicht gemacht habe, hat der Gesundheitsschutz der Menschen und die Unterstützung der Beschäftigten in unseren Kliniken oberste Priorität."
Einige Märkte finden trotz der Absage statt
Am kommenden Dienstag werden die verschärften Corona-Regeln im Kabinett beschlossen, anschließend folgt die Debatte im Landtag. Am Mittwoch (24. November) sollen die Maßnahmen dann in Kraft treten. "Bis dahin gelten die aktuellen Regeln", teilte eine Sprecherin der Staatskanzlei mit.
Veranstalter, die schon eröffnet haben oder kurz davor stehen, haben also noch ein Zeitfenster von ein paar Tagen. Das lassen sich etwa die Veranstalter des Marktes im Schlosshof von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis in Regensburg nicht zweimal sagen. "Solange mir keine rechtsverbindliche schriftliche Untersagung vorliegt, werden wir den Markt weiter betreiben", teilte Veranstalter Peter Kittel mit. Man werde am Freitag wie geplant eröffnen.
So kam es dann auch: Nur wenige Stunden nach der Söder-Ankündigung öffnete der Weihnachtsmarkt. Kittel verwies auf bestehende Verträge mit 120 Standbetreibern, mit Künstlern und Technikern. Von der Stadt liege eine gültige Genehmigung für den Markt vor. Es gehe nicht um Rebellion und auch nicht darum, die Corona-Pandemie zu leugnen. Es würden sehr straffe 2G-Regeln (geimpft und genesen) umgesetzt, man sei im Freien und auf einem weitläufigen, durchgehend umwehrten Privatgelände. "Wir haben kein Verständnis dafür, dass ein Fußballspiel mit Zuschauern stattfinden kann, aber unser Markt in Frage gestellt wird", sagte Kittel. Es gehe um viele Existenzen.
Auch in Bayreuth - wo die Buden bereits seit vergangenen Montag offen haben - soll der Markt laut Stadt zumindest am Samstag und wohl auch am kommenden Montag geöffnet bleiben. In Coburg wollte man sich noch nicht ganz mit einer Absage abfinden. Man prüfe einen "Plan B", teilte die Stadt mit. Es solle geprüft werden, ob zum Beispiel ein reiner Warenmarkt anstelle des Weihnachtsmarktes zulässig sei.