Dieter Reiter ist Münchens neuer Oberbürgermeister

Ab sofort kann Dieter Reiter Anzapfen üben: Der Sozialdemokrat ist neuer Oberbürgermeister und damit künftig für den "O'zapft is!"-Ausruf zum Oktoberfest-Auftakt verantwortlich.
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Münchens neuer Oberbürgermeister: Dieter Reiter.
Willi Bock Münchens neuer Oberbürgermeister: Dieter Reiter.

Ab sofort kann Dieter Reiter Anzapfen üben: Der Sozialdemokrat ist neuer Oberbürgermeister und damit künftig für den "O'zapft is!"-Ausruf zum Oktoberfest-Auftakt verantwortlich. Doch während er mit dem weltweit beachteten Fassanstich einen dankbaren Job gewonnen hat, hat der 55-Jährige auch einige undankbare Aufgaben vor sich: Er muss vor allem eine Lösung für das Problem Wohnungsnot und extreme Mietpreise finden.

München –  Reiter benötigte als erster Sozialdemokrat seit 30 Jahren zwei Wahlgänge, um den in München nach Ende des Zweiten Weltkriegs fast immer von der SPD besetzten Oberbürgermeister-Posten zu gewinnen. Im ersten Wahlgang lag er mit 40,5 zu 36,6 Prozent noch relativ knapp vor CSU-Kandidat Josef Schmid. Doch im zweiten Wahlgang holte Reiter mit rund 57 Prozent der Stimmen einen so deutlichen Vorsprung, dass er dies als Vertrauensvorschuss werten darf.

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Dass Reiter zwei Wahlgänge brauchte, liegt an der tiefen Zäsur durch den Rückzug des nach über 20-jähriger Amtszeit aufs Altenteil gewechselten Christian Ude. Ude war in München so omnipräsent, dass an seiner Seite in den vergangenen Jahren niemand Profil gewinnen konnte – sich nun einen Namen zu machen, ist eine der ersten Aufgaben Reiters.

Reiter war Udes Favorit für die SPD-intern von mehreren Bewerbern begehrte OB-Kandidatur. Als Münchner Wirtschaftsreferent gehörte er schon in den vergangenen fünf Jahren zum obersten Führungszirkel der Stadtverwaltung. Davor war er unter anderem stellvertretender Stadtkämmerer, Amtsleiter im Steueramt und Pressesprecher der Stadtkämmerei. Auf eine mittlerweile 33-jährige Laufbahn im städtischen Dienst kommt der Diplomverwaltungswirt.

Der am 19. Mai 1958 geborene Reiter ist zwar kein gebürtiger Münchner, er kam in Rain am Lech zur Welt. Aber schon als er zwei Jahre alt war, zog seine Familie nach München, wo er aufwuchs und seine Jugend verbrachte. Reiter besitzt in Straßlach im südlichen Landkreis Münchens mit seiner zweiten Frau Petra ein Haus – das Ehepaar lebt aber seit einigen Jahren in München, in einer 110 Quadratmeter großen Mietwohnung im Arbeiterviertel Sendling.

Auch die drei Kinder des SPD-Manns – zwei brachte seine Frau mit in die Ehe – leben in München. Und weil er auch Großvater eines kleinen Enkelkinds ist, bekommt Reiter aus der eigenen Familie Rückmeldungen darüber, wie teuer und damit schwierig ein Leben mit kleinen Kindern in München ist. Der Hobby-Musiker – "zum Leidwesen meiner Umwelt spiele ich Gitarre – gerne auch mal laut!" – hat das Problem der in München stetig stark steigenden Mieten und der Wohnungsnot zu einem seiner Wahlkampfthemen gemacht.

"Ich will, dass auch in Zukunft Familien hier in der Stadt leben können", sagt der auf Ausgleich innerhalb der heterogenen Münchner Bevölkerung setztende Reiter. Eine seiner Lösungen: Er will die Münchner Hochhausdoktrin einkassieren, die Gebäude nur bis zu einer gewissen Höhe erlaubt. Allerdings wurde genau diese Doktrin erst vor wenigen Jahren durch einen Bürgerentscheid bestätigt. Auch Luxussanierungen, mit denen Vermieter die Mieten in die Höhe treiben und häufig alte Mieter aus ihren Wohnungen vertreiben, will Reiter eindämmen.

Leicht wird dies nicht: Weil die Einwohnerzahlen in München wegen der glänzenden Wirtschaftslage stetig wachsen und auch für die nächsten Jahre ein kontinuierliches Wachstum prognostiziert ist, bleibt der Druck auf den Wohnungsmarkt enorm. Am Erreichen oder Verfehlen des Ziels eines entspannteren Wohnungsmarkts dürfte Reiter am Ende seiner ersten Amtszeit in sechs Jahren gemessen werden.

Die Oktoberfest-Fans dürften ihn auch daran messen, wieviele Schläge er beim Anzapfen braucht: Nur zwei Schläge brauchte wiederholt Ude – es dürfte für Reiter leichter werden, seinen Vorgänger in der Wohnungspolitik zu übertrumpfen.

 

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