Die Roy-Bar macht dicht: Ende einer Szene-Legende

Im plüschigen Roy speisten und feierten Stars von Frank Sinatra über Michael Jackson bis zu Tina Turner. Wie die AZ exklusiv erfahren hat, schließt das berühmte Bar-Restaurant jetzt für immer seine Pforten.
Annette Baronikians |
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Üppig geschmückt - derzeit mit der (letzten) Herbst-Dekoration aus Sonnenblumen, Kürbissen, kleinen Hexen und vielem mehr.
Annette Baronikians 7 Üppig geschmückt - derzeit mit der (letzten) Herbst-Dekoration aus Sonnenblumen, Kürbissen, kleinen Hexen und vielem mehr.
Die Tür des Roy bleibt für immer geschlossen: Inhaber Günther Grauer mit einem alten, damals noch selbst gebastelten Promi-Willkommens-Plakat - diesmal für Tina Turner und Bryan Adams.
Annette Baronikians 7 Die Tür des Roy bleibt für immer geschlossen: Inhaber Günther Grauer mit einem alten, damals noch selbst gebastelten Promi-Willkommens-Plakat - diesmal für Tina Turner und Bryan Adams.
Anno dazumal: Ex-Inhaber Roy Dubowy mit seinem späteren Nachfolger Günther Grauer (r.), der damals als Sänger auftrat, und DJ Bobo (l.).
Annette Baronikians 7 Anno dazumal: Ex-Inhaber Roy Dubowy mit seinem späteren Nachfolger Günther Grauer (r.), der damals als Sänger auftrat, und DJ Bobo (l.).
Weiße Tischdecken, Silberleuchter und handgemalte Wandgemälde: Das Roy beweist seit jeher Stil.
Annette Baronikians 7 Weiße Tischdecken, Silberleuchter und handgemalte Wandgemälde: Das Roy beweist seit jeher Stil.
Verabschiedet sich von seinem Roy: Wirt und Entertainer Günther Grauer mit einem seiner größten Dekostücke - einer Minnie Maus.
Annette Baronikians 7 Verabschiedet sich von seinem Roy: Wirt und Entertainer Günther Grauer mit einem seiner größten Dekostücke - einer Minnie Maus.
Der berühmte Ex-Chef Roy Dubowy (Mitte) mit dem sagenumwobenen Ex-Paar Claudia Schiffer und Magier David Copperfield.
Annette Baronikians 7 Der berühmte Ex-Chef Roy Dubowy (Mitte) mit dem sagenumwobenen Ex-Paar Claudia Schiffer und Magier David Copperfield.
Michael Jackson war auch da, hier mit Künstlerbetreuer Teddy Lakis.
Annette Baronikians 7 Michael Jackson war auch da, hier mit Künstlerbetreuer Teddy Lakis.

München - Die ersten Tränen flossen schon und viele weitere werden fraglos folgen. Schließlich verlieren unzählige Stammgäste ihr "zweites Wohnzimmer" - und die Münchner Gastro-Szene wird um eine weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebte Institution ärmer.

Tina Turner oder Michael Jackson: Im Roy gingen internationale Stars aus und ein

Nach über vier Jahrzehnten schließt das Bar-Bistro Roy am Sendlinger-Tor-Platz, wo sich internationale Top-Stars wie Michael Jackson, Sir Peter Ustinov, Tina Turner oder das Magier-Duo Siegfried und Roy die Klinke in die Hand gaben. Wo dereinst der große Luciano Pavarotti speiste, Chris de Burgh seine spätere Ehefrau kennenlernte oder Udo Jürgens ein kleines Privatkonzert gab.

Der berühmte Ex-Chef Roy Dubowy (Mitte) mit dem sagenumwobenen Ex-Paar Claudia Schiffer und Magier David Copperfield.
Der berühmte Ex-Chef Roy Dubowy (Mitte) mit dem sagenumwobenen Ex-Paar Claudia Schiffer und Magier David Copperfield. © Annette Baronikians

"Ich höre auf wegen der unsicheren Zukunft", sagt Roy-Chef Günther Grauer der AZ. Zum einen sei da natürlich die Corona-Pandemie samt Lockdown, was gerade ein Nachtlokal mit voller Härte treffe. Zum anderen werde das gesamte Gebäude, in dem sich das Roy befindet, Anfang 2022 grundsaniert. Dem Einvernehmen nach wäre damit wohl ohnehin das Ende des legendären Plüsch-Lokals besiegelt gewesen.

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Chef Grauer fällt der Abschied von der Szenebar schwer

"Es fällt mir schon sehr schwer", sagt der sonst so muntere Günther Grauer, der auch Event-Veranstalter und Präsident der Faschingsgesellschaft Narrhalla ist, ganz leise. Gedankenversunken blickt er in seinem Roy um sich: "Hier steckt so viel Herzblut drin."

Die Tür des Roy bleibt für immer geschlossen: Inhaber Günther Grauer mit einem alten, damals noch selbst gebastelten Promi-Willkommens-Plakat - diesmal für Tina Turner und Bryan Adams.
Die Tür des Roy bleibt für immer geschlossen: Inhaber Günther Grauer mit einem alten, damals noch selbst gebastelten Promi-Willkommens-Plakat - diesmal für Tina Turner und Bryan Adams. © Annette Baronikians

Begonnen hatte alles 1978, als der Namensgeber des Roy, der ebenso charmante wie perfekte Gastgeber Roy Dubowy, am Sendlinger-Tor-Platz das frühere (seit 1959 bestehende) Café seiner Mutter übernahm. Dubowy, der heute vor allem in Italien lebt, erschuf das gemütliche 60-Plätze-Lokal mit Sitznischen, handgemalten Wandgemälden, großer Mahagoni-Bar und stets wechselnder, höchst imposanter Dekoration.

Alle vier Wochen bekam die Bar einen neuen Look

Alle vier Wochen wurde unter enormem Aufwand alles neu geschmückt. Noch heute stapeln sich die Deko-Kartons im Lager des Lokals, wo man der Tradition des großen Umschmückens bis heute treu blieb. "Acht mal im Jahr wird immer noch gewechselt", erzählt Günther Grauer, in dessen Lokal derzeit die mehr als üppige Herbst-Deko prangt. Unter vielem anderen hängen von der Decke unzählige kleine Kürbisse, bunte Drachen und Hexen.

Es gibt so viel zu entdecken, dass man gar nicht recht weiß, wohin man zuerst schauen soll. Und genau das war es auch, was von Anfang an Gäste angelockt hat - mal abgesehen vom feinen Dinieren und dem damals größten Champagner-Angebot der Stadt. "Die saisonalen und Motto-Dekorationen haben die Gäste natürlich immer neugierig gemacht", erzählt Grauer und wühlt sich durch Stapel von Fotos. Unzählige hängen auch an den Wänden des Roy, wo sich schnell Stars von Nah und Fern wohlgefühlt haben.

Roy Dubowy hat ein außergewöhnliches Lokal geschaffen

Gilt doch seit jeher: Wer mag, bleibt für sich (wer nicht, bekommt Blitzlichtgewitter). Außerdem wird jeder gleich behandelt und umsorgt, ob prominent oder nicht. Letzteres traf auf Günther Grauer zu, als er dieses außergewöhnliche Lokal und dessen Gründer, Roy Dubowy, zum ersten Mal kennenlernte. Das war in den 90er Jahren. Damals hatte Grauer noch einen Landgasthof in Starnberg, wo er auch als "Singender Wirt" auftrat. Ein Engagement führte ihn ins Roy, etliche weitere - auch mit Petra Perle als Duo Geschwister Pfundig - folgten und schließlich blieb er ganz: erst als Geschäftsführer und schließlich als alleiniger Inhaber.

Anno dazumal: Ex-Inhaber Roy Dubowy mit seinem späteren Nachfolger Günther Grauer (r.), der damals als Sänger auftrat, und DJ Bobo (l.).
Anno dazumal: Ex-Inhaber Roy Dubowy mit seinem späteren Nachfolger Günther Grauer (r.), der damals als Sänger auftrat, und DJ Bobo (l.). © Annette Baronikians

Nachdem Roy Dubowy, übrigens Patenonkel von Chris de Burghs schöner Ex-Miss-World-Tochter Rosanna, sein berühmtes Roy 1999 verkauft hatte, fürchteten nicht wenige, dass dies das Ende des Promi-Lokals sein könnte. Doch der erfolgreiche Wirt und Entertainer Günther Grauer schaffte es, die Institution moderat zu modernisieren und in die Zukunft zu führen.

Das "zweite Wohnzimmer" Münchens macht zu

Durch seine guten Kontakte in die Schlagerbranche kamen fortan auch Künstler wie Semino Rossi, Heino oder Florian Silbereisen. Viele traten im Roy auf, wo einer besonders oft auf der kleinen Bühne stand und sang: Grauer selbst, stets umjubelt von den Stammgästen.

Diese werden jetzt nicht nur ihn vermissen, sondern auch ihr geliebtes "zweites Wohnzimmer", das eigentlich dieser Tage mit der opulenten Weihnachtsdeko geschmückt worden wäre. Diese bleibt nun in den Kisten, das Roy geschlossen. Er ist ausgeträumt der Traum von Münchens legendärem letzten Plüsch-Lokal.

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  • Wolfling am 23.11.2020 16:18 Uhr / Bewertung:

    Jo mei so iss das halt. München wird zu teuer und unattraktiv. Außerhalb von München hätte so eine Bar bestimmt mehr Chancen.

  • dakaiser am 23.11.2020 08:13 Uhr / Bewertung:

    Mei is des schad! So viele schöne Erinnerungen. Auch wenn Schlager nicht unbedingt mein Musikgeschmack sind: Aber wenn der Wirt das Mikro in die Hand genommen hat und die ganze Bar getanzt und mitgesungen hat...das war schon eine einmalige Stimmung und eine Gaudi. Dort traf man alle möglichen Typen und kam mit allen ins Gespräch, wenn man wollte. Leben und leben lassen, so wie es typisch für München war. Sehr sehr traurig. Tempora mutantur.....

  • am 22.11.2020 07:27 Uhr / Bewertung:

    Klar, die Tränendrüse, gerührt gerade von der AZ, die wie die anderen Medien auch, über jede Sauerei in München hinweg schaut. Wenn heute Wohnungen mehr Geld einbringen als Lokale, wird dann der Hauseigentümer eine Gaststätte subventionieren? So ein Blödsinn!

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