Die Schockmasche mit "Europol": Immer mehr Fälle in München
München - Die Münchner Polizei registriert zunehmend Spam-Anrufe von angeblichen Mitarbeitern von Europol, Interpol oder dem Bundeskriminalamt.
Eine Angestellte aus Ottobrunn wurde von Anrufern so massiv unter Druck gesetzt, dass die 39-Jährige mehrere Zehntausend Euro auf verschiedene Scheinkonten überwies. Die vermeintliche Polizistin rief von einem Handy aus an, sprach Englisch und behauptete, sie arbeite für Europol. Es gehe um ein internationales Ermittlungsverfahren, in das die kaufmännische Angestellte aus Ottobrunn verwickelt sei. Die 39-Jährige war schockiert, als sie hörte, dass über ihr Konto Drogengeschäfte gelaufen und Geld gewaschen worden sei.
50.000 Euro Schaden: Frau aus Ottobrunn am Telefon reingelegt
Die Trickbetrügerin kündigte einen Anruf eines angeblichen Beamten von Europol aus Den Haag an. Der Mann erhöhte den Druck auf die 39-Jährige. Ihr drohe bei einer Verurteilung eine langjährige Haftstrafe. Sie habe nun zwei Möglichkeiten behauptete der Anrufer, entweder müsse die Frau einen Anwalt konsultieren, der für seine Arbeit mehrere Tausend Euro Honorar verlangen werde. Oder die 39-Jährige erkläre sich bereit, mit Europol zusammenzuarbeiten, damit sei sie allen Ärger los.
Die 39-Jährige aus Ottobrunn gab dem Druck schließlich nach und zeigte sich kooperativ. Polizeisprecherin Carolin Betz: "Der angebliche Europol-Fahnder verlangte, sie solle ihr gesamtes Geld auf sogenannte Dummy-Konten überweisen." Die 39-Jährige wickelte den Transfer über ihr Onlinebanking ab und überwies auf diverse Konten immer wieder Beträge über mehrere Zehntausend Euro. Insgesamt sollen so rund 50.000 Euro zusammengekommen sein. Schließlich sprach die 39-Jährige mit ihrem Mann über die ominösen Anrufe. Zu spät erkannte sie, dass sie hereingelegt worden war. Inzwischen ermittelt die Polizei.
Trickbetrüger versuchen Masche auch bei Münchnern
Seit Beginn des Jahres häufen sich die Spam-Anrufe, die angeblich von einem "Federal Police Department" kommen, dem Bundeskriminalamt, von Interpol oder Europol. Bundesweit haben sich mehr als 7.000 Menschen allein im Juni bei der Bundesnetzagentur über derartige Spam-Anrufe beschwert. Noch im Januar und Februar waren es lediglich eine Handvoll. Inzwischen sind es jeden Monat Tausende im ganzen Land, in München hatten die Betrüger mit ihren Fake-Anrufen bisher jedoch kaum Erfolg, meist blieb es bei Versuchen.
Besonders tückisch an der Masche ist: Betroffene können die Fake-Anrufe auf den ersten Blick nicht von echten unterscheiden, weil die Betrüger ständig von neuen, regulären deutschen Nummern aus anrufen. Die Betrüger kapern Rufnummern durch sogenanntes "Spoofing". Dabei erscheint auf dem Display der Betroffenen eine Telefonnummer, die den Betrügern eigentlich gar nicht gehört. Deshalb fällt es den Ermittlungsbehörden schwer, die Spam-Welle zu stoppen. Sogar die zentrale Rufnummer des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) kaperten Betrüger.
Das Polizeipräsidium München rät dazu, bei Anrufen von internationalen Polizeibehörden misstrauisch zu sein. "Vor allem wenn die Person am anderen Ende Englisch spricht, sollte man hellhörig werden", warnt Polizeisprecherin Carolin Betz. Den Gaunern geht es immer darum, unter einem Vorwand an persönliche Daten der Opfer heranzukommen, oder noch besser direkt an deren Geld. Carolin Betz: "Legen sie in so einem Fall sofort auf und rufen Sie umgehend den Polizeinotruf, die 110 an."