Die Weißen Feste sind in vollem Gange
München - Christian Karpfinger ist Professor für Mathematik an der Technischen Universität München. Aber in der Faschingszeit lässt auch ein Naturwissenschaftler alle Fünfe gerade sein und führt ein Leben neben der Uni. Ihm ist es zu verdanken, dass es wieder die berühmten Weißen Feste gibt.
Erstes Faschingsfest fand 1967 statt
Zum ersten Mal wurde so ein Faschingsfest unter dem Motto "Alles muss weiß sein" im Jahr 1967 gefeiert. Ins Leben gerufen hatten es damals Studenten der Kunstakademie. 52 Jahre lang wurden die Feste dann in der Max-Emanuel-Brauerei abgehalten. Bis 2016 war Karpfinger dort der Pächter. Danach gab es die Feste noch zwei Mal und 2019 war schließlich Schluss.
Karten gibt es nur noch für den Rosenmontag
Die jetzigen Pächter haben kein Interesse an einer Fortführung dieser Tradition und so hat sich der Professor auf die Suche nach einer alternativen Örtlichkeit gemacht. Fündig geworden ist er in der Isarpost in der Sonnenstraße. Die Nachfrage ist riesig. Alle Feste, außer dem am Rosenmontag, sind ausverkauft.

Die Legende der Weißen Feste muss jedoch neu geschrieben werden. Karpfinger hat die aktuellen Studenten der Kunstakademie an Bord geholt. Die haben ein neues Design entworfen und ein bisschen in den Archiven der Uni recherchiert. Herausgekommen ist, dass die Geschichte, nach der die weißen Feste einst von Studenten ins Leben gerufen wurden, weil sie nicht genügend Geld für teure Kostüme hatten, nicht stimmt.
Weiße Kostüme, weil Professor Antarktis durchnahm
Richtig ist, dass dort ein Professor mit seiner Bildhauerklasse die Region Antarktis durchnahm. Diese Gruppe hat dann beschlossen, sich unter dem Motto Antarktis auf ihrer Faschingsfeier zu verkleiden: Eisbären, weiße Eskimo-Kostüme und mehr. Es gibt sogar noch Filme aus dieser Zeit.
Aus diesen haben die Kunststudenten eine Videoinstallation gestaltet, die auf den Weißen Festen in Dauerschleife auf zwei Leinwänden läuft. Zu sehen sind nicht nur alte Feiern, sondern auch Szenen, die zum Motto passen, etwa fliegende Gänse in Zeitlupe.
Durch Schwarzlicht kommt jedes Kostüm zur Geltung
Den weißen Faschingsfreunden scheint es zu gefallen. "Ich bin jeden Abend selbst vor Ort", erzählt Karpfinger, "und die Menschen sind begeistert." Das Motto "Komm ganz in Weiß und fang an zu leuchten" scheint den Nerv der Zeit nach der Pandemie zu treffen. Viel Schwarzlicht sorgt dafür, dass jeder Gast in seinem Kostüm zur Geltung kommt: vom Scheich über den weißen Cowboy, eine Hexe mit leuchtendem Hut bis zur Wimbledon-Tennisspielerin.
Im Durchschnitt sind die Besucher zwischen 40 und 50 Jahre alt und tanzen ausgelassen zu den gängigen Partyhits von Blues Brothers bis Abba. An den DJ-Pulten stehen DJ Löli und DJ Anusch. Beide sorgten auch schon vor der Pandemie für Stimmung auf den Weißen Festen. Ob und wie es in den nächsten Jahren weitergeht, steht noch nicht fest. Aber Karpfinger ist zuversichtlich.
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