Dieter Reiter unter Druck: Pokal-Foto auf Facebook
FC-Bayern-Boss Hoeneß will den SPD-OB-Kandidaten Reiter im Wahlkampf unterstützen. Der Fußballclub finanzierte Reiter auch eine Reise zum Champions-League-Finale in London. Der Münchner Wirtschaftsreferent muss sich jetzt für diese Einladung rechtfertigen.
München - Der Münchner Wirtschaftsreferent und SPD- Oberbürgermeisterkandidat Dieter Reiter gerät wegen einer vom FC Bayern finanzierten Reise zum Champions-League-Finale unter Druck. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ (Donnerstag) berichtete, hatte der Fußballclub Reiter zu dem Match gegen Dortmund im Wembley-Stadion Ende Mai eingeladen und ihm auch den Flug, das Hotel und die Feier nach dem Spiel bezahlt. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) habe die Reise genehmigt. Von der Stadtverwaltung und von Reiter selbst war am Donnerstag zunächst keine Stellungnahme zu der Reise zu erhalten.
Auf Facebook hatte Reiter seine Fans zeitnah per Fotos über seine Reise zum Champions-League-Finale informiert. "Da ist das Ding!!!", schrieb der Wirtschaftsrefernt der Stadt am 26. Mai unter ein Foto des Champions-League-Pokals, welches er in London vor der Vitrine geschossen hatte. Vorher hatte Reiter Schnappschüsse aus dem Wembley-Stadion veröffentlicht. Beste Plätze mit Top-Sicht auf das Spielfeld. "Auf geht's!", schreibt Reiter bei Facebook.
Die Münchner Grünen, Koalitionspartner der SPD in der Landeshauptstadt, verlangten Aufklärung über die Reise nach London. Hintergrund sind die strengen Regeln der Stadt für die Annahme von Geschenken. So dürfen etwa die Münchner Müllmänner seit Jahren kein Trinkgeld mehr annehmen. Die städtischen Mitarbeiter dürfen zu Weihnachten Geschenke im Wert von maximal 15 Euro annehmen.
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Reiter will im März 2014 Nachfolger des langjährigen Rathauschefs Ude werden. Er bestätigte der SZ die Reise auf Kosten des FC Bayern und verteidigte diese: „Ich habe das getan, was man von mir als Wirtschaftsreferent erwarten kann: Die Einladung eines renommierten Unternehmens angenommen.“ Dagegen berichtete das Blatt unter Berufung auf das Wirtschaftsreferat, Reiter sei nicht als offizieller Vertreter der Stadt gereist, sondern auf persönliche Einladung. Laut dem Bericht hatte allein schon die Einladung zu dem Bankett nach dem Spiel einen Wert von 400 Euro. Es ist bekannt, dass Reiter und Bayern-Präsident Uli Hoeneß ein gutes Verhältnis haben. Der sonst eher CSU-nahe Bayern-Boss hatte angekündigt, dass er der den 55 Jahre alten Sozialdemokraten im Wahlkampf unterstützen will.
Die Grünen kritisieren, dass die Aussagen von Reiter selbst und seinem Referat, ob Reiter als Vertreter der Stadt oder als Privatmann unterwegs war, widersprüchlich seien. Sie wollen deshalb wissen, ob Reiter als OB-Kandidat oder städtischer Referent zum Finale gefahren ist. „Wurden die Richtlinien für städtische Mitarbeiter ausgehöhlt oder fehlt bei Dieter Reiter das Gespür dafür, dass eine Einladung im Wert von mehreren Tausend Euro nicht angemessen ist?“, fragte der Münchner Grünen-Chef Sebastian Weisenburger.