Die Wohnung, die nicht existiert: Betrug auf dem Wohnungsmarkt in München

Das Angebot an bezahlbarem Wohnraum ist knapp und das Interesse groß – gerade in München. Wie Betrüger das ausnutzen.
Niclas Vaccalluzzo
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Wer eine Wohnung sucht, scannt fast immer Immobilienportale. Doch nicht alle Anzeigen dort sind seriös, trotz Sicherheitsmaßnahmen seitens der Betreiber.
Wer eine Wohnung sucht, scannt fast immer Immobilienportale. Doch nicht alle Anzeigen dort sind seriös, trotz Sicherheitsmaßnahmen seitens der Betreiber. © imago

München - Ein günstiges Zuhause finden: In einem Ballungsraum wie München gleicht das geradezu einem Sechser im Lotto. Im Oktober zum Beispiel strömen wieder Tausende Studierende auf der Suche nach Unterkünften in die Landeshauptstadt – und auf den bekannten Immobilienportalen reißen sich viele Menschen um die wenigen Angebote.

Diese angespannte Lage nutzen Betrüger aus: Sie locken derzeit vermehrt mit Fake-Wohnungsanzeigen und stehlen teils sogar die Daten der Interessenten. "Modernes Ein-Zimmer-Apartment in Bestlage", das Ganze für nur 400 Euro Warmmiete monatlich – Angebote wie dieses sind leider fast immer zu gut, um wahr zu sein. Aber wie erkennt man die fiesen Betrugsmaschen und was sagen die Portale selbst dazu? Die AZ hat nachgefragt.

Betrug mit Wohnungen in München: So erkennt man die fiesen Maschen

Vorkasse, falsche Gebühren oder gar Identitätsdiebstahl – die Verbraucherzentrale warnt gleich vor einer Vielzahl an Betrugsmaschen. Ein weit verbreitetes Szenario ist etwa der "Trick mit der Vorkasse". Dabei haben die Wohnungssuchenden Kontakt zu den angeblichen Eigentümern der Wohnung, die allerdings nicht persönlich zur Wohnungsbesichtigung erscheinen können, da sie etwa im Ausland seien.

Damit die Besichtigung dennoch stattfinden kann, wird vorgeschlagen, den Wohnungsschlüssel per Post an die Interessenten zu senden. Hierfür sollen die potenziellen neuen Mieter aber Kaution an den "Eigentümer" überweisen.

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München: Betrüger verlangten Geld für eine gefakte Wohnungsbesichtigung

Der Schlüssel freilich wird danach niemals versendet und auch der vermeintliche Wohnungsgeber ist plötzlich nicht mehr erreichbar. Diesen miesen Trick gibt es auch noch in erweiterter Form: Laut Verbraucherzentrale wird teils tatsächlich ein Schlüssel versandt, der dann per Nachname-Gebühr von den Interessenten angenommen werden soll. Hier bleibt der Wohnungssuchende dann auf der Gebühr sitzen und der Schlüssel wird natürlich auch nicht ins Türschloss passen.

In Städten wie München kann man schon froh darüber sein, einen Besichtigungstermin zu bekommen – auch das nutzen die Gangster aus. Sie verlangen dann für die Besichtigung einer Fake-Wohnung Geld, damit Interessenten in die Vorauswahl kommen. In anderen Fällen werde die Wohnung auch direkt zur Miete angeboten, ohne, dass sie jemals besichtigt wurde, so die Verbraucherschützer. Dann wollen die Betrüger an die Mietkaution der Bewerber. Tatsächlich ist eine Kaution aber immer erst dann fällig, wenn ein Mietvertrag abgeschlossen ist.

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Wohnungssuche in München: Zahlreiche Phishing-Mails im Umlauf

Auch die eigenen Daten und sogar die eigene Identität sind vor den Betrügern nicht sicher. Laut Verbraucherzentrale sind auch immer häufiger sogenannte Phishing-Mails im Umlauf. Angeblich im Namen von Immobilienportalen werden diese an die Kunden versendet. In den Nachrichten fordern die Absender sie dann auf, über einen Link ihre Zugangsdaten einzutragen oder einen Anhang zu öffnen.

Die Seiten des Links sind allerdings gefälscht und die Anhänge in diesen Fällen oft mit Schadsoftware belastet. Auf keinen Fall sollte man eine Kopie seines Personalausweises versenden, warnen die Verbraucherschützer. Diese wird von vermeintlichen Wohnungsgebern oftmals aus verschiedensten Gründen angefordert. Mit der Kopie können die Verbrecher allerdings dann die Identität für illegalen Geschäften nutzen.

Der Mietpreis gibt einen ersten Hinweis darauf, ob das Angebot seriös ist

Auf den Portalen selbst ist das Problem bekannt – und die Betreiber sind aktiv geworden gegen die Betrugsmaschen. Lennart Dannenberg, Sprecher von Immobilienscout24 sagt zur AZ: "Wir haben eine Reihe an technischen Filtern und Abfragen in unsere Systeme eingebunden, mit denen wir alle neu eingestellten Inserate überprüfen." So könnten 70 Prozent der betrügerischen Inserate bereits ausgefiltert werden, bevor sie online gehen.

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Den Nutzern empfehle man zudem, jederzeit die Meldefunktion zu nutzen, wenn ihnen eine Anzeige unseriös vorkommt und unter Umständen auch die Polizei zu benachrichtigen. Aber wie genau erkennt man, ob eine Wohnungsanzeige seriös ist – oder eben nicht?

Laut Immobilienscout24 dient oft der Preis als Köder. Man sollte also achtsam sein, wenn die Angebote unverhältnismäßig günstig erscheinen. Das Portal bietet in jeder Anzeige auch Preis- und Lageinformationen an. Dort kann überprüft werden, ob der Preis für die Wohnung realistisch ist.

Betrüger agieren dort, wo die Wohnungsnot besonders groß ist – auch in München

Doch auch Widersprüche zwischen Bild und Text, unrealistische Fotos wie aus dem Prospekt oder auch schlechtes Deutsch und Anfragen auf Englisch können ein Zeichen für gefälschte Inserate sein. Gewisse Angaben sollten zudem in den Anzeigen enthalten sein. Seriöse Anbieter geben in der Regel die Höhe der Warm- und Kaltmiete und den Energieausweis mit an. Steht man bereits im Kontakt zu Anbietern, dann sollte man laut Verbraucherzentrale auf auffällige Mails achten.

Dateianhänge die auf ".exe" enden könnten Schadsoftware und Trojaner enthalten. Auch E-Mail-Adressen mit auffälligen Domains wie: name@günstige-traumwohnung.de sollten aufhorchen lassen. Abschließend sollte besondere Vorsicht bei Überweisungen ins Ausland geboten sein. Dannenberg hält die Aufklärung über das Thema für sehr wichtig, denn die Betrüger setzten genau da an, wo die Not am größten ist und agierten dort, wo der Mietmarkt besonders angespannt ist - dazu gehöre natürlich auch München.

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