Die Tücken des MVG-Handytickets
München - Viel Gutes hatte Peter Plenk aus Feldmoching von einem Bekannten über die Handytickets der MVG gehört. Schnell, unkompliziert und ganz ohne lästiges Stehen am Automaten käme man über die App an sein Ticket. Also probierte Plenk es selber aus. Eine Streifenkarte für künftige Fahrten in die Innenstadt sollte es sein.
Am Automaten hatte Plenk die schon öfter gekauft und auch der Einkauf über die App schien unproblematisch. Doch bei genauerem Hinsehen nach dem Kauf ärgerte sich Plenk. Denn der erste Streifen der Karte war schon entwertet. "Fahrpreiserschleichung" findet der 63-Jährige, denn noch hatte er ja kein öffentliches Verkehrsmittel genutzt. Dass diese Voreinstellung Standard ist, erfuhr Plenk erst bei der Beschwerdestelle der MVG.
"In aller Regel ist der Kauf eines solchen Handy-Ticket-Produkts anlass- bzw. fahrtbezogen, so dass eine Entwertung eines oder mehrerer Streifen beim Erstkauf plausibel ist", erklärt ein MVG-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung die voreingestellte Entwertung.
Die Sofortentwertung wird angekündigt
Dadurch, dass die Mobiltelefon-Tickets jederzeit gekauft werden könnten, bestehe kein Anlass zum Kauf auf Vorrat, wie er beim Papierticket durchaus üblich sei, so die Meinung der MVG. Auf den Umstand der Sofortentwertung werde überdies vor dem Kauf hingewiesen, auch wenn Plenk den Hinweis in der App für nicht eindeutig genug hält. "Das müsste viel ausdrücklicher gestaltet sein", findet er.
Einen Anlass, den Entwertungs-Automatismus zu ändern, sieht man derzeit bei der MVG nicht. Stattdessen beruft man sich auf den Erfolg des Tickets seit seiner Einführung 2015: "Die Streifenkarte gehört zu den beliebtesten Online-Tickets, die über unsere App erworben werden können", so der MVG-Sprecher.
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Auch bei der Aktion Münchner Fahrgäste sieht man das Problem der Sofortentwertung als nicht gravierend an, da "eine elektronische Streifenkarte jederzeit und überall nachbestellt werden kann gegenüber normalen Streifenkarten, die nur an bestimmten Punkten gekauft werden können", so Stefan Hofmeir vom Verband.
Obwohl die Aktion Münchner Fahrgäste die Einführung der mobilen Streifenkarte begrüßt hat, weist der Verband auch auf die Nachteile dieses Vertriebsweges hin: "E-Tickets haben generell ja auch noch weitere Einschränkungen."
"So kann man eine klassische Streifenkarte zum Beispiel in der Familie weitergeben, während die elektronische Variante fest mit dem ursprünglichen Käufer verbunden bleibt", so Hofmeir. Er rät, wo möglich, zum weiteren Kauf der Papiervariante.
Peter Plenk jedenfalls will trotz der Startschwierigkeiten auch zukünftig auf das Handyticket zugreifen: "Jetzt weiß ich ja, wie es geht."
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