Diese 82-Jährige will freiwillig ihren Führerschein abgeben

München - Uschi Maini weiß, was sie will. Die 82-Jährige ist aktiv und keinesfalls auf den Mund gefallen. Und ihr ist bewusst, wo ihre körperlichen Grenzen liegen. In ein Auto möchte die Münchnerin nicht mehr steigen – zumindest nicht, wenn sie selbst hinters Steuer muss. Das sei ihr in ihrem Alter zu riskant. Deshalb möchte Maini freiwillig ihren Führerschein abgeben – und dafür ein Jahr kostenlos mit dem MVV fahren. Doch die MVG zieht nicht mit.
Maini formuliert ihr Vorhaben sehr bestimmt: „Ehe etwas passiert, gebe ich den Führerschein ab.“ Natürlich wäre das eine große Umstellung, aber die nimmt sie in Kauf. Sie findet, das ist ein vernünftiger Schritt – und ein mutiger noch dazu. Dafür hätte sie gerne eine Gegenleistung: ein Jahr kostenlos mit den Öffentlichen fahren zu dürfen. Eine Jahres-Isarcard60 würde 441 Euro kosten.
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Maini will ihren Führerschein gerne abgeben, ihre Mobilität will die 82-Jährige deshalb aber nicht aufgeben. Deshalb der Wunsch nach dem Ticket.
In Ulm und Dortmund gibt es den Führerschein-Tausch
Ein wenig sieht sie sich schon als Pionierin, immerhin könnten andere Menschen in ihrem Alter ihr es gleich tun. Maini findet, dass das eine feine Sache wäre.
Paul Bickelbacher, Grüner im Stadtrat, kann das nachvollziehen. Seine Fraktion hat im Juni einen Antrag im Stadtrat eingebracht, der interessierten Senioren den Tausch des Führerscheins gegen eine MVV-Jahreskarte möglich machen sollte. „Es sollte vor allem für nicht so gut Situierte ein Anreiz sein“, sagt Bickelbacher der AZ. Beim Seniorenbeirat und den übrigen Stadtratsfraktionen stieß das Vorhaben auf wenig Gegenliebe. Diskriminierung war ein Schlagwort. „Den Antrag haben viele missverstanden“, sagt Bickelbacher heute.
Zudem monierte das KVR, dass eine freiwillige Abgabe des Führerscheins rechtlich so gar nicht möglich sei. Das Argument: Die Fahrerlaubnis liegt unabhängig vom Dokument des Führerscheins vor. Will heißen: Wer den „Lappen“ abgibt, kann ihn sich Monate oder Jahre später einfach wieder neu ausstellen lassen.
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Aus den Städten, die den Führerscheintausch eingeführt hätten, Dortmund und Ulm, seien ihm jedoch keine Fälle bekannt, in denen dieses Problem aufgetreten sei, so Bickelbacher. Im Stadtrat fiel der Grünen-Antrag trotzdem durch. Das Tauschprogramm gibt es deshalb nicht.
Die MVG will die Kosten für das Ticket nicht übernehmen
Weshalb die MVG Uschi Mainis Vorschlag eher reserviert begegnet. „Die Finanzierung von Fahrkarten für einzelne Senioren, die im Gegenzug ihren Führerschein abgeben möchten, kann die MVG nicht übernehmen“, sagt Sprecher Matthias Korte. „Die Kosten würden zulasten aller übrigen zahlenden Fahrgäste gehen, die das MVG-Leistungsangebot über ihre Fahrgelder finanzieren.“ Wäre das städtische Tauschprogramm zustande gekommen, hätte die Stadt die Kosten für die Tickets übernommen.
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Uschi Maini findet trotzdem, dass eine Tauschaktion sinnvoll wäre. „Ich bekomme für die Idee im Bekanntenkreis viel Zuspruch“, berichtet sie. Flexibel ist die 82-Jährige übrigens: Wenn die MVG nicht will, steigt sie eben auf ein anderes Verkehrsmittel um. „Ich nehme auch Taxigutscheine“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.